Ich behaupte gerne, nicht leicht gestresst zu werden und das trifft auch zu, dass ich kein sehr stressiger oder gestresster Mensch bin. Die Wahrheit ist jedoch, dass ich zwar nicht leicht wegen Ereignissen gestresst bin, jedoch oft von meinen eigenen Gedanken, Plänen und Aufgaben überwältigt werde. Misserfolge beeinflussen mich. Ich ärgere mich, wenn ich etwas nicht schaffe, von dem ich dachte, ich hätte es tun können oder sollen. Ich werde wütend auf mich selbst, wenn ich das Gefühl habe, anderen nicht gerecht zu werden. Ich habe viele Erwartungen, Ziele und Ideale, die ich nie erreichen werde, und das kann mich sehr reizbar und enttäuscht werden lassen.

Eines Sonntags sang ich das Gospellied „One Day at a Time” mit. Eine Welle der Frustration, die die ganze Woche über schon geschwelt hatte, stieg in mir auf, was mich aber dazu anregte, diese Worte wirklich an Jesus zu adressieren.

„Ein Tag nach dem anderen, lieber Jesus”.

Ich sang diese erste Zeile direkt zu Jesus und legte all meine Gefühle von überwältigendem Ärger und Unfähigkeit in jedes Wort. Doch bevor ich meiner Verzweiflung weiter durch den Gesang Luft machen konnte, hörte ich seine Stimme in meinem Kopf und er sang die nächste Zeile für mich:

„Das ist alles, was ich von dir verlange.”

Während alle um mich herum weiter sangen, bin ich buchstäblich verstummt, weil er gerade das ganze Lied auf den Kopf gestellt hatte. Ich hatte das Lied immer so verstanden, dass die Sängerin Gott bittet, bei ihr zu bleiben. Sie möchte nur einen Tag mit ihm verbringen, gerade genug Kraft und Weitblick haben, um zu tun, was sie tun muss, und gerade so viel von Jesus bekommen, um einen Tag zu überstehen.

Doch plötzlich wurde mir klar, dass es nicht Gott war, der mich um all diese Veränderungen, langfristigen Pläne und persönlichen Verbesserungen gebeten hatte. Ich war es gewesen. Ich hatte mehr als für einen Tag von mir verlangt, ich hatte all diese Veränderungen und langfristigen Verbesserungen von mir verlangt, aber Gott hatte mich nur um einen Tag gebeten. Alles, was er von mir verlangte, war, dass ich ihm einen Tag nach dem anderen treu bin.

Wenn ich jetzt daran denke, was er mir durch dieses Lied gezeigt hat, fühle ich mich definitiv weniger als Versager, weil ich es gestern nicht geschafft habe und es morgen nicht schaffen werde. Denn das einzige, was ich tun kann, ist, für jetzt zu leben, einen Tag nach dem anderen.