Meine Frau und ich haben einmal ein deutsches Bühnenstück von „A Christmas Carol“ (Ein Weihnachtslied) von Charles Dickens gesehen. Du kennst vielleicht die Geschichte des geizigen Bankiers, der sich durch das geheimnisvolle Wirken dreier Geister, die ihn auf eine Reise durch seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mitnehmen, in einen freundlichen und großzügigen Mann verwandelt. Ich war beeindruckt von der Wirkung, die die Inszenierung auf mich und das Publikum hatte.

Die Geschichte entstand aus Dickens’ Wunsch, die Menschen auf die schrecklichen Bedingungen der Arbeiter im England jener Zeit aufmerksam zu machen. Da er selbst in Armut aufgewachsen war und als Kind 12 Stunden am Tag in einer Fabrik gearbeitet hatte, konnte er sich in ihre Notlage einfühlen und hoffte, dass diese Geschichte ihr Leben zum Besseren verändern würde. Dickens schrieb die Novelle in sechs Wochen, und sie wurde ein sofortiger und dauerhafter Erfolg.

Ruth Glancy, Professorin für englische Literatur, erklärte, dass die größte Wirkung von A Christmas Carol darin bestand, wie es einzelne Leser dazu inspirierte, den Bedürftigen zu helfen. Unter anderem wurde es dank dieser Geschichte zur Tradition, Weihnachtsessen für die Armen zu veranstalten. Im Jahr 1867 war ein amerikanischer Geschäftsmann durch den Besuch einer Lesung so bewegt, dass er seine Fabrik am ersten Weihnachtstag schloss und jedem Angestellten einen Truthahn schickte. In den frühen 1900er Jahren schickte die Königin von Norwegen Geschenke an Londons behinderte Kinder, die mit „Mit kleiner Tims Liebe“ unterzeichnet waren. Der Autor G. K. Chesterton schrieb: „Die Schönheit und der Segen der Geschichte … liegen in dem großen Ofen des wahren Glücks, der durch Scrooge und alles um ihn herum glüht. … Ob die Weihnachtsvisionen Scrooge bekehren würden oder nicht, sie bekehren uns.“

Vor kurzem las ich von einer weihnachtlichen Verwandlungsgeschichte, die Parallelen zu der in A Christmas Carol aufweist. Sie handelt von einem Bankier namens George Mason, der am Heiligabend aus Versehen im eigenen Banktresor eingeschlossen wurde. Als er zwei Tage später endlich herauskam, stellte er fest, dass ihn niemand vermisst hatte. Zu seinem Glück hatte er über sein Leben nachgedacht und beschlossen, positive Veränderungen vorzunehmen. In seinem Tresor lag von da an eine handgeschriebene Karte mit den Worten: „Menschen zu lieben, irgendwo unentbehrlich zu sein, das ist der Sinn des Lebens. Das ist das Geheimnis des Glücks.“

Wir müssen nicht von Geistern besucht oder in einen Banktresor eingesperrt werden, um die wahre Bedeutung von Weihnachten zu erkennen. Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass Er Jesus, Seinen eingeborenen Sohn, an jenem ersten Weihnachten sandte, um uns vom Tod zu erlösen und uns ewiges Leben zu geben. Lasst uns in dieser Weihnachtszeit die Liebe, die wir empfangen haben, mit anderen teilen.