Ich öffne die Tür und bin überwältigt von der Stille, denn an diesem Morgen schweigt die Welt. Meistens erwacht unser Viertel um diese Uhrzeit, doch heute ist alles anders. Heute bleibt alles ruhig.
Ein paar Schneeflocken fallen aus dem grauen, wolkenverhangenen Himmel und machen den Morgen noch geheimnisvoller. Ich schlüpfe in meinen Mantel und betrete diese sanfte, schweigende Welt.
Es ist der erste Morgen des neuen Jahres. Ruhig und vereinnahmend, voller Hoffnungen und Erwartungen. Gefeiert wurde bis in die frühen Morgenstunden, doch im Moment habe ich das Gefühl, der einzige wache Mensch auf Erden zu sein.
Der Übergang in das neue Jahr war alles andere als friedvoll. Es war laut, manchmal sogar ohrenbetäubend laut. Doch jetzt, während das Licht des Morgens die Dunkelheit durchdringt, ist alles friedlich.
Ich stelle mir gerne vor, wie still es gewesen sein muss, bevor Gott die Erde mit Tieren, Vögeln und schließlich den ersten Menschen bevölkert. Das sanfte Rauschen des Windes in den Blättern und das Plätschern der Bäche war alles, was man hören konnte.
In der Stille fällt es mir leichter, eine Verbindung zu Gott aufzubauen. Sie gibt mir das Gefühl, Ihn berühren zu können. Ich kann hören, wie Er Worte der Liebe und Weisheit flüstert: „Sorge dich nicht. Ich kümmere mich ja um dich.“
Wie schön es ist, mit Ihm durch die verlassenen Straßen zu wandern!
Plötzlich kommt ein Mann um die Ecke. Er spaziert genauso ziellos umher wie ich und genießt den Ausblick und die Ruhe.
„Gelukkig Nieuwjaar!“ [niederländisch für „Frohes neues Jahr!“] wünschen wir einander mit einem strahlenden Lächeln.
Er geht an mir vorüber, und ich bin wieder allein mit meinen Gedanken. Mein Herz freut sich. Wie schön die Welt ist, wenn sie erfüllt ist von Ruhe und Freude, Freundschaft und Sanftmut! Wir schön es ist, wenn wir Gott in der Stille berühren und Sein Geist den harten Kern unserer selbstsüchtigen Herzen durchbricht!
Die Welt erwacht. Ein Auto fährt vorbei und ein Fernseher grölt etwas Unverständliches. Der Bann der Stille ist gebrochen, doch der Friede Gottes erfüllt mein Herz.