Solange ich denken kann, befinden sich mein Körper und ich im Krieg. „Kurvenreich“ war in meiner Teenagerzeit in Mode, aber damals war ich so dünn wie eine Bohnenstange. Doch als „dünn“ in Mode kam, hatte ich schon einiges an Gewicht zugelegt. Und so ging es jahrelang immer weiter. Ich scheine nie den Körper zu haben, der dem propagierten „Ideal“ entspricht. Als ich jünger war, wollte ich reifer aussehen; jetzt, wo ich älter bin, wünschte ich, ich sähe jünger aus!

Mein ganzes Leben lang machte ich jedes Mal, wenn ich an einem Spiegel vorbeikam, entmutigende Bemerkungen über mich selbst – „Mein Haar bleibt nie in Form!“ „Dieses Kleid sieht schrecklich an mir aus.“ Ich war mir nicht wirklich bewusst, dass ich dieses innere Gespräch mit meinem Bild im Spiegel führte, aber ich schoss im Vorbeigehen immer einen mentalen Pfeil auf mich selbst.

Vor ein paar Jahren, als ich mein Aussehen mal wieder im Spiegel beklagte, kam mir der Gedanke: Gott braucht Großmütter! Und ich merkte, wie ich für mein Alter und für das Leben, das ich führe, so aussehe, wie es mir zusteht. Junge Leute treffen gerne meinen Mann und mich, ein Paar, das seit weit über 40 Jahren glücklich verheiratet und mit Gott, sich selbst und seinen Mitmenschen im Reinen ist. Offensichtlich sehen wir mit unseren rundlichen Gesichtern und Lachfalten eher vergnügt aus!

Es war also an der Zeit, die Fehde, die ich mit meinem Spiegelbild führte, zu beenden. Ich beschloss, statt Beleidigungen auszusprechen, mir jedes Mal ein Kompliment zu machen, wenn ich an „mir“ vorbeikam: „Schöne graue Haare!“ „Anziehendes Lächeln!“ „Ich mag die Ohrringe!“ Endlich konnte ich mich entspannen und lachen! Vor allem, wenn ich mich in meiner gammeligen Gartenkleidung sah und wirklich nach einem Kompliment suchen musste! Aber der Durchbruch kam, und eine lebenslange schlechte Angewohnheit lag endlich hinter mir!

Anstatt irgendwo nach einem Vorbild zu suchen, lerne ich, allein auf Gott zu schauen, um meine Seele und mein Inneres zu kultivieren, damit ich „der Gestalt Christi gleich werde.“ 1 Darunter verstehe ich, „so zu leben, wie Christus es vorgelebt hat“ 2 und Sein Licht durch mich scheinen zu lassen. 3

Wenn ich mich entspanne, lächle und lache, dann tanzen alle Falten auf meinem Gesicht. Ich bin glücklich, die Oma zu sein, die Gott braucht, und ich hoffe, ein wenig von Seiner Liebe und Seinem Licht in dieser konfusen Welt verbreiten zu können. Ich bin froh, Ich zu sein – so wie ich bin, so wie Er mich geschaffen hat.

  1. Römer 8,29
  2. 1. Johannes 2,6
  3. Vgl. Matthäus 5,16.