Kürzlich nahm ich meinen Teenagersohn mit zu einem Ökotourismusprojekt im großen Complexo do Alemão Bereich der Favelas [Slums] im nördlichen Rio de Janeiro in Brasilien. Dort gibt es Seilgondeln mit Haltestellen auf allen fünf Bergspitzen, von wo aus man die ganze Bucht und all die herrlichen Bergketten sehen kann, betupft mit tausenden von kleinen Hütten aus rauen, ungestrichenen Ziegelwänden, denen ordentliche Dächer fehlen. Eben diese Favelas!

Irgendwann äußerte mein Sohn sich mit: „Erstaunlich, wie viel mehr arme als reiche Menschen es gibt!“

Auf unserem Rückweg nach unten sprachen wir mit einer Missionarin, dort tätig, noch bevor Friede eingezogen war, zu einer Zeit als Polizei und Drogenkartelle sich in tägliche Schießereien miteinander verstrickten. Eine andere Frau beschrieb, wie sie in jungen Jahren täglich zur Quelle laufen musste, um an Wasser zu kommen, bis ihr Vater zusammen mit anderen in der Lage war, einen gemeinschaftlichen Brunnen zu graben. Das Leben in der Region verbesserte sich deutlich in den letzten Jahren, aber die Geschichten dieser Frauen erinnerten an die schlimmen Zustände, in denen unzählige Menschen zu leben gezwungen waren. Dieser Ausflug beeindruckte meinen Sohn zu tiefst, der daraufhin mehr Interesse daran zeigt, Familien in Not zu helfen, weitaus weniger darauf bedacht, seine eigenen Bedürfnisse zu stillen.

Ich halte es für lebenswichtig, Kindern vom frühen Alter an beizubringen, auf andere Rücksicht zu nehmen und abzugeben, damit es ihnen zur zweiten Natur wird. Kürzlich las ich, Kinder, die den 2. Weltkrieg hinter sich hatten, lernten Solidarität durch die schrecklichen von ihnen erlebten Umstände. jahrelang jeden Bissen Brot oder Fleisch zu teilen, half, ihren Charakter lebenslang zu formen und zu ihrer Lebenseinstellung zu werden.

Im Laufe vieler Jahre unterrichtete ich in mehreren Ländern Kinder freiwilliger Helfer unter nicht immer idealen Bedingungen. Manches Mal mussten wir die zur Verfügung stehenden Lehrmittel oder Spielsachen reihum benutzen, das lehrte die Kinder gezwungenermaßen, sich abzuwechseln oder bei kleinen Aufgaben zusammen zu arbeiten, wenn sie Sachen aufräumten oder den Tisch nach einer Zwischenmahlzeit reinigten,

Kinder können Mitgefühl für andere entwickeln, wenn sie an Aufgaben für eine Gemeinschaft, wie z. B. Pfadfindergruppen, teilnehmen oder den weniger Bemittelten helfen. Diese Werte von Kindheit auf gelernt, macht es für sie wahrscheinlicher, den Rest des Lebens an ihnen festzuhalten.