Thanksgiving ist ein Feiertag, der in den Vereinigten Staaten, Kanada, Liberia, Grenada und St. Lucia gefeiert wird, aber der Rest der Welt scheint ihn nur aus verschiedenen Filmen oder Fernsehsendungen zu kennen. In Deutschland gibt es jedoch ein ähnliches Fest, das Erntedankfest, um Gott für eine gute Ernte zu danken, und in Japan gibt es den Kinrō Kansha no Hi, einen Tag, an dem der Arbeit und der Produktion gedacht wird und an dem die Menschen einander ihre Dankbarkeit zeigen.
In den meisten Kulturen und Religionen ist es wichtig, dem Schöpfer zu danken. Die Ureinwohner Amerikas hatten spezielle Dankeszeremonien für die Ernte des grünen Getreides, für die Ankunft bestimmter Fischarten und Wale, für den ersten Schnee und für den Beginn des neuen Jahres.
Als meine Kinder älter wurden, zog ich mein Pilgerkostüm an und sie verkleideten sich als amerikanische Ureinwohner. Dann spielten wir die Geschichte des ersten Erntedankfestes nach.
Im Jahr 1620 kamen die 102 Passagiere der Mayflower nach einer sehr beschwerlichen Reise in Cape Cod, Massachusetts, an. Passagiere und Besatzung waren eine Mischung aus religiösen Separatisten, Vertragsarbeitern und anderen. Durch die verspätete Abfahrt kamen sie im Winter an und hatten kaum noch Vorräte. Etwa die Hälfte der Passagiere und der Besatzung starb im ersten Jahr an Krankheiten und Unterernährung.
Dank der Hilfe der amerikanischen Ureinwohner, der Wampanoag, lernten sie im ersten Jahr, wie man mit Fischen als Dünger Landwirtschaft betreibt, und die Kolonie erreichte Ernährungssicherheit. Sie waren so dankbar, dass sie beschlossen, ein Fest zu feiern, um Gott für ihr Überleben zu danken. Die Wampanoag schlossen sich dem Fest an und brachten fünf Hirsche zum Festmahl mit. In den folgenden Jahren setzten sie diesen Brauch fort, und 1623 erließ Gouverneur William Bradford eine offizielle Proklamation, nach der sich Männer, Frauen und Kinder am Donnerstag, dem 29. November, versammeln sollten, um „dem allmächtigen Gott für alle seine Segnungen zu danken”.
George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten, rief am 26. November 1789 das erste landesweite Erntedankfest aus: „Ein Tag der öffentlichen Dankbarkeit und des Gebets, an dem mit dankbarem Herzen die vielen und großen Wohltaten des allmächtigen Gottes anerkannt werden sollen.“ Heutzutage ist das Erntedankfest eine gute Gelegenheit, um Familien über alle Grenzen hinweg zusammenzubringen, die unsere Gesellschaft spalten, und Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und Überzeugungen an einen Tisch zu bringen.
Ramona Peters ist die Stammesbeauftragte für Denkmalschutz des Mashpee Wampanoag Stammes. Sie kommentierte die positiven Aspekte des Festes wie folgt: „Ein Erntedankfest, das von Herzen kommt, ist für mich als Mensch sehr wichtig. Es ist wichtig, Danke zu sagen. Für mich ist das ein Zustand des Seins. Man möchte in einem Zustand der Dankbarkeit leben.”
Vor etwa 40 Jahren lebte ich in Bogor, Indonesien, und hatte ein sehr knappes Budget. Ein traditionelles Erntedankfest mit Kürbiskuchen und Preiselbeersoße stand nicht auf dem Programm, aber ich betete für ein besonderes Abendessen. An diesem Tag kam unser Nachbar vorbei und schenkte uns seine Gans, die von einem Auto überfahren worden war, was zu einem üppigen Festmahl wurde, das wir mit anderen teilten.
Eines Tages werden wir mit Jesus und Menschen aller Rassen und Kulturen ein fantastisches Festmahl genießen, das „Hochzeitsmahl des Lammes” (sieh Offenbarung 19,7-10). Am dankbarsten werden wir wohl sein, wenn wir erkennen, wie groß seine Liebe zu uns ist, trotz unserer Fehler und Unzulänglichkeiten. Mit diesem Ziel vor Augen und der Freude über den Weg dorthin danke ich ihm.