Als Kind, daran erinnere ich mich noch, brach ich in Tränen aus, wenn ich daran dachte, wie meine Eltern alt werden würden. Ich liebte sie innig und allein der Gedanke daran, eines Tages könnten sie Haare verlieren oder ein paar Falten bekommen, traf mich schwer! Wenn ich jetzt darüber nachdenke, sehe ich, wie etwas in mir den Alterungsprozess fürchtete. Ich war der festen Meinung, jedes Schöne sollte niemals enden oder seinen Glanz verlieren.

Mit der Zeit verschwand diese spezielle Angst. Alt zu werden begeistert mich nicht unbedingt, aber zusätzlich dazu, dass ich mich aufgrund meiner körperlichen Aktivitäten und einer besseren Ernährung stärker fühle als in meinen Zwanzigern, beginne ich zu realisieren, mich am Meisten davor zu fürchten, innerlich zu altern: meinen Enthusiasmus zu verlieren, meine Ideale und den Wunsch, weiter zu lernen und vorwärts zu gehen. Aus diesem Grund freue ich mich jedes Mal, wenn ich eine Chance bekomme, meine Grenzen zu überschreiten und irgendwie neu zu beginnen und damit innerlich jung zu bleiben. Ich bin eben ein hoffnungsloser Idealist, das ist alles.

Vor ein paar Jahren besuchte ich ein Klassentreffen und begegnete vielen alten Freunden, die ich über 30 Jahre lang nicht gesehen hatte. In jungen Jahren war ich eine ziemlich gute Schülerin und leitend tätig in politischen und sozialen Bereichen. Dann beschloss ich, mein Leben in den Dienst von Mission und humanitärer Hilfe zu stellen und verbrachte damit die folgenden 38 Jahre, oft unter sehr schwierigen Umständen und sammelte niemals viel Materielles für mich selber an. Im Gegensatz dazu, sind eine Reihe meiner Freunde inzwischen studierte Fachleute – Ärzte, Anwälte und Geschäftsleute.

Irgendwann stellte dann jemand die heiße Frage: „Und? Bedauerst du nichts? Du warst solch eine brillante Schülerin. Wir bewunderten dich alle und rechneten damit, du würdest eine ausgezeichnete Ärztin oder Schriftstellerin werden.“

Ich antwortete einfach, ich verspüre keinerlei derartige Reue. Ich weiß, ich fand und verfolgte Gottes Ruf in meinem Leben und das sei die beste Belohnung. Jeder atmete erleichtert auf und einstimmig bekundeten sie: „Wir sind so froh, das zu hören und zu wissen, du kämpfst immer noch für dieselben Ideale, für die du so viel aufgegeben hast! Du bleibst weiterhin ein Vorbild für uns.“

Dann merkte ich, nicht der einzige zu sein, der es hasst aufzugeben. Es geht nicht darum, immer stark zu erscheinen oder niemals Fehler zu machen. Das ist ohnehin nicht möglich und es gibt viele Stürze entlang des Wegs und auch Zeiten, in denen man gezwungen ist, eine Pause einzulegen. Ich rede davon, nicht so einfach aufzugeben, sondern stattdessen weiter zu glauben, zu geben, sich zu bewegen und zu verändern.