Gehörst du zu den Menschen, die gerne reden? Wenn ja, dann bist du genau wie ich. Ich liebe es, mit Menschen zu sprechen, sowohl unter vier Augen als auch am Telefon. Ich bin auch in verschiedenen Online-Foren und sozialen Medien aktiv.

Die Fähigkeit, mit anderen zu reden und zu kommunizieren, ist von Gott gegeben. In Hebräer 13,16 heißt es: „Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit den anderen zu teilen.“ 1

Andererseits hat ein weiser Mann einmal gesagt: „Schweigen hat seine Zeit wie auch das Reden.“ 2

Als ich ein Junge war, habe ich ununterbrochen geredet. Ich riss oft Gespräche an mich und unterbrach die Leute mit Kommentaren oder Fragen, bevor sie ihren Standpunkt dargelegt hatten. Natürlich begegnete ich irgendwann Menschen, die das Gleiche mit mir taten, sodass ich verstand, wie es ist, wenn man ein solches Verhalten zu spüren bekommt. Seitdem habe ich mich bemüht, weniger zu reden und mehr zuzuhören, was meine Beziehungen zu anderen Menschen insgesamt drastisch verbesserte.

In 1. Thessalonicher 4,11 heißt es: „Bemüht euch, ein ruhiges Leben zu führen.“ 1 Für diejenigen von uns, die gerne reden, erfordert diese Zurückhaltung oft eine bewusste Anstrengung, wenn Schweigen angebracht ist.

Es gab Zeiten, in denen ich zu schnell auf Fragen antwortete und es am Ende bereute. Ein solcher Vorfall ereignete sich bei einem geselligen Beisammensein, an dem ich mit Kollegen teilnahm. Jemand fragte mich halb im Scherz, wie gut ich mit einer bestimmten Person auskäme. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich zufällig Probleme mit der betreffenden Person, und ich sprach offen darüber, weil ich dachte, die Person sei nicht da. Da ich blind bin, erkenne ich Menschen hauptsächlich an der Stimme. Du kannst dir also vorstellen, wie schockiert und peinlich berührt ich war, als ich plötzlich die Stimme dieser Person direkt vor mir auf der gegenüberliegenden Seite hörte: „Ich habe jedes Wort gehört, Steve!“

Ein biblisches Beispiel dafür ist Josef. Auch er zahlte einen hohen Preis für seine lose Zunge. Josef, der Lieblingssohn seines Vaters, machte seine Brüder eifersüchtig. Zu allem Überfluss hatte er zwei Träume, die ihn als Herrscher über seine Familie darstellten, und er hielt es tatsächlich für eine gute Idee, seinen Brüdern von diesen Träumen zu erzählen. 3 Da seine Brüder so wütend auf ihn waren, warfen sie ihn in eine Grube und verkauften ihn in die Sklaverei.

Auch wenn es für manche von uns nicht leicht ist, den Mund zu halten, ist es doch oft das Vernünftigste. „Selbst einen Narren hält man für weise, wenn er schweigt; solange er den Mund nicht aufmacht, scheint er klug zu sein.“ 4

  1. NL
  2. Prediger 3,7 NL.
  3. Vgl. 1. Mose 37,6-9.
  4. Sprüche 17,28 NL.