Liebe kann die stärksten Mauern niederreißen, Liebe kann die größten Klüfte überbrücken, Liebe kann die kältesten Herzen erwärmen. Ich hatte das Privileg, die Kraft der Liebe in Aktion im Leben einer engen Freundin zu erleben, was mir eine große Lehre und Ermutigung war. Hier ist ihre Geschichte:
Barbara arbeitete nach ihrer Ausbildung auf einem Kreuzfahrtschiff. Dort lernte sie ihren Mann kennen, und nach der Heirat, zog sie in das Land ihres Mannes. Sie kam als Ausländerin, ohne die Landessprache zu sprechen und ohne die Kultur zu kennen. Sie war sehr lernbegierig und machte schnell Fortschritte.
Aber es gab ein noch viel größeres Hindernis: ihre Schwiegereltern. Aus irgendeinem Grund mochten sie sie von Anfang an nicht und ließen sie es auch wissen. Sie waren nicht nur nicht bereit, ihr in den ersten Jahren der Eingewöhnung an ein neues Land und eine neue Kultur zu helfen, sie waren auch unhöflich und unfreundlich zu ihr. Sie lebten zwar nicht im selben Haushalt, aber nahe genug, um sich oft zu begegnen. Sie grüßten sie nicht, sondern ignorierten sie, als ob sie nicht existierte. Redeten aber hinter ihrem Rücken über sie.
Die schwierigste Zeit waren die Monate, in denen ihr Mann beruflich auf dem Kreuzfahrtschiff unterwegs war. Sie hatte keine Freunde, keine Familie, keine Bekannten. Sie war allein in einem fremden Land mit unfreundlichen Schwiegereltern.
Zu dieser Zeit trafen wir sie. Unter Tränen schilderte sie uns ihre Situation. Wir boten ihr unsere Freundschaft an und ermutigten sie immer wieder, es ihren Schwiegereltern nicht heimzuzahlen, indem sie sie so behandelte, wie sie sie behandelten, sondern weiterhin freundlich zu ihnen zu sein, weiterhin Liebe zu geben, auch wenn es weh tat, sie weiterhin mit einem Lächeln zu grüßen, auch wenn sie am liebster den Kopf wegdrehen würde, ihnen weiterhin kleine Taten der Freundlichkeit zu erweisen. Und das befolgte sie.
Sie war eine gute Bäckerin und backte Kuchen für Geburtstage und andere besondere Anlässe. Mit ihrem kleinen Neffen unternahm sie aufregende Aktivitäten. Sie half mit kleinen Dingen, wann immer sie konnte. Aber es gab keine sichtbare Veränderung, keine Dankbarkeit, keine positive Reaktion.
Sie wusste, dass nur Liebe die Situation ändern konnte, aber als sich nach zwei Jahren nichts änderte, begann sie zu verzweifeln. Ihr Glaube an Gott und die Liebe halfen ihr, nicht aufzugeben, auch wenn es schwer war. Inzwischen hatte sie durch ihre liebevolle und freundliche Art viele Freunde gewonnen, so dass sie wenigstens nicht allein war, wenn ihr Mann nicht da war. Außerdem hatte sie die Sprache und die örtlichen Gepflogenheiten gelernt, was ihr das Leben in dieser Hinsicht erleichterte. Trotzdem fehlte ihr immer noch die Beziehung zu ihren Schwiegereltern.
Dann rief sie uns eines Tages mit fröhlicher Stimme an. Der Durchbruch war gelungen! Ihre Schwägerin hatte sie tatsächlich gegrüßt! Es war ein fast beiläufiges, halb gemurmeltes „Hallo”, aber in Barbaras Augen war es das Beste, was ihr seit langem passiert war. Es war ein Hoffnungsschimmer, das erste Zeichen von Licht am Ende des langen Tunnels. Und tatsächlich, seit diesem ersten „Hallo” ging es rasant bergauf und schon nach wenigen Monaten wurde sie von ihren Schwiegereltern als Teil der Familie aufgenommen!
Manchmal, wenn ich mich in einer schwierigen Situation befinde, in der ich mich ungeliebt und von jemandem nicht angenommen fühle, und meine ersten Versuche, Freundlichkeit zu zeigen, ignoriert oder ausgelacht werden, sagt mir mein Ego, dass ich aufhören soll, mich lächerlich zu machen und meine Würde retten soll. Aber Gottes Wort sagt ganz klar, dass wir nicht nur unsere Freunde lieben sollen, sondern auch unsere Feinde und diejenigen, die uns vielleicht nicht nur nicht mögen, sondern uns sogar verfolgen. (Matthäus 5,43-44) Wenn ich mich daran erinnere, was Jesus gesagt hat, erinnere ich mich auch an Barbaras Geschichte. Sie ermutigt mich, weiter zu lieben, denn früher oder später findet die Liebe einen Weg, Hindernisse kann die Liebe überwinden und die härtesten Herzen verändern. „Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. Die Liebe hört niemals auf.” (1. Korinther 13,7-8)