Meine Fahrt zu einem wichtigen Termin fiehl leider in die gefürchtete morgendliche Berufsverkehrszeit der Stadt. Wenn es möglich ist, versuche ich, meinen Tag so zu planen, zu dieser Zeit nicht auf Achse zu sein.

Als ich aus der Tür ging, hoffte ich, es würde an diesem Tag anders sein, aber zu meinem Leidwesen steckte ich bald in einem zähfließenden Stau fest. Und zu allem Überfluss fuhr auch noch einer dieser alten, heruntergekommenen Müllwagen mit offener Heckklappe direkt vor mir aus einem Wohnblock heraus.

In Kenia ist Müll ein begehrtes Gut. Die meisten weggeworfenen Gegenstände haben für irgendjemanden noch einen Wert, und das Recycling erfolgt auf den riesigen Müllkippen der Stadt durch Menschen, die dort in Hütten und Pappkartons leben.

Die meisten der Müllfahrzeuge sind Jahrzehnte alt, und ihr Äußeres sieht genauso scheußlich aus wie ihr Inhalt. Dieser Lastwagen war so alt, dass er laut knarrte, Dieselabgase ausstieß und jeden in der Nähe mit einer Wolke aufdringlichen Gestanks umgab. Als hätte jemand versucht, ihm einen angenehmeren Anblick zu verschaffen, war er mit ausrangiertem Spielzeug, alten Schuhen und Teilen von Weihnachtsdekoration geschmückt, die an Schnüren von den Seiten baumelten. Ich rümpfte die Nase und wollte schon über mein Pech fluchen – nicht nur über den Stau, sondern auch darüber, dass ich hinter dem schlimmstmöglichen Fahrzeug steckte.

Dann bemerkte ich die drei in Lumpen gekleideten Müllmänner, die inmitten des Müllhaufens auf dem offenen Lastwagen saßen. Einer der Männer las den anderen aus einem großen Buch vor – einer Bibel. Ihre Gesichter hatten einen heiteren Ausdruck, und sie schienen von ihrer schrecklichen Umgebung keine Notiz zu nehmen.

Als ich in meinem Auto saß und diese paradoxe Szene beobachtete, kam ich ins Grübeln über Gott. Trotz des Staus kam mir ein Lobpreis über die Lippen, der meine trübe Stimmung aufhellte. Bald löste sich der Stau auf und der Lkw bog in einer Seitenstraße ab. Aber das stille Zeugnis von Gottes Gegenwart inmitten von Müll und Unrat und wie diese bescheidenen Arbeiter an etwas Göttlichem teilhatten, blieb mir im Gedächtnis. Ich fuhr weiter, froh, den Stau hinter mir gelassen zu haben, aber berührt von dem, was ich erlebt hatte.