In einem Buch, das ich gelesen habe, wurde eine Form der japanischen Keramikreparatur erwähnt, die Kintsugi genannt wird. Das bedeutet „Goldtischlerei” oder „Goldreparatur” und ist die Kunst, zerbrochene Tonwaren zu reparieren, indem man die zerbrochenen Teile mit einem mit Gold- oder Silberpulver vermischten Lack wieder zusammenfügt. Durch diese Praxis erkennt man, dass der Bruch einer schönen Sache Teil seiner Geschichte ist und nicht etwas, das versteckt oder verborgen werden muss.
Fasziniert von dieser Idee sah ich mir Bilder von Töpferwaren an, die auf diese Weise repariert worden waren. Hunderte von wunderschönen, zarten Schalen, Tassen und Tellern erschienen auf meinem Bildschirm, jede mit einem einzigartigen, ungeplanten Goldmuster auf der Oberfläche. Die zerbrochenen Gegenstände waren nicht nur interessanter und fesselnder anzusehen, sondern durch die Goldauflagen auch wertvoller geworden.
Wenn man sich einen zerbrochenen Kintsugi-Teller ansieht, kann man nicht denken: „Naja, jetzt ist der Teller hässlich und unbrauchbar!“ Nein, sondern: „Dieser Teller ist durch etwas durchgegangen, das ihn prägt, doch schön. Und das macht ihn noch wertvoller, noch bemerkenswerter, noch kostbarer.”
Mehr über Kintsugi zu erfahren und zu verstehen, hat mich sehr inspiriert, weil ich mir meiner Unvollkommenheit sehr bewusst bin. Man muss mich nicht davon überzeugen, dass die Bibel mein Herz als „hinterhältig und verschlagen” (Jeremia 17,9) beschreibt. Aber jetzt stelle ich mir gerne vor, dass Gott eine Art Kintsugi an mir vollbringt, indem er all meine Brüche und Fehler zu einem Muster zusammenfügt, das alles übertrifft, was ohne diese Brüche möglich gewesen wäre.
Wenn wir es zulassen, kann Gott unsere Unvollkommenheit nutzen, um aus dem, was sonst weggeworfen worden wäre, etwas wirklich Erstaunliches zu machen.
Hab keine Angst vor Fehlern. Sie können Gelegenheiten für den Herrn sein, in dein Leben zu kommen und goldene Reparaturen vorzunehmen.