„Nachfolger kreieren: Leiter zur Erschaffung von Nachfolgern trainieren,” [© 1994 vom Billy Graham Zentralinstitut der Evangelisation] zitiert einen fantasiegeprägten Bericht an Jesus von der jordanischen Managementberatungsfirma in Jerusalem mit detaillierten Ergebnissen über die zwölf Männer, mit deren Beurteilung Er sie beauftragt hatte.

Sehr geehrter Herr,

Vielen Dank für die eingereichten Lebensläufe der zwölf Anwärter, die Sie für Managementpositionen in Ihrer neuen Organisation ausgewählt haben. …

Es ist die Meinung des Teams, dass der Mehrheit Ihrer Nominierten der Hintergrund, die Bildung und berufliche Fähigkeit für die Art von Unternehmen fehlt, die Sie planen. …Wir würden empfehlen, weiterhin nach erfahrenem Personal in Management-Bereich mit erwiesenen Kompetenzen zu suchen.

Simon Petrus ist emotional labil und seinen Launen unterworfen. Andreas hat absolut keine Fähigkeit zur Leiterschaft. Den beiden Brüdern Jakobus und Johannes geht ihr persönliches Interesse vor der Geschäftsloyalität. Thomas demonstriert eine fragwürdige Einstellung, die dazu neigt, die Moral zu untergraben. Wir fühlen uns verpflichtet, Ihnen zu sagen, dass Matthäus vom Jerusalemer Besseren Geschäftsbüro auf die schwarze Liste gesetzt wurde. Jakobus, Sohn des Alphäus, und Thaddäus haben definitiv radikale Neigungen und stufen weit oben auf der manisch-depressiven Skala ein.

Einer der Kandidaten jedoch zeigt großes Potenzial. Er ist ein Mann von Fähigkeit und Aufgeschlossenheit, versteht sich mit Leuten, ist ein guter Geschäftsmann und hat Verbindungen in höherer Gesellschaft. Er ist hoch motiviert, ambitiös und verantwortungsbewusst. Wir empfehlen Judas Ischariot als Ihren Leiter und Ihre rechte Hand.

Stimmt das etwa so nicht? So dachte ich in ironischer Weise, und dann kam es mir, dass ähnliche Bewertungen über andere biblische Charaktere gemacht hätten werden können:

Man betrachte die Person, die dazu bestimmt war, die Hebräer aus der Sklavenexistenz in Ägypten in das verheißene Land zu führen! Moses war in einem royalen Haushalt mit allen Vorteilen erzogen worden, die man mit Geld und Bildung bezahlen konnte, doch dann warf er sie achtlos beiseite, wurde zum Flüchtling und endete als Schafhirte in der Wüste, wo er blieb, bis er 80 war – eine offensichtlich vergessene Größe.

Dann ist da noch David, der jüngste Bruder in einer großen Familie – was an sich allein schon keine gute Ausgangsposition ist. Selbst nachdem er vom Propheten Samuel als Israels nächster König favorisiert wurde, ging er gleich daraufhin zurück zum Schafehüten, was für eine Enttäuschung! (Ja fast etwas, wie ein kleiner Antiklimax.) 1 Das folgende Kapitel zeigt seine Beförderung zum Mittagessenausträger, der sich in einen Kampf mit einem 3 Meter hohen und schwer bewaffneten Kerl verstrickt. David entschließt sich, Steine nach ihm zu schleudern, und er landet einen Glückstreffer. 2 Doch dann wird er zu einem Gesetzlosen, der die größte Bande im Lande anführt 3 und verkauft schließlich den Dienst seiner Kriegsknechte als Söldner an die benachbarte, ziemlich aggressive Nation. Als das nicht mehr klappte, fing er einen Bürgerkrieg in seinem eigenen Land an. 4

Die Zeit vergeht, und schließlich wird David König, doch am Ende verjagt ihn einer seiner Söhne und er muss aus der Hauptstadt fliehen, bis sein Neffe zu seiner Rettung kommt. 5

Davids Erbe, Salomo, gibt bereitwillig zu, dass er nicht einmal weiß, wie er die Leute anreden soll, über die er regieren soll. 6 Gott schließt die Lücke und gibt Salomo den Verstand, der ihm zu regieren hilft, aber vor seinem Familienleben halt zu machen scheint. Salomo hat am Ende 1.000 Frauen und Konkubinen, um die er so bemüht ist, sie zufriedenzustellen, dass es mit seinem Land beginnt, abwärts zu gehen. 7

Man stelle sich vor, was die oben erwähnten Gutachter von diesen Charakteren halten würden. Es würde wahrscheinlich etwa so klingen:

Mose: „Zu sehr in die Jahre gekommen, um noch nützlich zu sein, zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere. Vieles sprach ursprünglich für ihn, aber er wurde kriminell – ernsthafte Midlife-Crisis? – und sackte ab. Verbrachte 40 Jahre im Familienbetrieb seiner Frau, aber scheint selbst dort nicht viel Leiterschaftsfähigkeit vorzuzeigen. Wir empfehlen jemand Jüngeren.“

David: „Typ mit einer eigenen Einstellung. Investiert mehr in seine Musik als seine Karriere. War bereits Bandenführer, Verräter und Söldner. Wir empfehlen jemanden weniger Schwankenden.

Salomo: „Jung und unerfahren. Teilt sich wenig mit und zeigt eine Schwäche für das wilde Leben. Geneigt, sich zu verausgaben und Wohlhaben für grandiose Bauprojekte aufzubrauchen. Wir empfehlen jemanden weniger zu aufgeblasenen Projekten Geneigten und mit besserer Selbstbeherrschung.“

Da haben wirs also. Die Apostel waren nicht die einzigen mit unwahrscheinlicher Aufsicht auf Erfolg. Tatsache ist, natürlich, dass all die Apostel mit Ausnahme von Judas wilden Erfolg hatten, wogegen der Favorit der Managementberater – Judas – sich als bittere Enttäuschung entpuppte.

Was zeigt uns das also? Nun, zum einen ist es ermutigend zu wissen, dass jene, die am Ende die größten Erfolge haben, nicht unbedingt jene sind, von denen man es erwartet. Und für jene, die Erfolge im eigenen Unternehmen finden wollen, verrät Gottes Wort das Geheimnis: „Vertraue dem Herrn an, was immer du tust, und Er wird deine Pläne verwirklichen.“ 8


  1. Siehe 1. Samuel 16.
  2. Siehe 1. Samuel 17.
  3. Siehe 1. Samuel 22.
  4. Siehe 1 Samuel 27.
  5. Siehe 2. Samuel 15–18.
  6. Siehe 1. Könige 3.
  7. Siehe 1. Könige 11.
  8. Sprüche 16:3