An einem trüben und regnerischen Tag saß ich am Fenster des kleinen Ziegelsteinreihenhauses in Leicester, in England, und beobachtete den Regen, wie er dünne Schlieren auf der Fensterscheibe bildete. Ein Freund ließ mich während seiner Abwesenheit in seinem Haus wohnen, und ich kümmerte mich um eine todkranke Verwandte. Die Busfahrt zum Königlichen Krankenhaus von Leicester dauerte eine halbe Stunde. Dort verbrachte ich die meisten meiner Tage.
Ich hatte für diese Reise gespart, zwei Wochen unbezahlten Urlaub genommen und die Erlaubnis erhalten, noch ein paar Tage anzuhängen, falls ich noch länger bleiben müsste, bevor der nächste Verwandte eintreffen würde, um meinen Platz einzunehmen. Aus den zwei Wochen waren inzwischen jedoch drei geworden, und die Ankunft des Verwandten verspätete sich weiterhin. Mir begann, das Geld auszugehen, und ich fing an, mir heimlich Sorgen zu machen, wie lange ich noch mit meinem jetzigen eng geschnürten Minibudget auskommen würde.
Am Abend rief ich meine Freundin Myriam an, der ich meine Situation erklärte.
„Bin schon unterwegs!“, sagte sie. „Ich kann mir eine Woche freinehmen und freue mich, sie mit dir zu verbringen.“
Am nächsten Abend holte ich Myriam von der Bushaltestelle ab. Es regnete in Strömen, aber dankbar, meine Freundin zu sehen, nahm ich das kaum wahr. Myriams Ankunft war die Antwort auf mein Gebet, und ich spürte, wie Gott sich mir und meiner kranken Verwandten durch ihre Anwesenheit zuwendete.
Myriam half mir nicht nur finanziell, sie machte einen Großeinkauf und mietete ein Auto, wodurch wir einfacher zum Hospital und wieder zurück kamen und unsere Patientin auf kurze Ausflüge mitnehmen konnten. Zudem war Myriam mir auch eine moralische Stütze. Ich hatte ein emotionales Tief erreicht, nachdem ich täglich Zeuge des Leidens auf der Krebsstation geworden war.
„Wie kann ich dir das je wieder gut machen?“, fragte ich Myriam, als ich sie zum Abschied in die Arme nahm.
„Mach dir darüber keine Gedanken! Ich bin nur froh, dass ich helfen konnte.“
Als ich dachte, keiner würde meine verzweifelte Lage sehen, bewies mir Gott, dass Er sie sah, indem Er es einer Freundin ans Herz legte, die daraufhin sofort handelte und zu meiner Rettung kam. Diese Erfahrung erinnerte mich daran, wie viel Gutes es in vielen Menschen gibt.
Ich weiß, das nächste Mal, wenn Gott mein Herz drängt, ein „barmherziger Samariter“ für jemanden in Not zu sein, werde ich mehr Begeisterung dafür spüren, Seinem Ruf zu folgen, wenn ich mich an Myriams Uneigennützigkeit erinnere.