Heute sitze ich an meinem Schreibtisch und blicke aus dem Fenster auf einen der vielleicht letzten schönen Sommertage. Nächste Woche erwartet uns die erste Kaltfront, und ich bereite mich schon auf den unvermeidbaren Wetterumschwung vor.

Mit diesem Kreislauf habe ich zu rechnen gelernt. Komisch ist, wie es mich in meinem eigenen Leben immer wieder überrascht, wenn so etwas passiert. Natürlich sind die Veränderungen im Leben nicht so vorhersehbar wie die Jahreszeiten. Mein Leben kommt nicht jeden Herbst zum Stillstand, um dann im Frühling wieder voll durchzustarten. Da ist der Kreislauf der Natur viel komplizierter.

Einige Pflanzen überwintern, andere blühen nur zu dieser Zeit und wieder andere wachsen ständig. Manche leben nur ein paar Wochen, andere wachsen überall, wo es Sonne und Erde gibt, wieder andere brauchen ganz bestimmte Bedingungen, um überhaupt zu wachsen – und diese Bedingungen sind nicht für jede Pflanze gleich. Je mehr ich die Natur beobachte, desto mehr Parallelen erkenne ich für mich und desto ruhiger bin ich, selbst wenn ich das Gefühl habe, mein Leben ist auf einem Abwärtstrend. Die Bibel spricht diesbezüglich an einer Stelle sehr tiefgründig:

Alles hat seine Zeit, alles auf dieser Welt hat seine ihm gesetzte Frist:

Geboren werden hat seine Zeit wie auch das Sterben. Pflanzen hat seine Zeit wie auch das Ausreißen des Gepflanzten.
Sterben hat seine Zeit wie auch das Heilen. Niederreißen hat seine Zeit wie auch das Aufbauen.
Weinen hat seine Zeit wie auch das Lachen. Klagen hat seine Zeit wie auch das Tanzen.
Steine zerstreuen hat seine Zeit wie auch das Sammeln von Steinen. Umarmen hat seine Zeit wie auch das Loslassen.
Suchen hat seine Zeit wie auch das Verlieren. Behalten hat seine Zeit wie auch das Wegwerfen.
Zerreißen hat seine Zeit wie auch das Flicken. Schweigen hat seine Zeit wie auch das Reden.
Lieben hat seine Zeit wie auch das Hassen. Krieg hat seine Zeit wie auch der Frieden. 1

Ganz gleich, was in deinem Leben vor sich geht, diese tolle Passage ist für dich. Sie gilt, wenn du auf dem Höhepunkt deines Lebens bist, und sie passt, wenn du einen Neuanfang machst. Sie erinnert uns daran, dass beide Situationen Teil des Lebensablaufs sind und zumindest ein Teil dieser Phasen liegt völlig außerhalb unserer Kontrolle.

Wenn du ganz von vorne anfängst, befolge einen Rat von den Bäumen im Herbst: Sei still. Lass das Alte abfallen. Lass die Wurzeln tief greifen, und akzeptiere eine Zeit, die äußerlich nicht nach viel aussieht. In den Wurzeln geht die Erneuerung weiter. Alte, verbrauchte Teile fallen ab und machen Platz für das Neue. Du wirst wieder aufblühen.

  1. Prediger 3,1–8