Hier ist eine Frage für dich: Wie würdest du leben, wenn du wüsstest, dass heute dein letzter Tag auf Erden ist?

Diese Frage wird in Hunderten von Motivationsbüchern, Seminaren und Vorträgen gestellt. Manchmal wird sie anders formuliert, aber die Idee ist dieselbe: Lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter. Das Schlimme an oft wiederholten Phrasen ist, dass sie schnell ihren Sinn verlieren können.

Diese Frage ist auch schwer zu beantworten – zumindest, wenn man nicht wirklich am nächsten Tag stirbt. Die meisten Menschen sagen, sie würden diesen letzten Tag nutzen, um etwas Gutes zu tun. Sie würden die Menschen, die ihnen wichtig sind, noch einmal treffen. Sie würden etwas tun, um anderen zu helfen. Sie würden etwas wieder gut machen. Sie würden vergeben und um Vergebung bitten. Es scheint, dass viele Menschen diesen Tag als einen Tag der Erlösung sehen – einen Tag, an dem sie all das nachholen, was sie in ihrem Leben versäumt haben.

Der Punkt ist, dass du dein Leben so leben solltest, dass du keinen letzten Tag brauchst, um alles in Ordnung zu bringen. Aber das ist leichter gesagt als getan. Wir können so sehr in der Hektik des Lebens gefangen sein, dass wir es versäumen, an die wichtigen Dinge zu denken – die Dinge, die unser Leben ausmachen.

Wie kann man jeden Tag so leben, als wäre es der letzte? Wie in allen Dingen können wir vom Leben Jesu lernen, worauf es in unserem Alltag wirklich ankommt.

Jesus wusste, dass seine Zeit auf Erden zu Ende ging. Seine Mission auf Erden war fast erfüllt und er wusste, dass er bald verraten und hingerichtet werden würde. Wie hat er also seine letzten 24 Stunden gelebt?

Er war demütig. Er nahm sich Zeit für seine Jünger und aß mit ihnen. Aber zuerst begrüßte er jeden von ihnen, indem er ihnen die Füße wusch. Das Waschen der Füße war eine Aufgabe, die normalerweise dem niedrigsten Diener übertragen wurde. Die Menschen liefen in Sandalen auf staubigen und schlammigen Straßen, so dass die meisten Füße ziemlich schmutzig waren. Aber Jesus zeigte große Liebe und Demut gegenüber seinen Jüngern, indem er sich bückte, um ihnen die Füße zu waschen. Er machte sich selbst zum Diener 1.

Er war gefügig und gehorsam. Er war mit der Aussicht auf Folter und Tod konfrontiert. Es war so schwierig und er betete so verzweifelt, dass er Blutstropfen schwitzte. Aber er vertraute darauf, dass sein Vater das Beste wusste und sagte: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!” 2.

Er liebte bedingungslos. Er wurde verraten, aber er rächte sich nicht. Er wurde misshandelt, aber er verlor nicht die Fassung. Seine Nächsten wandten sich von ihm ab, aber er reagierte nicht mit Zorn. Er wurde zu Unrecht beschuldigt und gedemütigt, aber er schwieg 3.

Er war ehrlich. Als er vor seine Richter geführt wurde, zuerst vor den Hohen Rat und dann vor Pilatus, fragten sie ihn ohne Umschweife: „Sag uns, ob du der Christus bist.” Er hätte sich viel Schmerz und Qual ersparen können, wenn er der Wahrheit einfach ausgewichen wäre. Aber er blieb bei der Wahrheit, koste es, was es wolle 4.

Er war vergebend. Nachdem man ihn gegeißelt, verspottet, bespuckt und durch die Straßen gestoßen hatte, um ihn ans Kreuz zu hängen, sagte er: „Vater, vergib Ihnen.“ Er hätte Blitzschläge und Feuer auf seine Peiniger herabregnen lassen und sie verfluchen können, weil sie den Sohn Gottes verletzt hatten. Stattdessen vergab er ihnen, obwohl sie ihn verspotteten und beleidigten 5.

Er war selbstlos. Trotz der Qualen des Kreuzes nahm er sich die Zeit, sich um seine Mutter zu kümmern. Er hatte ein Ohr für den neben ihm leidenden Dieb und tröstete ihn im Sterben. Anstatt an sich selbst und seine Schmerzen zu denken, dachte er an andere und ihr Wohlergehen 6.

Die Art und Weise, wie Jesus seinen letzten Tag verbrachte, unterschied sich nicht von der Art und Weise, wie er sein ganzes Leben lebte. Wie jeden Tag fand er auch an diesem Tag Gelegenheiten zu lieben, zu geben, zu vergeben und die Liebe seines Vaters mit anderen zu teilen.

Jesus lebte jeden Tag, als wäre es sein letzter, denn Ehrlichkeit, Demut, Liebe, Vergebung und Freundlichkeit waren ein wesentlicher Teil seines Wesens. Jeden Tag so zu leben, als wäre es der letzte, bedeutet, seine Zeit und Energie den wichtigen Dingen zu widmen, die nicht mit der Zeit verblassen, sondern bis in die Ewigkeit Bestand haben.


  1. Johannes 13,5
  2. Lukas 22,41-44
  3. Lukas 22,45-71
  4. Lukas 22,66-71; Lukas 23,1-3
  5. Lukas 23,34
  6. Lukas 23,39-43; Johannes 19,25-27