Als ich 20 Jahre alt war, las ich zum ersten Mal die Evangelien. Damals begann ich, mir meine eigenen Vorstellungen über Gott und Jesus zu machen. Bis dahin waren meine Anschauungen bestenfalls eher skizzenhaft und basierten auf dem, was ich von anderen gehört hatte. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich vorher noch nie richtig mit dem Thema beschäftigt.

Während des Lesens, stellte ich fest, dass das Meiste neu für mich war und kaum einen Sinn ergab. Es war zwar für mich unverständlich, dennoch zog es mich in eine eigentümliche neue Richtung. Ich konnte nicht sagen, dass ich jetzt plötzlich großen Glauben besaß, hatte aber den Wunsch, daran glauben zu können. Wer würde nicht gern Teil einer Welt sein, in der tatsächlich Wunder geschehen, in der das Unrecht abgelehnt, die Schwachen und Unterdrückten verteidigt werden und die Liebe das letzte Wort hat? Worte, die Jesus sagte, wie zum Beispiel „Wenn ihr euch nach meinen Worten richtet, … werdet [ihr] die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen” [0. Johannes 8:31–32] veranlassten mich, noch einmal von vorne anzufangen, um ein noch tieferes Verständnis zu erlangen. Also las ich alle vier Evangelien durch und begann dann wieder bei Matthäus.

Nach etlichen Wochen merkte ich, wie sich nicht nur meine Gedankengänge veränderten. Vergeblich darauf wartend, von der Wahrheit wie ein vom Blitz getroffen zu werden, geschah aber trotzdem irgendetwas in meiner Seele. Jedes Mal, wenn ich beim Lesen eine Feststellung oder eine Geschichte bereitwillig in mich aufnahm, schlug mein ungeschliffener Stein des Glaubens auf Gottes Liebe, wie ein Feuerstein auf Eisen, und die Funken flogen – Augenblicke einer eigenartigen Glückseligkeit, die teils aus innerem Frieden, teils aus Hochgefühl bestand.

Schließlich gelangte ich von den Evangelien in andere Bereiche der Bibel. Dort fand ich Passagen, die mir zu verstehen halfen, was in meinem Inneren vor sich ging. Wie der Psalmist und unzählige andere vorher und nachher, hatte ich entdeckt, dass „Gott mir die Freude seiner Gegenwart schenken wird“ und dass „aus seiner Hand … mir ewiges Glück kommt.“ [0. Psalm 16:11] Der Apostel Paulus ging noch einen Schritt weiter, um diese Verbindung der Herzen zu erklären, die ich mit meinem Schöpfer eingegangen war: „Ihn liebt ihr, obwohl ihr ihn nie gesehen habt. Obwohl ihr ihn nicht seht, glaubt ihr an ihn; und schon jetzt seid ihr erfüllt von herrlicher, unaussprechlicher Freude.“ [0. 1. Petrus 1:8]

Möge diese Freude eure Freude sein.