Der Monat Januar, in dem fast auf der ganzen Welt das Neue Jahr gefeiert wird, wurde nach dem römischen Gott Janus benannt. Weil er zwei Gesichter hatte, konnte er auf das vergangene Jahr zurückblicken und auf das neue vorausschauen. Er war der Gott der Anfänge und der Hüter der Tore.
Am Anfang des Neuen Jahres gute Vorsätze zu fassen ist ein alter Brauch und hat eine lange Tradition. Anscheinend war für die alten Babylonier einer der beliebtesten Vorsätze, geliehene landwirtschaftliche Geräte beizeiten dem Besitzer zurückzugeben. [Siehe http://www.theage.com.au/news/General/Ready-for-midnight/2004/12/30/1104344926295.html.] Wir fassen gute Vorsätze, scheinen aber nicht gut ausgerüstet dafür zu sein, um uns daran zu halten. Ein Grund liegt darin, dass es uns schwerfällt, mit alten schlechten Gewohnheiten zu brechen und neue gute Gewohnheiten zu entwickeln. Meist scheitern wir, weil unsere Erwartungen zu hochgeschraubt sind. Anstatt auf allmähliche schrittweise und bleibende Veränderungen unserer Lebensweise hinzuarbeiten, wollen wir sofort Erfolge sehen.
Der Fitnessguru Jack LaLanne (1914-2011), der noch mit über 90 Jahren an seinen täglichen Sportübungen festhielt, sagte einmal: „Der normale Mensch meint es zwar gut, setzt aber seine Ziele zu hoch. Er versucht es zwei- oder dreimal und sagt dann Das ist zu schwer und gibt auf.“
Als ich privaten Englischunterricht in Indonesien und Japan gab, hatte ich es oft mit dieser Art von unrealistischen Erwartungen zu tun. Viele meiner Schüler waren der Meinung, dass sie nur einen englischen Muttersprachler als Lehrer bräuchten, um dann die Sprache durch magische Metamorphose zu erlernen, ohne Hausaufgaben zu machen oder zu üben, was aber unabdingbar ist, um Fortschritte zu machen. Natürlich funktioniert es auf diese Art nicht. Wir sind konditioniert, schnelle Ergebnisse haben zu wollen. Doch in Wirklichkeit ist Mühe über einen längeren Zeitraum erforderlich, um ein lohnenswertes Ziel zu erreichen.
Unser Gehirn sendet Nachrichten durch Neuronen aus, die an den Nervenbahnen, die miteinander verknüpft sind, entlanglaufen. Diese Neuronen reisen gerne auf bekannten, den „bequemen“ Bahnen, und es braucht Zeit und Mühe, neue Bahne zu entwickeln.
Carlo DiClemente, Vorsitzender der psychologischen Fakultät an der Universität Maryland, schlägt vor, realistische Ziele zu setzen und täglich Fortschritte zu machen, um sie zu erreichen: „Wir alle haben Wünsche. Wir sagen: ‚Wir wünschten, wir wären bessere Eltern.‘ Aber das ist ziemlich schwammig formuliert. Vielleicht solltest du besser sagen: ‚Ich werde nächstes Mal bis fünf zählen, bevor ich mit meinen Kindern schimpfe.‘ Das ist gut, aber dann stellt sich heraus, dass du erst einmal eine Methode brauchst, die dich daran erinnert, eigentlich erst einmal bis fünf zählen zu wollen.”
Mit den richtigen Zielen, Wünschen und dem nötigen Durchhaltevermögen, kannst du dieses Jahr neue Gewohnheiten entwickeln. Du kannst der Herr der Lage werden – anstatt das Opfer.