Als die Dunkelheit des Kampfes mich noch umgab, wollte ich nicht darüber sprechen, doch jetzt, im Licht, kann ich es.

Um es kurz zu machen „ohne Fleiß keinen Preis!“

Und jetzt das Ereignis im Detail:

Akt I: Eine zeitliche Offenbarung

Meine Frau und ich mussten einen frühen Flug von Berlin nehmen, etwa zwei Stunden mit dem Bus von meiner Heimatstadt Dresden aus entfernt. Wir hatten alles genau geplant und gingen zu Bett in dem Wissen, dass wir die Situation unter Kontrolle hatten. Sicherlich würde alles gut gehen.

Als wir an der Bushaltestelle für unseren vier Uhr fünfzig Bus ankamen, der die erste Etappe unserer Reise war, wunderten wir uns, warum wir ihn nicht sehen konnten. Als wir die Uhrzeit überprüften, stellten wir fest, wir hatten den Bus verpasst, was bedeutete, wir würden unseren Zug und damit auch unseren Flug verpassen! Wie konnte das nur passieren?

Als wir unsere Schritte zurückverfolgten, erinnerten wir uns, wie am Abend zuvor die Batterie in unserem Wecker herausgesprungen war, und als wir sie wieder einsetzten, muss die Uhr 30 Minuten nachgegangen sein, doch wir vertrauten, dass sie noch stimmte und machten uns nicht die Mühe, sie mit anderen Uhren zu überprüfen.

Akt II: Die Enträtselung

Zu meinem Leidwesen muss ich zugeben, in diesem Moment mit der Faust gen Himmel hätte schlagen wollen und in Verzweiflung schreien: Mein Gott, mein Gott, warum hast du uns im Stich gelassen? Wir haben gebetet und gebetet, dass alles gut geht, und dann macht ein dummer Fehler alle unsere Pläne zunichte …!

Es ist schon komisch, dass wir in solchen Momenten manchmal unsere Fehler vertuschen und Gott oder anderen die Schuld dafür geben, dass uns schlechte Karten gegeben wurden.

Nach der Verzweiflung setzte mein kühler Verstand wieder ein und ich versuchte, die Situation zu retten. Es war schnell klar, dass das keine leichte Angelegenheit werden würde.

Wenn man scheitert und fällt, ist es so leicht, einfach aufzugeben, aber das war keine Option, wenn man die Konsequenzen davon bedenkt. Man kann nicht zu lange mit dem Gesicht im Schlamm liegen, oder wie Dr. Seuss es so treffend ausdrückte:

Zu meinem Leidwesen muss ich sagen,
Denn leider ist es wahr,
Dass Pleiten,
Pech und Pannen
Jedem passieren können.

Man kann sich leicht verfangen
In einem stacheligen Ast.
Weiterfliegen werden deine Kameraden,
Wenn du so am Haken hängst.

Mit einer unangenehmen Beule
Fällst du vom Baum herunter.
Wohl möglich geht’s dann
Vom Regen in die Traufe.

Einmal in der Patsche,
Hast du nichts zu lachen.
Dich selbst an deinen Haaren herauszuziehen
Bleibt ein hoffnungsloses Unterfangen.
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Akt III: Erlösung

Der Versuch, mit einer gigantischen Fluggesellschaft inmitten einer weltweiten Pandemie zu kommunizieren, ist wie der Versuch, mitten im Berufsverkehr von Mumbai eine Rede zu halten. Die planmäßige Abflugzeit unseres Fluges kam und ging, und nachdem ich erfolglos sämtliche Möglichkeiten ausprobiert hatte, versuchte ich ein letztes Mal, die Hotline anzurufen. Wieder wurde ich in der Warteschleife gehalten, und ich befürchtete, an einem höchst zwecklosen Ort gelandet zu sein – „dem Ort des Wartens.“ Doch nachdem ich mehr als eine halbe Stunde gewartet hatte, nahm jemand tatsächlich ab. Gott sei Dank!

Wir erklärten unsere Situation und mussten einen weiteren Schlag einstecken: Beim Verpassen eines Flugs wird auch der Anschluss-Flug gestrichen. Das heißt, wir würden das gesamte Ticket verlieren und müssten mitten in der Hochsaison ein neues kaufen, was einen Verlust von 2000 Euro bedeuten würde. „Es sei denn, … Sie können nachweisen, dass Sie versucht haben, Ihr Ticket vor dem Flug zu stornieren!“

Zufälligerweise hatte ich mitten in all unseren Versuchen eine WhatsApp-Nachricht verschickt, die ein paar Stunden vor dem Abflug datiert war. Wir schickten einen Screenshot, und er wurde genehmigt. Und nach einer weiteren halben Stunde Hin und Her mit dem Callcenter-Mitarbeiter hatten wir unsere neuen Tickets für einen späteren Flug – ohne Aufschlag!

Nachdem alles überstanden war, dachte ich daran, auf mein Telefon zu schauen, um das Restguthaben zu sehen: 69 Cents waren noch übrig! Stell dir vor, mein Prepaid-Guthaben wäre mitten in diesem Gesprächsmarathon aufgebraucht gewesen! Ich hätte den ganzen Prozess noch einmal von vorne beginnen müssen. Gott steckt im Detail, und ich wurde daran erinnert, wie die Bibel voller Geschichten von Ereignissen ist, die von Kleinigkeiten und unbedeutenden Menschen abhängen – mit ein paar Broten und Fischen werden ganze Massen gespeist, ein Hirtenjunge wird zum König, ein Riese wird mit einem kleinen runden Kiesel erschlagen, das Rote Meer wird mit einem erhobenen Stock geteilt, der Retter der Welt wird in einem Stall geboren … zum Beispiel.

Diese Erfahrung lehrte mich: Unser erstaunlicher Gott ist immer bei uns, selbst wenn wir uns irren und schwerwiegende Fehler machen, und Er kann sogar unsere menschlichen Fehler aufheben, um die Dinge in unserem Leben zum Guten zu wenden.

  1. Ach, die Orte, die du gehen wirst (1990), das letzte Buch von Dr. Seuss, bevor er verstarb.