Taifune und andere Naturkatastrophen sind auf den Philippinen keine Seltenheit. Manchmal richten sie große Schäden an und fordern Menschenleben. Vor etwa 12 Jahren traf ein Taifun eine Stadt im Süden der Insel Mindanao besonders hart. Eine plötzliche Flutwelle schwemmte Hunderte von Häusern armer Siedler weg, die ihre Behelfsunterkünfte am unteren Flussufer hatten. Da das mitten in der Nacht geschah wurden tausende von Menschen mitgerissen. Einige Menschen wurden kilometerweit entfernt gerettet, andere wurden auf einer Insel weit draußen im Meer an Land gespült. Tausende Menschen starben.

Dies geschah in der Vorweihnachtszeit, und ich befand mich inmitten vieler geplanter Aktivitäten, um Bedürftigen zu helfen. Dennoch fragte ich mich einige Tage nach dem Jahreswechsel, wie ich helfen könnte. Ich hatte keine finanziellen Reserven und fragte mich, ob es sich lohnen würde, ohne große Mittel auf die Insel zu fahren.

Ich fühlte Gotts Stimme in meinem Herzen, was mich auf diese Gedanken brachte: Wenn ich gerade einen geliebten Menschen verloren hätte, was bräuchte ich dann am meisten? Wahrscheinlich mehr als Hilfsgüter oder Lebensmittel würde ich jemanden brauchen, der mich tröstet, mit dem ich reden oder weinen kann. Mein Missionspartner und ich planten schließlich, in dieses Gebiet zu reisen, und dank der vielen großzügigen Spenden von Freunden, die von unseren Plänen erfuhren, konnten wir dort doch viele Lebensmittel und Hilfsgüter verteilen. Aber wie ich schon vermutet hatte, waren die Menschen am dankbarsten für die Zeit, die wir mit denen verbrachten, die einen Verlust erlitten hatten.

Am dritten Tag gingen wir zu einer Unterkunft, wo wir einen Mann mit einer Behinderung trafen. Seine Füße waren deformiert und er war nur etwa einen Meter groß. Er erzählte uns, dass er vor Jahren von einer anderen Insel gekommen war, um die Frau zu treffen, die seine Frau werden sollte. Später bekamen sie zwei Kinder.  Aber seine Frau und seine Kinder waren in der Flutkatastrophe umgekommen, und er war wieder allein. Ich begann zu weinen, als ich seine Geschichte hörte. Er fuhr fort zu erzählten, dass er wahrscheinlich in seine Heimatstadt zurückkehren werde, da es nichts mehr gäbe, was ihn hier halten würde. Er erklärte, obwohl er nichts mehr habe, er immer noch an seinem Glauben an Gott festhielt. Er sagte, er glaube an den Himmel und dass er eines Tages seine Lieben wiedersehen werde.

Dieser Glaube und das unerschütterliche Vertrauen in Gott wurde ein Thema, das ich immer wieder von den Menschen hörte, mit denen wir während unserer Zeit dort sprachen. Es war für mich schwer zu verstehen. Wie konnten diese Menschen, die gerade den Verlust des Wenigen, das sie besaßen, und den Tod ihrer Lieben erlebt hatten, weiterhin so viel Glauben und Vertrauen in Gott zeigen? In den folgenden Tagen dachte ich viel darüber nach und verglich meinen eigenen, eher wetterwendischen Glauben mit dem, was ich in dieser Gemeinde gesehen und gehört hatte.

Hier einige meiner Schlussfolgerungen: Mein eher leichchtes und bequemes Leben ist nicht das, was mir Glauben gibt.  Tatsächlich führt meine Erwartung, dass alles ziemlich einfach und im Überfluss sein sollte, oft dazu, dass ich leicht das Gleichgewicht verliere und mich ängstlich fühle, manchmal so sehr, dass die Zweifel in meinem Kopf stärker werden als mein Glaube. Im Gegensatz dazu haben diese Menschen, die täglich Armut und Elend erleben, ein sichereres Fundament für ihren Glauben. Sie glauben an Gottes Souveränität und daran, wer Gott ist. Ihr Glaube basiert nicht darauf, was Gott für sie getan oder nicht getan hat, oder ob sie glauben, dass er dir gegenüber gerecht ist. Ich würde sagen, dass dies eine viel solidere Grundlage für den Glauben ist.

In diesen Tagen versuche ich – und manchmal gelingt es mir auch – meinen Glauben zu stärken und mich daran zu erinnern, dass Gott zwar mein Bestes will, dass es aber nicht an mir ist, ihn zu beurteilen oder zu entscheiden, ob er gute Arbeit leistet. Vielmehr ist es meine Aufgabe, ihm zu vertrauen und meinen Glauben zu stärken, indem ich Zeit mit ihm im Gebet verbringe und sein Wort, die Bibel, lese.

Ich hoffe, dass ich eines Tages mit den drei Hebräern sagen kann, denen der König von Babylon drohte, sie in den Feuerofen zu werfen, wenn sie sich weigerten, sich vor seinem goldenen Götzenbild niederzuwerfen: „Wenn unser Gott, dem wir dienen, uns retten will, dann wird er uns aus dem glühenden Ofen und aus deiner Gewalt retten. Und wenn nicht, so sollst du, König, dennoch wissen, dass wir deinen Göttern nicht dienen und dein goldenes Bild nicht anbeten werden.“ (Daniel 3,17-18 NeÜ) Mit anderen Worten: Wir glauben an Gott, ob er nun tut, was wir uns erhoffen, oder nicht. Wir wissen, dass er es kann, legen aber unser Schicksal in seine Hände.