Ich bin hungrig, finde aber nichts, was ich essen könnte. Ich gehe zum Kühlschrank, um zu entscheiden, was es zum Abendessen geben soll, und gehe frustriert weg. Nichts scheint zufriedenstellend zu sein.
Im Laufe der letzten Jahre entwickelte ich mehrere Lebensmittelunverträglichkeiten, die meine Nahrungsaufnahme einschränken. Diese sind zwar nicht lebensbedrohlich wie manche Allergien, aber die Unannehmlichkeiten, die ich durch den Verzehr der falschen Lebensmittel erlebe, sind das momentane Vergnügen nicht wert, etwas zu essen, das ich nicht essen sollte.
Als Erstes war da die Laktoseintoleranz. Nachdem ich auf einem Milchviehbetrieb aufwuchs und immer viel Milch trank und Milchprodukte aß, war es ein Schock, als ich feststellte, so etwas nicht mehr verdauen zu können. Ich kann zwar einige laktosefreie Milchprodukte trinken und Butter und einige Hartkäsesorten essen, aber selbst an sich gesunder Joghurt bereitet mir Verdauungsprobleme.
Als ich weiterhin Probleme hatte, fand ich heraus, dass ich auch empfindlich auf Gluten und Fruktose reagierte. Das schränkte die Möglichkeiten, was ich essen konnte, erheblich ein. An dem Tag, an dem ich vom Arzt mit der Liste der Lebensmittel nach Hause kam, die ich nicht mehr essen sollte, ging ich durch den Supermarkt und trauerte um all die Lebensmittel, die ich gerne gegessen hatte und die ich nun nicht mehr essen konnte.
Das machte mich zu einem eifrigen Leser von Inhaltsstoffen, was mir hilft, vernünftige und gesunde Entscheidungen über die Lebensmittel zu treffen, die ich zu mir nehme. Man könnte von mir sagen, zu einem Lebensmittelminimalist geworden zu sein. Ich gebe mir eine begrenzte Liste von Lebensmitteln, die ich essen kann, und ich versuche, mich ausgewogen zu ernähren, mit viel Gemüse und etwas Obst, magerem Hühnerfleisch, Eiern und Fisch, braunem Reis und einer kleinen Menge Hartkäse.
Aber manchmal, wie heute, würde ich gerne etwas wirklich Dekadentes essen. Aber das werde ich nicht tun, denn ich weiß, hinterher eine Woche lang Bauchschmerzen zu haben.
Ich komme nicht umhin, einen Vergleich mit meinem geistigen Leben zu ziehen. Manchmal habe ich es satt, mich selbst zu limitieren, welche Hörbücher ich höre, und möchte etwas Anderes ausprobieren. Ich liebe es, beim Einschlafen Hörbücher zu hören, aber manchmal probiere ich ein Buch aus, von dem ich weiß, dass es für meine Seele nicht gut ist und ich dann nur tagelang von unangenehmen Bildern verfolgt werde.
Also bin ich lieber Minimalist. Ich esse lieber mein Hühnchen und mein Gemüsepfannengericht. Ich höre mir lieber zum hundertsten Mal die Psalmen an, wenn ich schlafen gehe, als mich mit den Folgen eines Thrillers auseinanderzusetzen, der mir nicht gefällt.
Ich bin dankbar für meinen empfindlichen Bauch, der mich beim Essen auf Kurs hält. Ebenso bin ich dankbar für einen sensiblen Geist, der mich darauf aufmerksam macht, was gut für mich ist und was nicht.