Eine unvergessliche Erinnerung aus meiner Kindheit ist die an einen gleichaltrigen Jungen, der auf Krücken ging. Jedes Mal, wenn er mit seinem rechten Fuß einen Schritt machte, schwang sein linkes Bein kraftlos wenige Zentimeter über dem Boden nach. Er trug ungleiche braune Lederschuhe. Der linke Schuh war deutlich kleiner als der rechte. „Kinderlähmung“, erklärte meine Mutter, als der Junge außer Hörweite war. „Sein kurzes Bein hat aufgehört zu wachsen.“ „Wird es jemals so lang sein wie das rechte Bein?“, war meine Frage. „Nein“, antwortete sie, „das ist etwas Bleibendes!“ Ich stelle mir vor, wie der Junge sich wohl mit dem Wissen fühlte, dass sein Körper nie normal sein würde.
Die meisten von uns können dem Herrn dankbar dafür sein, zwei gesunde Beine zu haben. Er hat uns außerdem mit zwei weiteren „Standbeinen“ ausgestattet, die noch viel wichtiger für unser allgemeines Wohlergehen sind, den „wer wir sind“ und „was wir tun“ Beinen, unser Charakter und unsere Berufung. Solange sich beides beständig weiterentwickelt, ist unser Leben symmetrisch und ausgewogen. Sobald wir uns aber auf nur eines von beiden konzentrieren und das andere vernachlässigen, verlieren wir diese Ausgeglichenheit. Und wenn wir, was oft der Fall ist, die Frage, „wer wir sind“, vernachlässigen, hören wir auf, emotional und geistig zu wachsen.
Glücklicherweise können wir, anders als bei körperlichen Behinderungen durch Kinderlähmung und andere entstellende Krankheiten, immer daran arbeiten, unser Leben wieder ins richtige Gleichgewicht zu bringen, und Gott ist jederzeit bereit, mit uns auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Er möchte uns sogar dabei helfen, unser volles Potenzial auszuschöpfen und die Menschen zu werden, von denen Er weiß, dass wir sie sein können.