Am Tag vor dem amerikanischen Erntedankfest las ich einen Artikel über die „Operation Truthahn” hier in Austin, Texas. Ein Verein suchte Freiwillige zum Ausgeben und Einpacken von Mahlzeiten für diejenigen, die nicht so viel Glück im Leben haben, sich auf ein wunderbares Abendessen freuen zu können, so wie ich es selber immer so sehr genieße. Truthahn, Kartoffelbrei, Soße, Cranberry Gelee, Erbsen und Karotten, Auflauf mit grünen Bohnen, Kürbiskuchen… und noch so vieles mehr!
Am nächsten Morgen machte ich mich in aller Frühe mit einer Freundin auf den Weg. Wir fuhren zu einem großen Restaurant und konnten schon von weitem die vielen davor versammelten Freiwilligen stehen sehen. Es gab eine lange Schlange von Autos, die auf den Parkplatz fahren wollten und mehrere hundert Menschen standen vor dem Restaurant und warteten auf Anweisungen.
Wie sich herausstellte, waren über 1.500 Freiwillige gekommen, was eine enorme Herausforderung für die Organisatoren darstellte, da sie für alle Arbeit finden mussten. Sie machten ihre Sache jedoch recht gut. Wir wurden in verschiedene Arbeitsgruppen eingeteilt, die Truthahn zerlegten, Kartoffeln stampften, die Ausgabe des Essens überwachten und gespendete Kleidung und Mäntel sortierten. Kinder malten Bilder auf die Styroporverpackungen und gaben ihnen so einen persönlichen Anstrich. Ich wurde schließlich zum Teamleiter des Kuchenteams erkoren.
Mittags waren alle Kuchen geschnitten und wurden ausgegeben. Ich schloss mich der langen Schlange von Menschen an, die Mahlzeiten für das Abendessen einpackten. Jeder Freiwillige nahm eine leere Box, lief damit durch die verschiedenen Ausgabestationen, verschloss sie und brachte sie zur Auslieferung. Ich musste ziemlich lange in einer Schlange warten und unterhielt mich mit einer Frau, die hinter mir stand. Wir verstanden uns sofort bestens und verbrachten die nächste Stunde damit über unser Leben, Reisen und unsere Familien zu sprechen.
Innerhalb einiger Stunden wurden ein paar Tausende von Mahlzeiten vorbereitet, ausgegeben, eingepackt und von freiwilligen Fahrern an Bedürftige verteilt. In der Luft lag Musik, Enthusiasmus und eine große Kameradschaft. Nachdem wir aufgeräumt und geputzt hatten, machten sich alle auf den Weg nach Hause.
Im Auto tauschten meine Freundin und ich uns über die Erlebnisse des Tages aus. Wir fuhren auf der Autobahn an einer Gruppe obdachloser Männer vorbei und entdeckten unsere Kartons bei ihnen. Wir sprachen über die Menschen, mit denen wir gearbeitet hatten – den Feuerwehrmann, die Frau, die normalerweise Benefizveranstaltungen organisiert und für einen reibungslosen Ablauf sorgte, das offensichtlich gut betuchte ältere Ehepaar, die Dame vom Catering, die dafür sorgte, dass jeder ein Haarnetz trug, und so weiter. Die Menschen stammten aus jeder Schicht der Gesellschaft, jung und alt, reich und arm – alle waren gekommen, um ein paar Stunden ihres freien Tages zu opfern und unsere vielen Segnungen zu feiern.
Am nächsten Tag wurde ich nach meinen Erfahrungen gefragt. Am meisten war mir mein Gespräch mit der Frau in Erinnerung geblieben, die ich in der Ausgabeschlange getroffen hatte. Ich bin froh, dass ich sie nicht verpasst hatte, aber ich muss zugeben, dass es leicht hätte passieren können. Ich fühlte mich beim Warten nicht besonders wohl. Einige der Freiwilligen hatten ihre ganze Familie oder eine Gruppe von Freunden dabei und unterhielten sich angeregt, während ich niemanden dort kannte. Ich weiß nicht, warum ich manchmal vergesse, dass es anderen genauso geht. Manchmal denke ich, alle anderen hätten alles im Griff, seien hundertprozentig glücklich, ohne Sorgen und ihr Leben wäre perfekt. An diesem Tag stellte ich mal wieder fest, wie falsch ich damit lag und dass jeder (oder wenigsten fast jeder) nach Möglichkeiten sucht, mit anderen ins Gespräch zu kommen, Freundschaften zu schließen und tiefergehende Verbindungen zu knüpfen.
An diesem Erntedankfest habe ich gelernt, den ersten Schritt zu tun, eine Hand auszustrecken und ein Gespräch zu beginnen. Ich habe gelernt, dass ich Jesus die Möglichkeit geben muss, mir jemanden über den Weg zu schicken, der einen Freund braucht und mit dem ich – mit der Zeit – meinen Glauben teilen kann. Wenn ich tue, was ich kann – mich bemühe, etwas zu unternehmen – dann kann ich darauf vertrauen, dass Er mich einsetzen wird, unabhängig von meinen persönlichen Begrenzungen.
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Das Rezept zum Glücklichsein
Bevor du anfängst, zieh eine feste Flecken abweisende Schürze an, um dich vor den Tropfen der Bitterkeit und der Säuerlichkeit des Lebens zu schützen. In einer Schüssel aus unverwüstlichem Material, die resistent gegen Schläge, Stürze und Blessuren ist, mixe die folgenden Zutaten:
– 2 gehäufte Löffel voll Dankbarkeit
– 1½ Löffel Zufriedenheit
– Eine Portion Großzügigkeit
– 3 Tropfen konzentrierten Optimismus-Sirup
– Einen Schuss sonniges Lächeln
– Einen Samen Glauben
– Eine Tasse Freuden-Elixier
Dann würze mit einer großzügigen Dosis Humor.
Mische alle diese Zutaten mit Enthusiasmus, und serviere das Ergebnis auf einem großen einladenden Tisch, groß genug, um es mit allen zu teilen, die dir begegnen.