Unser Freund Willi hatte es nicht leicht in seinem Leben. Als ich die traurige Nachricht von seinem Tod erhielt, musste ich an die Zeiten denken, in denen wir diesem lieben Mann helfen konnten, und es hat mich daran erinnerte, wie wichtig es ist, eine helfende Hand auszustrecken, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Da niemand von uns sicher sein kann, wie viel Zeit uns hier auf der Erde noch bleibt, ist es meiner Meinung nach wichtig, den Fokus des Lebens von Zeit zu Zeit neu zu auszurichten oder anzupassen. Mit anderen Worten, wir müssen herausfinden, was einen bleibenden Wert hat, was ein lohnendes Ziel ist und was uns Erfüllung und Glück bringt.
Ein Zitat von Marla Gibbs, das ich kürzlich gelesen habe, bringt einen wichtigen Aspekt dieses Themas zum Ausdruck. Sie schrieb: „In meinem Leben habe ich gelernt, dass wahres Glück vom Geben kommt. Wenn man anderen hilft, lernt man, wer man ist. Ich glaube, dass Liebe das ist, wonach wir alle suchen. Ich habe noch niemanden getroffen, der nicht durch Liebe ein besserer Menschen geworden ist.”
Wie so viele arme Menschen in Kenia, wo ich lebe, war auch Willies Geschichte von Not und Leid geprägt. Es begann damit, dass er eines Morgens auf dem Weg zu seiner Arbeit als Golf-Caddy von einem Auto angefahren wurde, das zu schnell fuhr. Der Fahrer flüchtete und ließ Willie schwer verletzt am Straßenrand liegen. Ein Fremder, ein „barmherziger Samariter”, brachte ihn ins Krankenhaus, wo sein Bein oberhalb des Knies amputiert wurde.
Aufgrund des Unfalls und der langwierigen, schmerzhaften Genesung verlor er seinen Job und erhielt keine Vergütung, sodass Willie keine andere Wahl hatte, als in eine kleine Hütte in einem örtlichen Slum zu ziehen. Die Lebensbedingungen im Slum machten es ihm unmöglich, einen Rollstuhl zu manövrieren, und selbst Krücken erwiesen sich auf der engen, holprigen Slumgasse als schwierig. Willies arme, ältere Schwester war die einzige Person in seinem Leben, die sich um ihn kümmerte, aber sie hatte wenig zu geben.
Bei einer unserer Lebensmittelverteilungen an arme Familien, erfuhren wir von Willies Hilfsbedürftigkeit. Angesichts der bereits langen Liste von Empfängern unserer wöchentlichen Hilfe und unserer begrenzten Mittel wäre es verständlich gewesen, ihn abzuweisen, aber wir entschieden uns anders.
Nachdem wir seine kleine dunkle Hütte betraten und seine Geschichte gehört hatten, wurde uns klar, dass es Gottes Führung gewesen sein musste, die uns an die Türschwelle dieser verzweifelten Seele brachte. Die Tragödie von Willies Unfall hatte ihn in tiefe Verzweiflung und Depression gestürzt. Unser Besuch und das Versprechen, ihn regelmäßig mit Care-Paketen zu versorgen, munterten ihn auf und ein breites Lächeln huschte über sein schmerzverzerrtes Gesicht. Mit Tränen in den Augen sagte er, er fühle, dass Gott seine Gebete erhört habe, indem er uns geschickt habe, um Licht und Hoffnung in seine Dunkelheit zu bringen.
Wir waren froh, dass wir den Impuls beherzigt hatten, die Extrameile zu gehen, die das Leben eines Menschen grundlegend verändert hat. Jetzt, da Willie von uns gegangen ist, bin ich froh, dass wir ihm im Laufe der Jahre ein wenig von seiner Last abnehmen konnten. Es lohnt sich, auf die stille kleine Stimme, unseres gottgegebenen Gewissens, zu hören, die oft zu unseren Herzen spricht und uns den richtigen Weg weist.
Obwohl wir als Gläubige einander lieben sollen (Matthäus 22,39), verpassen wir oft die Gelegenheit, den Schmerz anderer zu lindern. Das kann daran liegen, dass wir uns der Bedürfnisse anderer nicht bewusst sind, oder es uns an Einfühlungsvermögen mangelt. Empathie ist der Schlüssel, der uns die Tür zu unserer Freundlichkeit und unserem Mitgefühl öffnen kann.
Wir alle brauchen von Zeit zu Zeit einen Anstoß, um unsere Gaben der Barmherzigkeit zu nutzen und unseren Teil dazu beizutragen, andere zu ermutigen und ihnen zu helfen.