Als die Jünger Jesu ihn baten, sie zu lehren, wie man betet, lehrte er sie das Gebet, das als Vaterunser bekannt ist (Lukas 11,1). Er sagte, so sollt ihr beten: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen!“ (Matthäus 6,9-13)
Das Wort, mit dem sich Jesus im Gebet an seinen Vater wandte, war das aramäische Wort Abba, mit dem ein Sohn oder eine Tochter im Palästina des ersten Jahrhunderts den Vater anredete. Es ist verständlich, dass Jesus als der einzigartige Sohn Gottes seinen Vater Abba nannte, aber das außergewöhnliche ist, dass Jesus diejenigen, die an ihn glauben, lehrt, Gott ebenfalls mit Abba anzusprechen.
Jeder, der an Jesus glaubt und ihn als seinen Erlöser annimmt, darf Gott seinen Vater nennen. „All denen aber, die ihn aufnahmen und an seinen Namen glaubten, gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden” (Johannes 1,12). Durch den Tod und die Auferstehung Jesu werden die Gläubigen als Söhne und Töchter Gottes in seine Familie aufgenommen und haben daher das Vorrecht, Gott ihren Vater, Abba, zu nennen. „Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater!” (Galater 4,6).
Wenn wir „unser Vater” beten, impliziert das ein Gefühl der Vertrautheit, dass wir uns an jemanden wenden, der uns liebt und für uns sorgt. Gebet soll keine komplizierte, formale Art sein, sich an eine ferne Entität zu wenden. Das Gebet, das Jesus lehrte, war kurz und ungekünstelt, eine einfache, von Herzen kommende Bitte von Menschen, die wissen, dass sie in ihren täglichen Bedürfnissen auf ihren Vater angewiesen sind und die Vergebung ihrer Sünden und seinen Schutz und seine Fürsorge brauchen.
Indem Jesus das Gebet mit „Vater unser im Himmel” beginnt, erinnert er uns auch daran, dass wir, wenn wir uns als seine Kinder an Gott wenden, uns auch seiner unendlichen Größe bewusst sein sollten. Er ist der allmächtige Gott, der allmächtige Schöpfer aller Dinge.
Nach dieser Eröffnungsansprache folgen sechs Bitten. Die ersten drei beziehen sich direkt auf Gott – seinen Namen, sein Reich und seinen Willen. Danach folgen drei Bitten, die sich auf uns beziehen – unsere Bedürfnisse, Sünden und Versuchungen.
Als Modell für das Gebet lehrt uns die Eröffnung des Vaterunsers, unsere Gebete mit Lobpreis, Ehrfurcht und Anbetung zu beginnen. Aufgrund unserer Beziehung zu Gott als unserem liebenden himmlischen Vater vertrauen wir ihm, verlassen uns auf ihn und wissen, dass er unser Bestes will. Das ist das Grundverständnis des christlichen Gebets.
Die ersten drei Sätze des Gebetes, die sich auf Gott beziehen, lauten: „Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden”. Hier haben wir drei Bitten: Möge dein Name geheiligt werden, möge dein Reich kommen, und möge dein Wille geschehen. Diese Bitten drücken unser Gebet für Gottes Herrlichkeit in Bezug auf seinen Namen, seine Herrschaft und seinen Willen aus.
Das Wort „heiligen” bedeutet „ehren” und „mit höchstem Respekt behandeln”. Wenn wir beten: „Geheiligt werde dein Name”, bitten wir den Herrn, dass sein Name überall verherrlicht werde. Wir bitten ihn, in der physischen Welt und besonders durch uns, seine Nachfolger, zu wirken, damit die ganze Menschheit ihn als Gott ehren kann.
Die zweite Bitte, dein Reich komme, ist eine Bitte an Gott, seine Herrschaft, Macht und Autorität auf der ganzen Erde zu verwirklichen. Das Reich Gottes ist sowohl eine gegenwärtige Wirklichkeit, die durch das Leben und Wirken Jesu eingeleitet wurde, als auch eine zukünftige, die nach seiner Wiederkunft vollendet sein wird.
Wenn wir beten „Dein Reich komme”, bitten wir Gott, dass das Evangelium auf der ganzen Welt gepredigt wird, damit Menschen die Möglichkeit haben, in sein Reich zu kommen. Gleichzeitig beten wir dafür, dass Jesus wiederkommt und das Reich Gottes regiert, wie es die Worte am Ende der Offenbarung ausdrücken: „Komm, Herr Jesus!“ (Offenbarung 22,20).
Die dritte Bitte, Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden, baut auf der zweiten auf. Wenn Gott regiert, geschieht sein Wille. Hier beten wir um die volle Verwirklichung all dessen, was das Reich Gottes bedeutet – dass sein Reich, seine Macht und Herrschaft auf Erden Wirklichkeit wird und dass sein Wille für unser Leben Vorrang hat vor unserem eigenen.
Nach den ersten drei Bitten konzentriert sich das Gebet mit der vierten Bitte auf unsere menschlichen Bedürfnisse. „Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.” Dieses Muster, zuerst Gott den Vorrang zu geben und sich dann den menschlichen Bedürfnissen zuzuwenden, findet sich auch an anderer Stelle in der Lehre Jesu: „Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen, lebt in Gottes Gerechtigkeit, und er wird euch all das geben, was ihr braucht.” (Matthäus 6,33)
„Unser tägliches Brot gib uns heute” ist die Bitte an den Vater, für unsere leiblichen Bedürfnisse zu sorgen – für alles, was wir zum Leben brauchen. Im Mittelmeerraum des ersten Jahrhunderts wurden die Arbeiter täglich bezahlt und hatten nur so viel, dass sie von einem Tag auf den anderen leben konnten. Das Leben in solch prekären Verhältnissen machte das Beten sehr wichtig.
Die fünfte Bitte lautet: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ Das Vaterunser im Matthäusevangelium verwendet die Worte Schuld und Schuldigern, um die Sünde zu beschreiben, während das Lukasevangelium Sünden und schuldig geworden verwendet (Lukas 11,4). Sowohl die Schuld bei Matthäus als auch die Sünden bei Lukas bezeichnen Übertretungen gegen Gott.
Als Jesus seine Jünger aufforderte zu beten: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern”, sprach er von der Vergebung unserer Sünden. Gott hat uns durch die Erlösung gnädig und barmherzig unsere Sünden vergeben. Darum sollen wir auch anderen vergeben, als eine Fortsetzung der Gnade Gottes.
Die letzte Bitte „Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen” ist die Bitte eines jeden, der eine enge und gute Beziehung zu Gott haben will. Wir bitten unseren Vater, uns vor der Sünde zu bewahren, vor Situationen, in denen wir versagen, und vor dem Bösen in all seinen Formen – in unseren Herzen, in unseren Einstellungen und in unseren Handlungen. Wir bitten unseren Vater, uns vor allem zu bewahren, was zwischen uns steht und unsere Gemeinschaft mit ihm stören könnte.
Das Gebet im Matthäusevangelium endet mit: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“ Dieser letzte Satz fehlt in vielen Übersetzungen, und es wird angenommen, dass er im späten zweiten Jahrhundert hinzugefügt wurde. Auch wenn er vielleicht nicht zur ursprünglichen Lehre Jesu gehörte, ist er doch ein schöner und passender Abschluss des Gebets.
Himmlischer Vater, mögest Du in unserem Leben und in der ganzen Welt herrschen. Hilf uns allen, die wir an Dich glauben, die frohe Botschaft der Erlösung weiterzugeben, damit so viele Menschen wie möglich Dich kennen lernen. Lehre uns, nach den Grundsätzen Deines Wortes zu leben, damit wir Dich und Deine Wege anderen vorleben können. Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen!
Peter Amsterdam und seine Frau Maria Fontaine sind Leiter von The Family International, einer christlichen Glaubensgemeinschaft. Angepasst an den Originalartikel.
Wenn du Jesus Christus noch nicht als deinen Erlöser kennengelernt hast, kannst du dein Herz für ihn öffnen, indem du dieses einfache Gebet sprichst:
Lieber Jesus, bitte vergib mir meine Sünden. Ich glaube, dass Du für mich gestorben bist. Ich möchte dich in mein Leben einladen. Bitte erfülle mich mit Deiner Liebe und Deinem Heiligen Geist. Hilf mir, Dich und andere zu lieben und nach der Wahrheit der Bibel zu leben. Amen!