Meine Welt begann sich auf den Kopf zu stellen, als sich Vieles, an das ich mich jahrelang gewöhnt hatte, aus den Fugen zu geraten drohten. Unser langfristiger Wohnungsvertrag lief aus, und aus unserem Team, mit dem wir an Gemeindeprojekten und Missionseinsätzen gearbeitet hatten, beschloss einer nach dem anderen weiterzuziehen. Unsere Kinder, inzwischen junge Erwachsene, schwangen ihre Flügeln und flogen aus dem Nest. Da waren wir nun auf einem herausfordernden afrikanischen Missionsfeld, nur mein Mann und ich. Wir fühlten uns alles andere als kompetent und nicht mutig genug, um den Umbruch in unserer gewohnten Routine zu überstehen.
Auch wenn wir uns eingestehen mussten, dass Gott uns immer wieder durch viele Prüfungen und Herausforderungen hindurch geholfen hatte und seine Verheißungen für unsere Fürsorge, Unterstützung und Sicherheit (Matthäus 7,7-8) nie versagt hatte, waren unsere Aussichten nicht gerade positiv. Die Frage, wie wir das erhöhte Arbeitspensum bewältigen sollten, schien beängstigend zu sein, und während ich versuchte herauszufinden, wie wir die unmittelbare Situation bewältigen sollten, machten sich in meinem Kopf Leere und Sorgen über die Zukunft breit.
Wir waren auf die vielen Fähigkeiten angewiesen, die unsere Mitarbeiter/innen in das Team einbrachten. Wir hatten immer talentierte Leute, mit denen wir zusammenarbeiten konnten. Deshalb kam ich nie dazu, die mühsame Aufgabe zu übernehmen, Fahrstunden zu nehmen. Das hätte bedeutet, dass ich hätte lernen müssen, durch den beängstigenden dschungelartigen Verkehr in unserer verstopften afrikanischen Stadt zu navigieren, was ich gerne einem Teamkollegen überlassen habe. Es war auch nicht nötig, dass ich mir die Fähigkeit aneignete, unsere regelmäßigen Projekt-Updates und Broschüren zu gestalten. Außerdem war es nicht meine Stärke, in der Öffentlichkeit zu sprechen. Früher gab es immer begabte Mitarbeiter, die diese Aufgaben übernahmen, und so konnte ich das tun, was meinen Fähigkeiten und meiner Ausbildung entsprach.
Nun, da sich die Dinge so drastisch änderten, protestierte mein Verstand: „Oh Gott, was ist mit meinem geordneten Leben passiert und wie konnten unsere Pläne nur so über den Haufen geworfen werden?“ Meiner morgendlichen Lese- und Gebetszeit war überschattet mit Sorgen, als mir der folgende Bibelvers in den Sinn kam: „Überlass dem HERRN die Führung deines Lebens und vertraue auf ihn, er wird es richtig machen“ (Psalm 37,5). Eine weitere kurze Botschaft folgte: „Hab Mut, Gott hat alles im Griff!”
Mein Klagen hatte mir den Blick für die neuen Dinge verstellt, die Gott in meinem Leben tun wollte. Die Zeit, die ich damit verbracht hatte, die verschlossenen Türen der Vergangenheit zu beklagen, hatte meinen Blick getrübt, und ich hatte nicht einmal die offenen Fenster bemerkt, die sich ganz in meiner Nähe auftaten. Besonders als ich älter wurde, erkannte ich, dass ich von Natur aus dazu neige, mich zuerst auf das Negative zu konzentrieren und über verpasste Gelegenheiten nachzudenken, bevor ich mich auf das Gute konzentriere, das normalerweise mit Veränderungen einhergeht.
Als ich mich schließlich auf das Positive der geschlossenen Türen konzentrierte, spürte ich den frischen Duft, der durch die neu geöffneten Fenster wehte und auf den Gott meine Aufmerksamkeit lenken wollte. Ich erinnerte mich an das, was ein Freund kürzlich zu mir gesagt hatte: „Segen kommt in vielen Formen und Größen, nur erkennen wir ihn nicht immer”.
Also wagte ich den Sprung. Ich meldete mich für einen sechsmonatigen Kurs in Beratungstherapie an und erhielt am Ende mein Zertifikat. In einem Tutorium lernte ich, wie man Broschüren gestaltet. Danach habe ich meine Führerscheinprüfung bestanden. Diese neu erworbenen Fähigkeiten waren ein großer Segen und eine Bereicherung für unsere Gemeindearbeit.
Der „erzwungene” Lernprozess hat mir geholfen, eine vielseitigere Person und ein besserer Allrounder zu werden, was mir bei einigen der neuen Aufgaben, die das Leben für mich bereithielt, sehr nützlich war. Und das Beste von allem ist, dass ich erfahren habe, was C.S. Lewis geschrieben hat: „Wenn wir einen Segen verlieren, wird uns oft unerwartet ein anderer Segen an seiner Stelle geschenkt.
Wenn ich auf die 29 Jahre (und mehr) zurückblicke, in denen ich auf dem afrikanischen Kontinent gearbeitet habe, mit all seiner Unsicherheit, Armut und unerwarteten Veränderungen, war mein Glaube an Gottes Wort mein Schutzschild. Er hat mir Mut, Anpassungsfähigkeit und Ausdauer gegeben, um in schwierigen Zeiten durchzuhalten, wenn die Energie zur Neige geht und die Entschlossenheit nachlässt. (Sieh Römer 4,20-21)
Außerdem habe ich gesehen, wie sich ein erstaunlicher Plan für mein Leben entfaltet hat, den ich nur Gottes Führung zuschreiben kann, und das ist für mich der Beweis, dass er wirklich die Kontrolle hat und wir uns von ihm leiten lassen können.
„Ob dein Weg nach rechts oder links führt, wird eine Stimme hinter dir herrufen und dir ansagen: ‚Das ist der richtige Weg, den geh!‘” (Jesaja 30,21).