Bei dem wöchentlichen Rechtschreibtest mit einer Gruppe von Erstklässlern bemerkte ich, wie eine meiner Schülerinnen, Cindy, nichts auf ihren Test geschrieben hatte. „Ich kann mich an keine Antworten erinnern!“, stammelte sie unter Tränen. Ich nahm sie an die Hand und ging mit ihr nach draußen, wo sie einige Male tief durchatmen konnte. Wir gingen zusammen die phonetischen Laute der Wörter durch, die ich in der letzten Woche gelehrt hatte. Mit etwas Coaching und Ermutigung kehrte sie an ihren Platz zurück und schaffte es, sich an zwei von acht Wörtern zu erinnern. Sie war sichtlich erleichtert, sich überhaupt an etwas erinnern zu können, aber die Erfahrung schien ihrem wackeligen Selbstvertrauen einen schweren Schlag versetzt zu haben.

An diesem Feierabend war ich dabei, die Ergebnisse der Rechtschreibprüfung in mein Berichtsheft einzutragen und stieß dabei auf Cindys Namen. Die Verzweiflung in ihren kleinen Augen nahm mich wieder gefangen, und ich merkte, wie sich meine eigene Frustration in ihren Tränen ausdrückte. Auf der Suche nach Lösungen las ich Fachliteratur und besprach meine Schwierigkeiten mit meinen Kollegen. Trotzdem erkannte ich keine großen Fortschritte in meinen Fähigkeiten. Mit freudiger Erwartung sah ich dem bevorstehenden Abschluss meines ersten Jahres als Lehrer entgegen, aber ich hatte das Gefühl, an eine Wand gestoßen zu sein. Eines hatten Cindy und ich gemeinsam: Aufgeben kam für uns nicht infrage!

Für den Rest des Schuljahres hatte ich das Gefühl, Cindy und ich wären auf einer gemeinsamen Reise. Ich ermutigte sie weiterhin jede Woche, wenn sie genervt war, weil sie sich nicht erinnern konnte, wie man die Wörter buchstabiert. Zu sehen, wie sie entschlossen gegen ihre Angst ankämpfte, um die wöchentlichen Prüfungen zu bestehen, ermutigte mich in meinen eigenen Versuchen, Lösungen für die Probleme im Klassenzimmer zu finden. Immer, wenn die kleinen Gesichter mich verwirrt und gelangweilt ansahen, wurde mir klar, dass ich meine Art, ein Konzept zu präsentieren, ändern musste.

Aus den eigenen Fehlern zu lernen, kann ein schmerzhafter Prozess sein, egal ob man ein Erstklässler oder ein Lehrer im ersten Jahr ist, aber die Schwierigkeiten haben uns beide reifen lassen. Mit der Zeit war Cindy in der Lage, sich die Wörter zu merken und Rechtschreibtests zu machen, ohne in Panik zu geraten, wenn sie mal ein Wort vergaß. Sie begriff, dass der Rechtschreibtest ihr dabei helfen konnte, zu sehen, an welchen Wörtern sie noch arbeiten musste und welche Wörter sie gut gelernt hatte. Auch ich machte zwar immer noch Fehler in meinem Unterricht, doch auch ich gewann an Selbstvertrauen und erarbeitete Strategien für den Umgang mit Klassenraumsituationen. Eine Sechsjährige musste mir zeigen, wie ich mich durch Wachstumsschmerzen durchkämpfen musste, um mein angestrebtes Ziel zu erreichen.