„Egal wie gut du dich vorbereitet hast“, warnte mich meine Freundin, „der erste Tag an der Uni wird eine überwältigende Erfahrung sein.“ Ich fragte mich, wieso sie etwas so Harmloses wie eine Universität für überwältigend halten konnte, aber ich sagte ihr, da ich die High-School gepackt hatte, würde ich sicher auch die Uni schaffen.

Ich verließ die U-Bahn-Station, den Lageplan des Campus in der Hand, und ging zielstrebig Richtung meines ersten Klassenraumes, hoffend, die richtige Richtung erwischt zu haben. Ich habe noch nie ganz kapiert, wie man Karten benutzt und auch Hinweisschildern wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Letztendlich verbrachte ich zwei Stunden damit, hilflos über das Gelände der Uni zu irren, das stolze Elf Campus-Bereiche aufweist. Endlich stolperte ich in meinen Raum, fünfzehn Minuten vor dem Ende. Als ich erschöpft in meinen Sitz sank, erinnerte ich mich an die Worte meiner Freundin.

Nachdem ich meine Mitstudenten nach der Richtung gefragt hatte, fand ich erfolgreich meinen nächsten Kursraum, eine Einführung in Linguistik. Eine Frau in Sportshirt und Baggy-Jeans saß draußen auf einer Bank. Hausmeisterin, vermutete ich, und betrat den Raum, wo eine Frau in einer Bluse, einem schwarzen Rock und Highheels auf die Tafel schrieb. Der Professor, vermutete ich. Sie fuhr mit dem Unterricht fort mit einem kurzen mündlichen Test. Dann öffnete die Frau in Jeans die Tür und stellte sich als Frau Professor (und hervorragende Linguistin) Lee vor und machte uns dann mit ihrer Assistentin bekannt – die Frau mit der Bluse!

Es gab noch mehr Überraschungen beim nächsten Kurs, einer Einführung in westliche Literatur. Ich lauschte Daten, Fakten und Darstellungen, die ich alle sorgsam notierte. Es stellt sich heraus, nichts davon war von Nutzen. Stattdessen fand ich mich nach einer Stunde in einer Gruppe Wildfremder wieder, die die Aufgabe bekamen, ein Theaterstück auf die Beine zu stellen, komplett mit Musik, Kostümen und Bühnenbild und so weiter – und das alles innerhalb von zwei Wochen!

Natürlich, am Ende des Semesters kannte ich die stillsten Ecken zum Lernen auf dem Campus, unser Theaterstück kam gut an und ich lernet, Professoren kleiden sich, wie immer sie mögen. Als ich reuevoll auf meinen Anfänger-Blues zurückblickte, wusste ich sicher, das würden nicht meine letzten Erfahrungen als „Neuling“ sein.

Wie unbequem solche Situationen auch sein mögen, sie können mich dazu bringen, kühner zu werden, indem ich lerne, ohne alle meine Sicherheitsnetze und Hilfsmittel zu funktionieren. Das Beste von allem, die erlangte Reife wird meine unbequemen Anfänger-Schnitzer bei weitem übertreffen und überschatten.