Erster Versuch

Das dumpfe Knall von Metall auf Metall jagte mir einen Riesenschrecken ein. Ich war in Eile und hatte meiner Umgebung keine große Beachtung geschenkt, aus diesem Grund war mir beim Ausparken der Transporter entgangen, der an einer ungewöhnlichen Stelle geparkt war.

Ich stieg wieder aus und begutachtete den Schaden. Meine Stoßstange hatte einen bösen Riss und eine Delle, das Rücklicht des Transporters war kaputt. Ich kritzelte eine Entschuldigung und meine Telefonnummer auf einen Zettel und steckte ihn hinter den Scheibenwischer des anderen Autos. Mit dem Unfall würde ich mich zuhause beschäftigen. Aufgewühlt fuhr ich vom Parkplatz.

Eigentlich hatte ich die Hauptverkehrszeit vermeiden wollen, aber der dichte Verkehr auf der Hauptstraße machte meine Hoffnung zunichte, rechtzeitig zu meinem wichtigen Termin zu kommen. Ungeduldig trommelte ich auf das Lenkrad, während die Autos langsam auf der verstopften, zweispurigen Straße weiterkrochen.

Ich war genervt vom Unfall auf dem Parkplatz und machte mir Vorwürfe, wie ich das parkende Fahrzeug hatte übersehen können. Der Tag hatte gerade erst begonnen und lag mir schon schwer im Magen, als ein Minivan unerwartet vor mir einscherte. Ich ließ mein Fenster herunter und warf dem Fahrer eine Verwünschung an den Kopf. So viel zu meiner christlichen Nächstenliebe, dachte ich. Ich war an diesem Tag mit dem falschen Fuß aufgestanden und hatte in der Tat schon jetzt überhaupt keine Geduld mehr.

Der Stau gab mir Zeit, um über meine morgendliche Routine der letzten Wochen nachzudenken. Eine wachsende Arbeitsbelastung und ein voller Terminkalender hatten meine Zeit mit Gott verdrängt und seitdem schien ich leicht ärgerlich und ungewöhnlich reizbar geworden zu sein. Während der Verkehr sich langsam auflöste, gab ich mir selbst das Versprechen, meine Morgenandacht wieder einzuführen. 

Zweiter Versuch

Der Terminkalender für die nächste Woche war vollgepackt und mein Arbeitspensum ließ nicht viel Zeit für anderes übrig. Um die Arbeitslast zu bewältigen, brauchte ich sehr viel Ausdauer und Geduld. Ich brauchte einen Plan.

Ich rang mich dazu durch, meinen Wecker auf eine halbe Stunde früher zu stellen und Bücher mit Gebeten und Andachten und ein leeres Notizbuch für meinen morgendlichen Termin mit Gott bereit zu legen. Früher aufzustehen fällt mir nicht leicht, da ich jede zusätzliche Minute Schlaf genieße, doch ich nahm mir fest vor, mich an meinen guten Vorsatz zu halten.

Als mein Wecker am ersten Morgen läutete, kroch ich aus dem Bett und schlafwandelte ins Wohnzimmer, wo ich es mir auf dem Sofa gemütlich machte. Draußen war es zwar noch dunkel, doch die ersten Vögel verkündeten mit ihrem kristallklaren Gezwitscher schon den nahenden Sonnenaufgang. Ihr Lied war ein Lobgesang Gottes und brachte mich dazu, ebenfalls alles Gute in meinen Leben aufzuzählen.

Als die ersten zaghaften Sonnenstrahlen in den Raum drangen, fühlte ich mich schon wacher und nahm mir mein Andachtsbuch zur Hand. Inspiriert von dem Text, der gut zu meiner stressigen Woche passte, kopierte ich einen Teil davon in mein Notizbuch. Danach betete ich für all die verschiedenen Aspekte meiner Aufgabenliste und meditierte eine Weile über die beantworteten Gebete der vergangenen Woche. Nach dieser halben Stunde fühlte ich mich erfrischt und bereit für den Tag.

Mit dem Einführen meiner halbstündigen Treffen mit Gott verschwanden die Probleme, Rückschläge und Hindernisse natürlich nicht, aber ich reagierte ganz anders auf sie, was meine Nerven schonte und vieles einfacher machte – und machte mich bestimmt zu einer angenehmeren Person. Meine morgendlichen Momente mit Gott gehören wieder zu meinem Tagesablauf. Dieser erste Termin meines Tages gibt mir die Kraft, den Stürmen des Lebens zu trotzen, Ruhe zu bewahren, klare Gedanken zu fassen und jeder Situation angemessen zu begegnen.