An meinem Geburtstag erlebe ich oft gemischte Gefühle – auf der einen Seite wünsche ich mir, ich könnte auf eine einsame Insel flüchten, auf der anderen Seite fühlt sich die zusätzliche Aufmerksamkeit gut an. Ich halte es mit Todd Stocker: „Ein guter Geburtstag misst sich nicht an der Menge der Geschenke, die man bekommt, sondern an dem Ausmaß, mit dem man geliebt wird!“

Paolo, seit 18 Jahren ein lieber Freund und Kollege, hat sich zum Ziel gesetzt, jeden Geburtstag seiner Freunde und Bekannten entweder durch einen Anruf oder eine SMS zu würdigen. Er hat eine Liste mit den Geburtstagen und aktualisiert diese, wenn er neue Kontakte knüpft.

Geschäftsleute, Politiker, Hausfrauen, Studenten, Rentner, ob reich oder arm, berühmt oder in Vergessenheit geraten, das Herz ist immer dasselbe und möchte geliebt werden. Man kann dies gut an den Reaktionen der Geburtstagskinder beobachten, wenn sie diese Glückwünsche entgegennehmen.

Vor zwei Jahren brach eine einsame Witwe in Tränen aus, als sie diesen telefonischen Geburtstagsglückwunsch entgegennahm. Sie erinnert sich auch heute noch oft daran. Für sie stellte es einen Wendepunkt im schwierigen Prozess der inneren Heilung dar, nachdem ihr Mann verstorben war und sie ganz allein in einer abgelegenen Gegend leben musste. Sie sagte, in diesem unerwarteten Telefonanruf empfand sie so viel Liebe und Sorge, dass es ihr Herz wieder zum Leben erweckte.

Natürlich ist es nicht immer so einfach wie es klingt; es gibt immer wieder Tage, an denen man aufwacht und selbstsüchtig sein will. Man will sich nicht die Mühe machen, jemand anderen an seinem Geburtstag aufzumuntern. Ich sage das, weil Paolo mich inspiriert hat und ich mir vor einiger Zeit seine „Geburtstagstradition“ zu Eigen gemacht habe, auch wenn meine Liste sehr viel kürzer ist als seine.

Manchmal habe ich keine Lust anzurufen, doch meist ist die Reaktion des Geburtstagskindes Belohnung genug und macht mir klar, wie leicht es ist, eine andere Person aufzumuntern. Es gab einige Situationen, in denen meine Worte einen echten Unterschied ausmachten und ich möglicherweise die einzige Person war, die an diesem Tag daran gedacht hatte. Manchmal erwischte ich jemanden in einer schwierigen Phase, der gerade einen Verlust erlitten hatte oder krank war. Nach dem Gespräch dachte ich jedes Mal: „Gott sei Dank habe ich angerufen!“ Ich kann dem folgenden Vers nur zustimmen: „Es ist segensreicher zu geben als zu nehmen.“ 1

  1. Apostelgeschichte 20,35