Heute kam ein Stück Weisheit über mich. Für einen kurzen Moment bekam ich Einblick in die Psyche meiner Tochter, als sie sich unbeobachtet glaubte, und ich sah eine Seite von ihr, die sonst nicht so offensichtlich ist. Sie war wütender, als ich sie normalerweise wahrnehme, und ich merkte, wie anders sie einige ihrer Lebenserfahrungen interpretiert hatte, als ich es erwartet hatte.
Meine Tochter hat wahrscheinlich schon mehrfach versucht, mir diese Dinge zu sagen, aber ich hörte ihr nicht zu. Ich bestand darauf, sie so zu sehen, wie ich sie sehen wollte, durch den Filter meines Verständnisses von ihr und meiner Erwartungen für sie. Es stellt sich heraus, es gibt so vieles von ihr, was ich nicht weiß oder nicht verstehe.
Warum ist es so unangenehm wahrzunehmen, was wir nicht wissen? Warum haben wir die Erwartungshaltung, dass wir etwas wissen sollten? Die Psalmen sagen uns, dass Gott „die durstige Seele sättigt und füllt die hungrige Seele mit Gutem.“ 1 Die sich nach Wahrheit und Seiner Güte sehnten, empfingen Seine Worte der Wahrheit und bekamen die Kraft, ihren Teil der Welt zu verändern!
Das gilt sowohl geistig, aber auch beziehungstechnisch und intellektuell. Wenn wir denken, dass wir etwas wissen, könnten wir verpassen, was tatsächlich da ist. Wir werden dann nur das sehen, was wir gewohnt sind zu sehen und nur das hören, was wir gewohnt sind zu hören, wenn wir nicht lernen, runterzuschalten, zu beobachten, und unsere vorgefassten Meinungen loszulassen.
In den Sprüchen Salomos lesen wir: „Denn der Weisheit Anfang ist: erwirb Weisheit, und erwirb Einsicht mit allem, was du hast.“ 2 Ich kann alles Mögliche erledigen. Ich kann verschiedene Orte besuchen. Ich kann Besitztümer anreichern, aber viel wichtiger im Leben ist es, Weisheit und Verständnis zu erlangen.
Noch schlimmer, ich kann Dinge verpassen, wie z. B. mein Kind wirklich zu verstehen, wenn ich schon vorher denke, dass ich alles sehe und alles weiß. Lange Zeit ängstigte mich das Gefühl, nicht alles zu wissen. Ich zog vor, in den seichten vertrauten Wassern zu bleiben, statt mich zu etwas Unbekanntem aufzumachen. Aber ich habe diese Situation des Nichtwissens als einen Ort des Lernens erkannt, und zu sagen: „Hier bin ich. Lehre mich!“