Selbst die besten Bergsteiger nehmen sich Führer, wenn sie ihnen unbekannte Berge erklimmen wollen. Nur vermessene Neulinge würden alleine losziehen – Neulinge wie ich.
Vor Jahren, in meinem Urlaub in der Schweiz, beschlossen ein Freund und ich, am letzten Tag einen nahegelegenen Berg zu besteigen. Wir zogen erst spät nachmittags los und noch am Anfang unseres Aufstieges kam uns ein wettergegerbter Schäfer mit seinen Schafen beim Abtrieb entgegen. Er hatte sie den ganzen Tag weiter oben auf dem Berg weiden lassen. „Die Nacht zieht früh und plötzlich über die Berge herein“, warnte er uns, „Wartet bis Morgen und nehmt euch einen Führer!“ Am nächsten Morgen würden wir schon im Zug nach Hause sitzen, also stapften wir weiter.
Da unweigerlich die Nacht dem Tag folgt, umgab uns bald völlige Dunkelheit. Auch gab es wegen des bedeckten Himmels kein Mond- oder Sternenlicht. Wir vermochten kaum den steinigen Pfad zu unseren Füßen zu erahnen, geschweige denn den eigentlichen Weg vor uns. Ein Fehltritt würde uns den Berg hinabstürzen lassen.
Wir hatten einen Schlafsack bei uns, in den wir uns abwechselnd zum Ausruhen legten.
Dann fing es an zu regnen, genauer gesagt, zu gießen. Wir froren nicht nur, sondern waren auch triefend nass, genau wie unser Schlafsack. Zum Glück fanden wir unter einem Felsüberhang Schutz. Nach einer schieren Unendlichkeit begann der Morgen zu dämmern, der Regen hörte auf und wir begaben uns auf den Rückweg.
Bei unserem Abstieg begegneten wir demselben Hirten vom vorigen Nachmittag. Er schüttelte seinen Kopf und musterte uns halb amüsiert, halb erleichtert. Wäre es in der Nacht viel kälter geworden, hätten wir an Unterkühlung sterben können.
Die Herausforderungen des neuen Jahres anzunehmen gleicht dem Bergsteigen: Obgleich voller Schwerstarbeit und lauernder Gefahren birgt es einzigartige Belohnungen für jene, die sich der Aufgabe stellen und nicht das Handtuch werfen, bis sie den Gipfel erreicht haben.
Allerdings werden wir manchmal zu selbstsicher und meinen, alleine gehen zu können. Mit Voraussicht jedoch wissen wir, einen Bergführer nehmen zu müssen, und natürlich gibt es keinen besseren als Jesus, den „Oberhirten“ unserer Seelen. 1 Er weiß, wo die grünen Weiden liegen und wo die Gefahren lauern. Wenn wir in Seiner Nähe bleiben, hilft Er uns, unsere Ziele für das kommende Jahr zu erreichen.
- Siehe 1. Petrus 5:4. ↑