Als mein Chef einwilligte, mich von zu Hause aus arbeiten zu lassen, war ich ganz gespannt über diese Perspektive und war mir sicher, noch besser arbeiten zu können als im Büro. Doch er ergänzte mit einem wissenden Lächeln: „Denk daran, ich werde dich gelegentlich anrufen, einfach, um zu sehen, ob du an deinem Schreibtisch sitzt. Lass mich dich nicht in der Küche erwischen!“ – Mein Chef kannte meine Liebe für gutes Essen und fürs Kochen. – „Sei einfach jeden Morgen um 9:00 Uhr an deinem Arbeitsplatz, von da an wird dann alles wie am Schnürchen laufen!“.

Dieser Ratschlag war die Grundlage für einen der besten Zeitmanagement-Tipps, den ich je gefunden habe: Setz dir Grenzen und bringe die Disziplin auf, dich an sie zu halten.

Jeden Morgen rechtzeitig an meinem Schreibtisch zu sitzen, war nur der Anfang. Allerdings war ich anfänglich überwältigt von den Dutzenden von E-Mails, die alle mit Anfragen und Dingen zu tun hatten, die erledigt werden mussten. Es war schwer für mich, Prioritäten zu setzen. – Alles schien danach zu rufen, als Erstes erledigt werden zu müssen!

Wieder stand mir mein Chef zur Seite. Er schlug mir vor, alles, was ich zu tun hatte, auf eine Liste zu setzen und ihm die Liste per E-Mail zuzusenden. Er würde sie dann durchsehen, für mich die Prioritäten setzen und sie mir wieder zurückschicken. Es war sehr hilfreich, seine Erfahrung in Anspruch nehmen zu können und von ihm zu lernen, besonders am Anfang. Nach einer Weile konnte ich meine Prioritäten selbst setzen. Aber ich bin nie davon abgekommen, mir eine Aufgabenliste zusammenzustellen.

Als ich einmal einen ganzen Morgen mit einem unwichtigen Projekt verbracht hatte und den wichtigen Abgabetermin für etwas Eiliges verpasst hatte, lernte ich eine weitere gute Lektion. „Erledige das Wichtige zuerst.“ Ich war bei meiner Einschätzung der Arbeitsdauer zu optimistisch gewesen und versäumte so die Abgabefrist.

Mein Chef hatte wieder einen guten Rat: „Nimm dir am Ende eines jeden Arbeitstages eine Minute Zeit und wirf einen Blick auf deine Aufgabenliste. Notiere dir zwei oder drei der wichtigsten Aufgaben, an denen du dann als Erstes am nächsten Morgen zu arbeiten beginnst.“

Ich habe festgestellt, dass ich am Abend den besten Überblick darüber habe, was noch erledigt werden muss. Es klappt deshalb gut, weil ich meine Arbeitsliste schon am Nachmittag davor erstelle.

Schließlich promovierte ich zur Chefsekretärin und arbeitete viele Jahre lang von zu Hause aus. Die guten Tipps und Ratschläge, die ich anfangs befolgte, verhalfen mir zum guten Ruf, pünktlich und verlässlich zu sein.