Wahrlich, „die Freude am Herrn ist eure Stärke”, und sie kann nicht nur deinen eigenen Kummer heilen, sondern auch deren, mit denen du zu tun hast, großen Nutzen bringen. Freude kann eine mächtige Kraft sein, die hilft, Situationen zu verändern. Sie ist vielleicht kein hundertprozentiges Gegenmittel für die Depression eines Menschen oder die Traurigkeit eines Kindes, aber sie kann die initiierende Zündung sein, die sie brauchen.

Ich verbringe viel Zeit mit krebskranken Kindern. Um trotz des Todes und des Leids, das ich oft sehe, positiv zu bleiben, versuche ich, mit den Kindern, die ich betreuen, schöne Momente mit Spielen zu verbringen. Das tut sowohl mir als auch ihnen gut. Es hilft uns, uns lebendig zu fühlen, und für die krebskranken Kinder kann es den Schmerz lindern, unter dem sie leiden.

Kürzlich traf ich eine Familie aus Antakya (dem biblischen Antiochia). Die Mutter und ihre drei Söhne waren in unsere Stadt gezogen, weil sie bei dem Erdbeben, das über anderthalb Millionen Menschen obdachlos machte, alles verloren hatten. Das Erdbeben war die Katastrophe, die dieser Familie das Genick brach.

Ursprünglich lebte die Familie in Syrien, wo sie mehrfach vertrieben wurde. Der anhaltende Bürgerkrieg und die ständigen Bombardierungen zwangen sie, in die Türkei zu ziehen, wo sie eine Wohnung mieteten. Langsam, im Laufe der Jahre, begann sich ihr Leben zu verbessern. Der Vater hatte eine feste Arbeit und sie waren glücklich in ihrer kleinen Wohnung in Antakya. Sie hatten nicht viel, aber sie hatten einander.

Alles, was sie sich über die Jahre in der Türkei aufgebaut hatten, brach zusammen, als am Morgen des 6. Februars 2023 ein zerstörerisches Erdbeben der Stärke 7,8 die Region erschütterte. Alles, was sie besaßen, wurde in dem 80 Sekunden dauernden Beben, das sich wie eine Ewigkeit anfühlte, zerstört. Sie waren unter den Trümmern ihres fünfstöckigen Hauses gefangen, wo sie die nächsten zwei Tage frierend, durstig und hungrig ausharren mussten, während sie auf ein Rettungsteam warteten. Schlimmer noch als ihre Schmerzen, war das Stöhnen und Schreien von Hunderten von Menschen in ihrem und den Nachbargebäuden, die entweder verbluteten oder deren Gliedmaßen unter den schweren Zementbroken des Gebäudes zerquetscht worden waren.

Im Großen und Ganzen hatte diese Familie Glück. Der Vater musste ins Krankenhaus eingeliefert werden, aber die Mutter und die drei Kinder kamen mit nur leichten Verletzungen davon. Der Vater wurde später aus dem Krankenhaus entlassen, aber leider wirkte sich der kumulative Stress von Krieg und Katastrophen negativ auf ihn aus. Er hatte nicht die Entschlossenheit, noch einmal von vorne anzufangen und ließ schließlich seine Frau und seine Kinder im Stich.

Die Mutter konnte nicht mehr tun, als eine Bruchbude von Wohnung zu mieten, in einem überfüllten Slum unserer Stadt. Das spärlich beleuchtete Haus war schimmelig und hatte nackte Zementfußböden und im Bad drang Wasser von der darüber liegenden Wohnung ein. Die Kinder saßen auf einer dünnen Matte im Wohnzimmer. Der älteste, fünfjährige Junge, hatte in den vier Monaten seit dem Erdbeben kein einziges Wort gesprochen.

Wir übergaben der Mutter gespendete Lebensmittel und versprachen ihr, Geld zu sammeln, damit sie eine neue und bessere Wohnung mieten kann. Ein Entwicklungshelfer aus Albanien, der uns begleitete, hatte einige Luftballons dabei und bastelte aus ihnen Luftballonschwerter für die Kinder. Innerhalb weniger Minuten waren wir in einer anderen Welt und duellierten uns mit unseren bunten Luftballonschwertern. Sogar der ältere Junge machte mit und wir bemerkten, wie ein leichtes Lächeln kurz sein Gesicht erhellte.

In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen, die drei Jungs gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich dachte, wenn wir mehr Zeit mit dem älteren Jungen verbringen könnten, könnten wir ihm helfen, wieder zu sprechen. Vielleicht wäre ein wenig Spaß beim „Schauspielern” ein geeigneter Bewältigungsmechanismus, der ihm helfen könnte.

Am nächsten Tag besuchten wir die Familie erneut, um genau das zu tun, mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Nachdem wir einige Geschenke an die Kinder verteilt hatten, lieferten wir uns mit unseren Krummsäbeln aus bunten Luftballons wieder ein gehöriges Schwertkampfspiel. Wenn der älteste Junge mit seinem Schwert zuschlug, fielen wir auf dramatische Weise um oder jammerten, als hätte er uns verletzt. Schon nach wenigen Minuten lachte er wieder, und nach nur zwanzig Minuten plapperte er mit seinem Bruder in dieser Zauberwelt der Fantasie und des Spaßes. Die Mutter war überglücklich, denn das war das erste Mal seit vier Monaten, dass ihr Sohn sprach!

Nach ein paar weiteren Spielen und einem schönen Kaffee aus der Region, war es Zeit zu gehen. Wir waren alle überglücklich, zu sehen, wie dieser fünfjährige Junge durch die heilende Wirkung von Spaß und Freude wieder zum Leben erweckt wurde!