Als ich mehrere Jahre in Japan verbrachte, faszinierte mich, wie geschickt die Japaner doch Alltägliches in wahre Kunstwerke verwandeln können. Routinetätigkeiten wie zum Beispiel die Zubereitung von Tee, das Arrangieren von Blumen, Gartenarbeit und das Harken von Kieselsteinen werden in eine kulturelle und geistige Erfahrung verwandelt. Ich bewundere die Japaner dafür, wie sie an dieser Tradition festhalten und die Schönheit der einfachen Aufgaben im Leben schätzen.

Man sagt, die Teezeremonie sei der Höhepunkt aller Künste. In der japanischen Stadt, in der ich lebte, findet jedes Jahr eine öffentliche Teezeremonie in einem Teehaus statt, welches einzig und allein für diesen Zweck im örtlichen Schloss erbaut wurde. Dieses Ereignis, das man sich nicht entgehen lassen sollte, läuft wie folgt ab:

Eine Frau in einem traditionellen Kimono begrüßt uns, als wir das ruhige Innere des Teehauses betreten und unsere Schuhe ausziehen. Ihre entspannte Art, ihre graziösen Bewegungen und das Fehlen jeglicher Unordnung in den Räumlichkeiten haben einen beruhigenden Effekt. Die Tatami- Matten aus Stroh massieren sanft die Sohlen unserer Füße. Der Teeraum besitzt große Türen aus Reispapier, die geöffnet sind, um den Blick auf einen saftig grünen Garten mit einem Springbrunnen preiszugeben. Das Geräusch des plätschernden Wassers beruhigt die Nerven. An der Wand hängt ein Gedicht, das die Schönheit der Magnolie rühmt, und darunter steht ein Blumenarrangement, das durch seine erstaunliche Schlichtheit besticht. Der Winkel, in dem jede Blume angeordnet wurde, ist von Bedeutung; zusammen veranschaulichen sie die Beziehung zwischen Himmel und Erde.

Unsere Gastgeberin bereitet den Tee mit der Gewandtheit einer Tänzerin zu. Jede Bewegung – das Einstecken der Serviette in ihren übergroßen Gürtel, das Rühren der Bürste im Tee, das Schwingen des heißen Suds in der Schale – ist sorgfältig choreografiert und inszeniert und über tausende von Jahren von den Meistern des Tees kultiviert worden. Unsere Gastgeberin übte diese Rolle seit ihrer Kindheit.

Wir nehmen die handgemachten, absichtlich rauen Schalen und machen die traditionellen höflichen Bemerkungen über deren Schönheit. Es gibt eine Vorder- und eine Rückseite dieser Schalen und eine bestimmte Richtung und Art, wie man sie drehen sollte. Kuchen wird auf Blättern serviert. Wir tauschen mit unserer Gastgeberin die üblichen Nettigkeiten über Alltägliches aus und verlassen den Raum schließlich genauso ruhig und respektvoll, wie wir ihn betraten. Irgendwie fühlen wir uns verändert.

Was die japanischen Teemeister und andere wie sie entdeckten, ist die Tatsache, einfache Aufgaben in erfreuliche, bedeutsame Anlässe verwandeln zu können.