„Das ist nicht fair“ müssen die vier meistbenutzten Worte meiner Kindheit gewesen sein. Immer schien es den anderen besser zu gehen als mir.

In meinen frühen Jugendjahren entwickelte ich einen fast neurotischen Hang zum Vergleichen und Analysieren. Ich war davon besessen, mein Aussehen, meine Persönlichkeit und meine Fähigkeiten mit denen anderer Mädchen meines Alters zu vergleichen.

Kurz nach der Volljährigkeit nahm ich einen Bürojob an und stand ab diesem Zeitpunkt jederzeit im Wettbewerb mit meinen Teamkollegen. Ich war davon überzeugt, dass man mir nur dann Akzeptanz und Wertschätzung zugestehen würde, wenn ich meinen relativen Mangel an Fähigkeiten und Erfahrung durch umso härtere Arbeit auszugleichen versuchte. Ich war immer auf der Jagd nach Bonuspunkten (die weder vergeben noch von jemandem ausgelobt wurden) und war mein eigener größter Kritiker.

Ich mochte mich im Allgemeinen nicht, und selbst die Dinge, die mir an mir wenigstens etwas gefielen, würde ich mir erst dann positiv bewerten, wenn ich sie ein wenig verbessert hätte. Ich konnte immer etwas nicht in Ordnung an mir finden.

Ab Mitte zwanzig trat ich in eine neue Phase der Unzufriedenheit ein, in der ich mich als übervorteilte Verliererin sah. Viele meiner Freunde waren zu diesem Zeitpunkt schon verheiratet und hatten Kinder, während ich bis dahin keine einzige ernsthafte Beziehung gehabt hatte. Ob es Gottes Schuld oder meine eigene war, konnte ich nicht beurteilen, also war ich auf uns beide wütend.

Die Gesellschaft anderer Menschen war mir unangenehm, weil ich mich immer unzulänglich fühlte. Gleichzeitig und paradoxerweise fand ich jedoch auch bei allen anderen viel, was meine Missbilligung hervorrief. Es ist also keine Überraschung, dass meine negative Einstellung meine Mitmenschen auf Distanz hielt, wodurch ich mich nur noch unsympathischer und hoffnungsloser fühlte. Es war ein Teufelskreis.

An einem meiner persönlichen Tiefpunkte angelangt, las ich einige Artikel über die Bekämpfung und Überwindung negativer Denkmuster. Ich erkannte meine eigene Unzufriedenheit in diesen Worten wieder und entwickelte den festen Willen, an mir zu arbeiten. Der erste Schritt in die Freiheit bestand darin zu erkennen, dass ich an mir arbeiten kann.

Ich dachte aus einem ganz neuen Blickwinkel über mein Leben nach – und brachte meine Dankbarkeit gegenüber Gott zum Ausdruck für alles, was Er mir geschenkt hatte. Ich hörte auf, mich über Dinge zu beklagen, die mir nicht zuteilwurden. Dankbarkeit ersetzte Bitterkeit.

Ich bat Jesus um Seine Meinung und versuchte, mich aus Seiner Perspektive zu sehen. Ich lernte, besser mit Jesus zu kommunizieren und konnte allmählich eine Veränderung feststellen – zuerst in meiner Einstellung und dann in meinem Leben. Als ich mich auf Jesus konzentrierte, wurde mir klar, dass ich Seine Kreation bin und nach Seinen Vorstellungen geschaffen wurde. Er liebt mich und es war nicht Seine Absicht, mich für irgendetwas zu bestrafen.

Ich schloss mich einer kleinen Gebetsgruppe an, in der wir über unsere Herausforderungen sprachen und füreinander beteten. Diese Gebetszeiten lenkten die lebensverändernde Kraft Gottes in meinem Leben. Sie versetzten mich auch in die Lage, viel Ermutigung und Unterstützung von fürsorglichen Freunden zu erhalten, was in sich schon sehr viel zur Entwicklung eines gesünderen Selbstbildes beitrug.

Ich lernte einige der Menschen näher kennen, die ich früher beneidet hatte, was mir dabei half, sowohl Vertrauen als auch Mitgefühl zu entwickeln, denn aus der Nähe betrachtet war auch ihr Leben nicht perfekt. Ich lernte, dass es im Leben immer ein Gleichgewicht gibt.

Der Neid hatte mich davon abgehalten, mein Herz vollständig für andere zu öffnen. Jetzt lernte ich die guten Eigenschaften anderer zu schätzen und dankte Gott dafür. Ich genoss die charakterlichen Unterschiede und stellte fest, dass diese Unterschiede nicht bedeuteten, einer wäre besser als der andere – im Gegenteil.

Es dauerte eine ganze Weile, bis ich die alten Gewohnheiten abgelegt hatte – ungefähr zwei Jahre von meinen ersten zaghaften Schritten bis hin zu einem bemerkenswerten Unterschied in meiner Lebenseinstellung – aber ich schaffte es. Jetzt kann ich sogar sagen, wirklich zufrieden zu sein und niemanden zu beneiden. Und das ist ein echtes Wunder.

Heute, einige Jahre später, kann ich erfreulicherweise verkünden, meine emotionale Veränderung ist von Dauer. Ich habe natürlich immer noch Schwächen, aber heute kann ich diese akzeptieren und lasse mich davon nicht mehr aus dem Konzept bringen.

Mein Leben wird immer besser, und ich werde immer glücklicher. Ich habe gelernt, Gutes wiederfährt den Menschen, die mit einer positiven Einstellung durchs Leben gehen und das Schöne in den Menschen suchen. Jesus gibt mir jetzt die Kraft, meine Entwicklung in den Bereichen voranzutreiben, die wirklich zählen. Es ist erstaunlich, wie viel Fortschritt wir machen, wenn wir positiv bleiben und die Angst vor dem Scheitern überwinden.