Ich erinnere mich daran, wie meine Mutter uns Kinder oft daran erinnerte, „auf die Sonnenseite zu schauen“ und „für die kleinen Dinge dankbar zu sein.“ Wenn wir uns über das heiße Wetter Mitte Juni beschweren würden, würde sie sagen: „Wenigstens können wir schwimmen gehen, oder?“ Wenn wir uns beschwerten, weil wir eines Tages keinen Nachtisch hatten, fragte sie: „Macht euch das nicht dankbar für die Tage, an denen wir Nachtisch hatten?“ Sie versuchte uns beizubringen, jede scheinbar „schlechte“ oder „traurige“ Situation, mit der wir konfrontiert waren, zu überdenken und nach etwas zu suchen, das wir schätzen oder über das wir glücklich sein könnten. Sie nannte dieses Konzept „die Suche nach dem Silberstreif am Horizont“.
Laut dem Oxford Online Dictionary, drückt die englische Redewendung “every cloud has a silver lining” (Jede Wolke hat einen Silberstreifen), dass jede schwierige oder traurige Situation einen beruhigenden oder hoffnungsvolleren Aspekt hat, auch wenn es nicht sofort erkennbar ist.
Viele von Gottes Volk waren mit schwierigen oder belastenden Umständen konfrontiert und mussten die „gute Seit“ der Situation finden, um zu überleben. Zum Beispiel Paul und Silas. In der Apostelgeschichte lesen wir von ihnen, wie sie in Philippi das Evangelium predigen und Menschen zu Christus führen. Leider haben einige der Ältesten der Stadt einen ärgerlichen Aufruhr gegen sie geschürt:
„Schnell hatte sich eine große Volksmenge gegen Paulus und Silas zusammengetan, und die Beamten erteilten Befehl, ihnen die Kleider zu zerreißen und sie mit Knüppeln zu schlagen.
Sie wurden verprügelt und anschließend ins Gefängnis geworfen. Der Gefängnisvorsteher erhielt Anweisung, streng darauf zu achten, dass sie nicht fliehen konnten.
Aus diesem Grund ließ er sie in die sicherste Zelle bringen und ihre Füße in den Block sperren.
Gegen Mitternacht beteten Paulus und Silas und lobten Gott mit Liedern. Die übrigen Gefangenen hörten ihnen zu.“ 1
Sie hätten ihre Zeit im Gefängnis damit verbringen können, sich zu beschweren und sich Freiheit zu wünschen. Weil Er zugelassen hatte, dass sie geschlagen und inhaftiert wurden, hätten sie aufgeben und Gott verfluchen können, so wie Hiobs Frau es ihm geraten hat. 2 Aber stattdessen verbrachten Paulus und Silas ihre Zeit im Gefängnis mit „beten und lobsingen zu Gott“, und Er belohnte ihr Lob:
„Plötzlich gab es ein heftiges Erdbeben, und das Gefängnis wurde bis in die Grundmauern erschüttert. Alle Tore sprangen auf und die Ketten sämtlicher Häftlinge fielen ab!“ 3
Das war ihre große Chance! Sie könnten ausbrechen! Aber anstatt die Beine in die Hand zu nehmen, blieben sie und sagten dem Gefängniswärter: „Wir sind alle da!“ Inhaftiert zu sein ist ein schrecklicher Zustand, aber Paulus und Silas fanden einen Silberstreif darin, weil sie in der Lage waren, dem Gefängniswärter das Evangelium zu predigen und ihm und seiner Familie das Heil zu bringen. 4
Unsere Familie sah sich mit einer Art „Gewitterwolke“ konfrontiert, als ein Freund unser Fahrzeug im Urlaub auslieh und es zu Schrott fuhr. Dann schien es, dass die Versicherungsgesellschaft unseren Anspruch nicht bearbeiten konnte, weil unser Freund nicht auf unserem Versicherungsschein eingetragen war. Man kann sich also vorstellen, wie schwer es uns fiel, die positive Seite dieser Situation zu sehen.
Eines Tages, nachdem ich wieder einmal mit unserer Versicherung telefoniert hatte, meckerte ich vor mich hin über unsere Situation: das Auto, unsere Rechnungen, unsere Gesundheitsprobleme und über mein trauriges Los im Leben. Ich schaute dann zufällig auf die Zeitung auf meinem Schreibtisch, und da sah ich, dass ich im Vergleich zu so vielen so viel habe, wofür ich dankbar sein kann:
– Obwohl wir viel Geld in den Kauf eines anderen Autos stecken und ein Darlehen aufnehmen mussten, ist es ein viel besseres Auto als das vorherige. Und die Autoversicherung hat sich schließlich bereit erklärt, für den Schaden aufzukommen.
– Obwohl ich wie verrückt arbeite, habe ich einen guten Job, der mir ein stabiles Einkommen sichert.
– Obwohl mein Mann und ich hohe Behandlungskosten für frühere Sportverletzungen abzahlten, schlug die Physiotherapie an und unsere Gesundheit verbessert sich.
Also, ja, unser Auto zu verlieren war nicht einfach, und verschuldet zu sein, um für das neue zu bezahlen, macht auch keinen Spaß, aber niemand sagte, dass das Leben ein Honigschlecken wäre. Das nächste Mal, wenn ich in einer schwierigen Situation stecke, wie Paulus und Silas, werde ich versuchen, Gott für den Silberstreif zu danken, anstatt Ihn wegen der unangenehmen Dinge, die Er zugelassen hat, in Frage zu stellen.