Bimmelim… Mein Handy unterbrach mein Surfen im Netz.

„Guten Tag, wir haben das Problem an Ihrem Auto gefunden. Sie können jetzt herkommen und das kaputte Teil abholen, um damit ein Ersatzteil zu besorgen“, informierte mich die freundliche Stimme am anderen Ende.

„Sofort?“, fragte ich.

„Ja, und wenn Sie jetzt herkommen, werden wir unter Umständen mit Ihrem Wagen heute fertig werden können.“

„Bin schon unterwegs“, sagte ich, bemüht, optimistisch zu klingen.

In Wahrheit war ich ärgerlich über diese Unterbrechung meiner Pläne. Ich war sehr zeitig aufgewacht, um dem morgendlichen Verkehr zu entgehen, und eine ziemliche Strecke vom einen Ende der Stadt zum Industriegebiet am anderen Ende gefahren. Dann war ich zum nächsten Einkaufszentrum gelaufen, wo ich rasch ein paar Einkäufe erledigte. Und zuletzt hatte ich mir ein Frühstück bestellt und freute mich auf etwas Entspannung, während ich das kostenlose Internet für die Cafébesucher nutzte.

Am meisten aber hoffte ich, es leicht nehmen zu können. Ich habe Parkinson und die Tremor-Phase hat bereits eingesetzt. Um das Zittern zu unterbrechen ist der beste Weg, den Tag über immer wieder kurze Pausen einzulegen. Und nun sah ich dafür keine Zeit.

Ich versuchte, ruhig zu bleiben, bezahlte und raffte mein Zeug zusammen.

„Taxi?“ fragte ein Mann aus seinem Auto heraus, als er mich das Einkaufszentrum verlassen sah.

Er parkte günstig direkt vor dem Haupteingang. Ich war ein wenig überrascht, er streckte nur den Kopf heraus, ohne auszusteigen. Andererseits, war dies nicht der für Behinderte vorgesehene Parkplatz?

Wir verhandelten über eine für beide Seiten fair scheinenden Preis.

Als ich die Heckklappe öffnete, sah ich eine Krücke auf dem Rücksitz liegen. Ich legte meine Einkäufe daneben und setzte mich auf den Beifahrersitz.

Als der Motor lief, langte der Fahrer sofort nach der zweiten Krücke, die ordentlich an seiner rechten Seite lag. Geschickt legte er mit seiner rechten Hand die Krücke auf das Gaspedal und drückte sie runter. Das Auto fuhr vom Parkplatz und wir waren unterwegs.

Überrascht schaute ich genauer auf die Beine des Fahrers. Sein Rechtes fehlte vom Knie abwärts.

Er ist ein einbeiniger Fahrer! sagte ich meinem erschrockenen Selbst. Aber es gab noch mehr Überraschungen.

Wir erreichten eine rote Ampel. Um das Auto zu stoppen, hob der Fahrer sein linkes Bein mit der linken Hand und setzte es flink auf das Bremspedal. Als es grünes Licht wurde nahm der Taxifahrer sein Bein von der Bremse, während er gleichzeitig mit der Krücke in der rechten Hand das Gaspedal herunterdrückte und das Auto rollte sanft durch Morgenverkehr.

Während ich da saß und verarbeitete, was ich gesehen hatte, hörte ich „Entschuldigen Sie, mein Herr. Stört es Sie, wenn ich Sie etwas frage?“

“Nein, sicher nicht. Nur zu!“, antwortete ich.

„Gehen Sie zur Kirche?“

„Ich bin errettet. Danke der Nachfrage.“ Ich bewunderte ihn für den Versuch, nach seinen Möglichkeiten ein guter Zeuge zu sein. „Darf ich Sie etwas fragen?“

„Ja“, war seine freundliche Antwort.

„Seit wann sind Sie Taxifahrer?“

„Seit drei Jahren“, war seine kurze Entgegnung.

Dann, während er verstand, worauf ich hinauswollte, fuhr er fort, „Ich wollte nicht als Bettler auf der Straße enden, das hat keine Zukunft und ich habe eine Familie zu ernähren. Außerdem muss ein Mann sich achten können, sonst kann er nicht leben.“

Rasch kam mir mein Leben in den Sinn. Ich beklagte mich über mein kleines Zittern und meinen unterbrochenen Tagesablauf, während hier ein Mann sein Unglück nicht sein Leben verderben ließ. Ganz plötzlich fühlte ich mich so sehr gesegnet. Ich konnte ohne Hilfe gehen. Ich hatte gerade ein gutes Frühstück hinter mir. Ich konnte mir eine Taxifahrt leisten. Mein Auto würde repariert werden können und ich hoffte darauf, es am selben Tag zurückzubekommen. Ich hatte es gut.

Dann war die kurze Fahrt vorüber und wir erreichten die Werkstatt. „Danke! Gott segne Sie! Und machen sie weiter so!“, verabschiedete ich mich von dem Taxifahrer.