Als ich klein war, beschäftigten sich meine Schwester und ich mit dem Spiel des Lächelns. Jedes Mal, wenn wir mit unserer Mutter unterwegs waren, zum Supermarkt fuhren oder an einer roten Ampel warteten, veranstalteten wir einen kleinen Wettkampf, wer von uns beiden die meisten lächelnden Menschen unter den Vorübergehenden ausmachen konnte.

Wir beobachteten Geschäftsleute, die eilig an uns vorbeiliefen und in ihre Handys sprachen, Fahrer, die hupend an uns vorbeifuhren, Bettler, die ihren ausgefransten Hut vor sich hielten, Eltern, die mit ihren energiegeladenen Kindern mitzuhalten versuchten, Jugendliche, die sich in ihrer Internetwelt vergruben. Eine bunte Mischung aus erschöpften, verträumten, mürrischen und ausdruckslosen Gesichtern. Wir zählten das Lächeln zusammen, überraschend wenig an der Zahl – ein kicherndes Pärchen, jung und verliebt; eine Großmutter, die über die Eskapaden ihres Enkels lachte; ein Verkäufer, der einen neuen Kunden ansprach.

Die Jahre vergingen und das Spiel des Lächelns war längst vergessen. Als Jugendliche unterschied ich mich kaum von den angespannten Gesichtern auf der Straße, verloren in meiner Musik und meinem Zorn auf die Welt im Allgemeinen.

Als ich 15 war, lud uns während eines Familienurlaubs am Strand ein Freund meiner Eltern in sein Restaurant ein. Ein wunderschönes, luftiges Lokal unter Palmen gelegen mit pastellfarbenem Sonnenuntergang. Der Besitzer, ein fröhlicher und großzügiger Mensch, vergewisserte sich, dass wir es gemütlich und behaglich hatten. Nach einigen Augenblicken der Unterhaltung, sah er mich plötzlich an und fragte:

„Warum lächelst du nicht? Bist du traurig?“

Verdattert versicherte ich ihm, mich wohlzufühlen. Nicht das erste Mal stellte mir jemand diese Frage, die mich aus meiner Welt holte, in der sich alles um mich selbst drehte.

Ich nahm immer an, die einzige Person zu sein, welche die Wolken über meinem Haupt sehen könnte, doch ich hatte Unrecht. Unsere „persönlichen Regenwolken“ sind in Wirklichkeit Teil desselben Himmels, unter dem wir alle leben, und die Straßen, die wir gehen, kreuzen sich.

Auch heute noch muss ich ab und zu meinen Gesichtsausdruck korrigieren, damit ich wieder lächle. Schließlich gab uns Gott unsere Sinne, um das Leben zu genießen und die Natur zu bewundern, und Er gibt uns eine Zukunft, auf die wir uns freuen können. 1

Sei also glücklich! Wandle im Sonnenlicht.

Du weißt ja nie – jemand könnte das Spiel des Lächelns mit dir spielen.

Was der Sonnenschein für die Blumen ist, das ist das Lächeln für die Menschen. Es sind nur Tropfen auf einen heißen Stein, sicherlich; doch wenn es auf dem Pfad des Lebens verteilt wird, ist das Gute, das es tut, unvorstellbar groß. – Joseph Addison (1672-1719)

  1. Siehe Jeremia 29:11.