Als die Jünger Jesu wissen wollten, wann er wiederkommen und sein Reich aufrichten würde, fragten sie ihn: „Wann wird all das geschehen? Und wird es vorher ein Zeichen geben, das deine Wiederkehr und das Ende der Welt ankündigt?” (Matthäus 24,3). Im Markus- und im Lukasevangelium erzählt Jesus zwei verschiedene Gleichnisse, die von seiner Wiederkunft handeln.

Im Markusevangelium sprach Jesus zuerst über die Ereignisse, die seiner Wiederkunft am Ende der Zeit vorausgehen würden. Er sagte seinen Jüngern, dass nur der Vater weiß, wann diese Zeit kommen wird, doch in der Zwischenzeit „weil ihr nicht wisst, wann dies alles geschieht, bleibt wachsam und seht euch vor” (Markus 13,32-33).

Dann erzählte er ihnen das Gleichnis:

Das Kommen des Menschensohnes lässt sich mit der Rückkehr eines Mannes vergleichen, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen. Er gab allen seinen Bediensteten Anweisungen, was sie arbeiten sollten, und wies den Türhüter an, in der Zwischenzeit nach ihm Ausschau zu halten. Genauso sollt auch ihr wachsam sein! Denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses wiederkommt – ob am Abend, mitten in der Nacht, in der frühen Morgendämmerung oder bei Tagesanbruch. Sorgt dafür, dass er euch nicht schlafend findet, wenn er ohne Vorwarnung kommt. Was ich euch hier sage, das sage ich allen: Seid wachsam! (Markus 13,34-37).

Nach dieser Geschichte brachte der Herr, bevor er auf die Reise ging, seinen Haushalt in Ordnung, indem er sicherstellte, dass jeder seiner Diener wusste, was er während seiner Abwesenheit zu tun hatte. Er wies den Türhüter an, wach zu bleiben und bereit zu sein, bei seiner Rückkehr die Tür zu öffnen. Wann dies der Fall sein würde, wurde dem Türhüter jedoch nicht mitgeteilt.

Jesus fuhr fort, seinen Jüngern zu sagen, dass sie ebenfalls wach und aufmerksam bleiben sollten, weil sie nicht wussten, wann ihr Meister wiederkommen würde. Seine Andeutung, dass der Meister plötzlich kommen könnte, bedeutete nicht bald. Vielmehr bedeutete es unerwartet – das heißt, er könnte jederzeit kommen und niemand würde genau wissen, wann er kommen würde. Wenn der Diener bei der Ankunft des Herrn schlafend vorgefunden wurde, hat er seine Pflicht nicht erfüllt.

Ähnliche Aufforderungen, wach zu bleiben und wachsam zu sein, finden sich in allen Evangelien: „Seid wachsam! Und betet darum, dass ihr, wenn es möglich ist, diesen Schrecken entkommen und vor dem Menschensohn stehen könnt” (Lukas 21,36). „Deshalb haltet euch bereit, denn ihr wisst nicht, wann euer Herr wiederkommt” (Matthäus 24,42).

Wenn man beim Schlafen erwischt wird, während man eigentlich im Dienst sein sollte, wäre das ein beschämendes Versäumnis der Pflichterfüllung. Wir lesen, dass genau das am Vorabend der Kreuzigung Jesu geschah, als Jesus Petrus, Jakobus und Johannes bat, „Bleibt hier und wacht mit mir, während er betete. Später lesen wir jedoch „fand er die Jünger schlafend” und sagte zu Petrus: „Konntest du nicht eine einzige Stunde mit mir wachen?” (Markus 14,34-37).

Was Jesus zu seinen Jüngern sagte – wach, aufmerksam und wachsam zu sein – sagte er zu allen Christen zu allen Zeiten, auch zu uns heute. Jesus ruft uns auf, unseren Glauben so zu leben, dass wir bereit sind, dem Herrn zu begegnen – sei es bei unserem Tod oder bei seiner Wiederkunft.

In Matthäus 24 sagt Jesus: „Wer ist also ein vertrauenswürdiger und kluger Diener, dem der Herr sein Haus und die Versorgung seiner Familie anvertrauen kann? Wenn der Herr zurückkommt und feststellt, dass der Diener seine Aufgabe zu seiner Zufriedenheit erfüllt, ist der Diener glücklich zu schätzen” (Matthäus 24,45-46). Das bedeutet, dass jeder Gläubige vor einer Entscheidung steht. Werden wir dem Herrn treu sein? Werden wir unser Leben in Übereinstimmung mit seinen Lehren leben?

Bei unserem gewöhnlich vollen Tagesablauf und all den Sorgen und Pflichten dieses Lebens ist es leicht, unser geistliches Leben zu vernachlässigen und mit ihm unseren Glauben und unsere Beziehung zu Gott. Die unmittelbaren Anforderungen unseres Alltags verlangen von uns, dass wir uns auf unsere Arbeit, unsere Familie, unsere Freunde und die scheinbar nicht enden wollenden Angelegenheiten des täglichen Lebens konzentrieren. Es braucht Absicht, sowie Zeit und Mühe, um unseren Glauben aktiv zu leben, unsere Seele zu nähren, unser geistliches Leben lebendig und relevant zu halten und den Ruf Jesu an uns zu erfüllen: Bleibt wach!

Das zweite Gleichnis, das eine ähnliche Botschaft hat, ist in Lukas 12:

Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, auf dass, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun. Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich schürzen und wird sie zu Tisch bitten und kommen und ihnen dienen. Und wenn er kommt in der zweiten oder in der dritten Nachtwache und findet’s so: Selig sind sie (Lukas 12,35-38 LUT).

Jesus eröffnet dieses Gleichnis mit der Aufforderung, „Lasst eure Lenden umgürtet sein”, also zum Handeln gekleidet sein. Damit drückt er aus, dass wir ständig bereit sein sollen, zu handeln, wie es auch in 1.Peter 1,13 heißt „Bemüht euch daher (umgürtet eure Lenden, seid innerlich bereit) um ein klares, nüchternes Denken und um Selbstbeherrschung. Setzt eure ganze Hoffnung auf die Gnade, die euch bei der Wiederkehr von Jesus Christus erwartet.“

In diesem Gleichnis verwendet Jesus drei Beispiele für die Bereitschaft – sich für den Einsatz zu kleiden, die Lampen brennen zu lassen und jederzeit auf die Rückkehr des Meisters vorbereitet zu sein – um auszudrücken, dass seine Nachfolger so leben sollen, dass sie seine Lehren widerspiegeln. Wir sollen ein Leben führen, das sich an seinem Wort als treue Diener orientiert, mit einem Auge himmelwärts gerichtet und in Erwartung seiner Rückkehr.

Dann hebt er die Belohnung für die Knechte hervor, die bereit sind. „Selig sind sie“ Diejenigen, die bei der Rückkehr des Herrn wach sind, werden Gottes Gunst erhalten. Sie waren geistlich wachsam und haben ihren Glauben aktiv gelebt.

Jesus sagte weiter: „Wahrlich, ich sage euch, er wird sich zum Dienst kleiden und sie zu Tisch bitten, und er wird kommen und ihnen dienen.” Der Herr wird die Rollen mit den Dienern vertauschen, was im Wesentlichen bedeutet, dass die Diener nicht mehr denselben Status haben wie vorher. Der Umgang des Herrn mit den Dienern in diesem Gleichnis spiegelt die Handlungen Jesu beim letzten Abendmahl wider, als er seinen Jüngern die Füße wusch (Johannes 13,4-5). Dieses Konzept von Jesus als demjenigen, der dient, findet sich in allen Evangelien, z. B. als Jesus sagte, dass er nicht gekommen ist „um sich dienen zu lassen, sondern um anderen zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele Menschen hinzugeben” (Markus 10,45).

Am Ende dieses Gleichnisses sagte Jesus, dass wenn der Herr kommt und sie wach findet, sind diese Knechte gesegnet!” Zweimal nannte Jesus die Knechte selig, die bei seiner Wiederkunft bereit und wach waren. Wie die Knechte in dem Gleichnis kennt auch keiner von uns den Tag oder die Stunde der Wiederkunft unseres Meisters, aber wir werden ermahnt, in Erwartung dieser Zeit stets im Geiste wach zu sein.

Diese Grundsätze können wir auch in Bezug auf den Zeitpunkt unseres Todes beherzigen. Kein Christ in der Geschichte hat die Wiederkunft Christi erlebt, aber alle Christen, die aus diesem Leben geschieden sind, sind in seine Gegenwart gekommen. Keiner von uns weiß genau, wann wir sterben werden, wir wissen nur, dass es bestimmt ist „dass jeder Mensch nur einmal stirbt” (Hebräer 9,27).

Wie können wir uns darauf vorbereiten, für wann immer er wiederkommt oder unser Leben zu Ende ist? Indem wir uns bemühen, treue Diener zu sein, die ihr Leben auf die Lehren Jesu gründen, die sich um eine lebendige Beziehung zu Gott bemühen und ihn und andere jeden Tag lieben und die treu sind in allem, wozu er uns berufen hat. Wenn wir so leben, werden wir nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Ewigkeit gesegnet sein.