Die Bücher auf dem Regal tragen alle ähnliche Titel: Die Entschleunigung des modernen Lebens, Die Kultur der Hast, Der Preis der Schnelllebigkeit … Die Allgemeinheit ist der Ansicht, unser modernes Leben finde auf der Überholspur statt und wir müssten mit den Konsequenzen in Form von Stress und anderen gesellschaftlichen Übeln leben. Das Leben vor hundert Jahren schien viel einfacher gewesen zu sein, doch auch damals haben sich die Menschen von Veränderungen beunruhigen lassen, wie die folgenden Auszüge beweisen:

Der Grund für … den Anstieg von Nervenkrankheiten liegt im erhöhten Anspruch, den das moderne Leben an die Gesellschaft stellt … alles muss schnell geschehen. Wir sprechen mit Menschen auf dem ganzen Kontinent, telegrafieren über den Ozean, machen einen Trip wegen einer einstündigen Besprechung nach Chicago … Ist es ein Wunder, dass unsere Nerven dem Druck nicht gewachsen sind?“ – G. Shrady (aus P. C. Knapp), „Steigt die Zahl der Nervenkrankheiten?“ Medical Record, 1896

Mit dem Aufkommen erschwinglicher Zeitungen und überlegenerer Fortbewegungsmethoden … ist es mit den verträumten, ruhigen alten Tagen vorbei … Die Menschen leben, denken und arbeiten in einem unglaublichen Tempo. Ihre Zeitung oder Post liegt auf dem Frühstückstisch, und wenn sie vor lauter Hast die Neuigkeiten des Tages nicht während des Essens lesen können, dann nehmen sie die Zeitung mit, um es launisch auf dem Arbeitsweg nachzuholen …  was keine Zeit lässt, sich mit möglichen Freunden im gleichen Abteil zu unterhalten. … Das Tempo und die Geschäftigkeit des modernen Lebens … vermisst die Ruhe und den Frieden unserer Vorväter, die am Ende des Arbeitstages ihren Feierabend genossen. – Morley William Smith in Ancient and Modern, 1886

Wenn es schon vor mehr als einem Jahrhundert als solch großes Problem angesehen wurde, als Pferde noch das Haupttransportmittel, Festnetztelefone eine Seltenheit waren und sich niemand das Internet auch nur erträumen konnte, welche Hoffnung gibt es dann für uns? Vielleicht liegt die Antwort darin, trotz der äußeren Umstände zu entschleunigen, mit einem Freund zu reden, ein Gänseblümchen zu unseren Füßen zu bemerken oder unser Essen zu genießen. Wir können unsere Augen zum Himmel wenden und die stumm über uns funkelnden Sterne betrachten. Entspannung ist eine Sache von Herz und Verstand.