Ich weiß nicht, wann ich mich je so verletzt gefühlt habe. Ich hatte einem Freund einen Gefallen getan, und nun hörte ich, dass er dachte, ich wäre ihm böse gesinnt. Aus Gründen, die ich nicht verstand, erzählte er Menschen, die mir nahestanden, dass ich Dinge gesagt hätte, die ich nie gesagt hatte, und er deutete an, dass meine Motive – oder das, was er für meine Motive hielt – schlecht waren.

Meine erste Reaktion war Wut. Ich hatte alles getan, was ich konnte, um diesem Freund zu helfen, und ich hatte es in gutem Glauben und aus Liebe getan. Ich hatte Unannehmlichkeiten auf mich genommen und meinen Zeitplan durcheinandergebracht, weil er meine Hilfe brauchte, und jetzt wendete er alles gegen mich.

Nachdem ich das erste Gefühl der Wut überwunden hatte, musste ich zugeben, dass ich zutiefst verletzt war. Es gab keine Möglichkeit, meine Absichten zu beweisen. Egal, was ich sagte, er glaubte, dass ich es nicht gut mit ihm meinte.

Jetzt musste ich mich entscheiden. Ich konnte weiter versuchen, ihn von seinem Irrtum zu überzeugen. Ich konnte aufhören, meine Wut zu zügeln und ihm gegenüber explodieren. Ich konnte ihn sogar aus meinem Leben streichen und ohne seine absichtlichen Fehlinformationen, die mich quälten, weitermachen. Oder… ich könnte ihm vergeben.

Damit hatte ich zu kämpfen. Ich wusste, dass es ihm egal sein würde, ob ich ihm verzieh oder nicht. Er hatte mich schon abgeschrieben, er war schon überzeugt, dass ich böse war. Was würde es bringen, ihm zu vergeben? Ich begann zu bereuen, dass ich etwas Gutes für ihn getan hatte, wenn das die Belohnung war. An diesem Punkt sprach der Herr zu meinem Herzen: „Warum hast du diese gute Tat getan? Wolltest du dir damit die Liebe deines Freundes verdienen? Wolltest du, dass man dich für gut hält? Oder war es, weil du weißt, dass ich möchte, dass du immer freundlich bist, zu allen und jedem?

Daraufhin beschloss ich, jede versuchte Freundlichkeit dem Herrn zu widmen. Ich tat es für ihn, und es war nicht mehr wichtig, ob jemand verstand, dass ich es mit einem Herzen voller Liebe tat. Der Herr wusste es. Und wenn die Menschen uns schmähen, uns Böses nachsagen, uns missverstehen und uns schlecht behandeln, sollen wir sie dennoch lieben und freundlich zu ihnen sein. 1. Ich habe mich dazu entschlossen, weil ich den Herrn liebe und er will, dass ich freundlich bin.


  1. Siehe Matthäus 5,43-48