Als ich meine Schicht in der Abteilung für Alzheimer-Patienten antrat, befand sich eine von ihnen in einer sehr aufgeregten Verfassung und konnte nicht stillsitzen. Ich hätte ihr Medikamente zur Beruhigung verabreichen können, da sie aber weder Schmerzen litt noch aggressiv war, ging ich stattdessen ein paar Schritte mit ihr. Es war ein zielloses Bummeln; ich hielt hin und wieder an, betrachtete ein Gemälde, zeigte ihr einen Teddybären, schaute aus dem Fenster usw., doch meistens gingen wir einfach herum.

Dieser ziellose Spaziergang dauerte über eine Stunde, und jedes Mal, wenn ich versuchte, sie zurück in das Gemeinschaftsgebiet zu dirigieren, zog sie mich in eine andere Richtung. Dann kam mir ein Gedanke. Genauso gehe ich mit Gott um! Wie oft schleppe ich Ihn mit mir herum, bring Ihn in jedes Zimmereckchen meines Lebens, ohne darauf zu achten, was Er mir zeigen möchte oder mit mir vorhat. Dennoch, immer an meiner Seite, räumt Er Hindernisse aus dem Weg, über die ich gewiss gestolpert wäre. Er ist die ganze Zeit da und Seine Liebe kennt keine Grenzen.

Einmal zog mich diese Patientin fast an meinem Pullover hinter sich her. Sie bog wiederholt in einen Sicherheitsfluchtweg ein, in dem es keinen offenen Ausgang gab. Auch wenn wir diesen Korridor schon etliche Male entlanggegangen waren, bestand sie immer wieder darauf, also ließ ich mich von ihr führen. Da kam mir der Gedanke, bestimmt schaut Gott mich hin und wieder an und denkt, Sie wird sich bald umdrehen müssen. Wenn sie nicht hören will, lass ich sie ihren Willen haben, sie wird es schon lernen, eines Tages wird sie es schon schaffen.

Gott schien mir zu zeigen, wie Er auf mich aufpasst, mich umsorgt und sich um mich kümmert, ohne jemals die Geduld zu verlieren. Gerade hatte ich noch gedacht, Mir reicht’s, es wird Zeit eine der Pflegehelferinnen zu bitten, weiterzumachen … Aber ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Ich fragte mich, Wie kann ich sie in ihrer Hilflosigkeit alleine lassen, nachdem Gott alles das für mich getan hat? Sind mein Leben und meine Zeit wichtiger, als für jemanden da zu sein?

Selbst wenn es mir gut geht, wird mir bald langweilig und ich halte an – oder denke, wie gut ich bin und von mir selbst angetan. Wenn doch in Wirklichkeit helfen und anderen zu dienen nur mein vernünftiger Gottesdienst ist 1 oder? Und Gott dient mir doch jeden Tag.

  1. Siehe Römer 12:1.