„Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben. Denn eine Rebe kann keine Frucht tragen, wenn sie vom Weinstock abgetrennt wird, und auch ihr könnt nicht, wenn ihr von mir getrennt seid, Frucht hervorbringen. Ich bin der Weinstock; ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt, und ich in ihm, wird viel Frucht bringen. Denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun.“ 1
Dieser Vers hat sich in meinem Leben nur allzu sehr bewahrheitet. Wenn ich mich bemühe, Jesus an die erste Stelle in meinem Leben zu setzen, fallen mir Chancen in den Schoß und Türen öffnen sich, um meinen Glauben mit anderen zu teilen – oft, im Laufe meines Tages, zum Beispiel auf Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Auf einer solchen Fahrt, als ich mich dem überlaufenen Busbahnhof näherte, bemerkte ich zwei offensichtlich betrunkene Männer. Einer hielt eine Plastiktüte mit Bierdosen. Sie schienen laut zu sein und pöbelten herum, und meine erste Reaktion war, auf Distanz zu bleiben, denn ich wollte nicht belästigt werden.
Aber dann spürte ich Gottes Wink: „Rede mit ihnen!“ Mir wurde bewusst, wie schnell ich sie nach ihrem Aussehen und Verhalten beurteilt hatte. Die Bibel sagt: „Der Mensch urteilt nach dem, was er sieht, doch der Herr sieht ins Herz.“ 2 Jesus kümmerte sich nicht darum, welchen sozialen Status die Menschen hatten, als Er sich entschied, ihnen Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken. Er wurde sogar beschuldigt, ein Trinker zu sein, und bloßgestellt, weil Er sich mit den falschen Leuten verbrüdert hatte. Er wählte Liebe über Ansehen und Behaglichkeit.
Ich kämpfte mit Zweifeln, ob ich dem Drängen des Herrn folgen sollte, beschloss aber, es zu versuchen. Ich überreichte jedem ein Evangeliums-Traktat. Der Mann mit den Bierdosen sagte mir, er habe viele schlechte Erfahrungen mit Christen gemacht, die über Jesu Liebe sprachen, aber herablassend waren. „Ich will nichts mit Ihnen zu tun haben!“, fügte er hinzu.
Immer mehr Menschen fingen an, auf den Busbahnhof zu strömen, und hörten schweigend unserem ungewöhnlichen Gespräch über die Errettungsbotschaft zu.
Schließlich grinste der unhöflichere der beiden und sagte laut und deutlich: „Ich nehme Jesus an, wenn ich dir in deine Hose greifen kann!“ Ich erkannte, dass es nur ein Versuch war, einen Gläubigen zu schockieren und in Verlegenheit zu bringen, und ich hatte Recht, denn bevor ich die Gelegenheit hatte zu antworten, fügte er mit einem Seufzer hinzu: „Oder, wenn du mir nur etwas zu essen gibst!“
„Wann hast du das letzte Mal gegessen?“, fragte ich.
„Ich habe seit zwei Tagen nicht gegessen,“ war seine Antwort. Es herrschte Stille. Ich bat Gott, mir zu zeigen, wie ich vorgehen soll. Ich wusste, dass dies Seine Gelegenheit war, diesen verlorenen Mann zu erreichen, um ihm zu zeigen, dass Er ihn wirklich liebt.
„Okay,“ antwortete ich, „ich koche heute Abend Spaghetti für meine Familie. „Ich kann dich hier mit einer warmen Mahlzeit zum Abendessen treffen.“ Er stimmte freudig einem Treffen zu, und damit änderte sich seine Einstellung von verächtlich zu respektvoll.
Die Zeit war knapp, da der Bus jeden Moment eintreffen würde, und so fühlte ich mich von Gott geleitet, für ihn zu beten.
Daraufhin begann sein Saufkumpan, der der sanftere der beiden gewesen war, wütend zu rufen: „Wie wird Jesus ihm helfen?“
Aber der Mann, mit dem ich sprach, sagte zu ihm: „Respektiere das Gebet, Mann! Sie wird für mich beten!“
Ich legte meine Hand auf seine Schulter und beide beugten wir unsere Köpfe vor einer perplexen Zuhörerschaft, und ich betete für seine Errettung, für sein Verstehen, wie sehr Jesus ihn liebt, und dass er vom Alkohol wegkommt.
Er war gerührt und sagte mit erstickter Stimme: „Ich fühlte ein warmes Gefühl in meinem Herzen, als du gebetet hast. Das habe ich noch nie gefühlt!“
Der Bus kam an und ich stieg ein. „Danke!“, sagte er beim Abschied.
Als wir an diesem Abend unser Essen kochten, machten wir genug, dass es für zwei weitere Personen reichte und verpackten zwei Portionen mit Plastikbesteck und Servietten.
Ich fragte mich, ob der Mann tatsächlich zur vereinbarten Zeit auftauchen würde, und das tat er, jetzt nüchtern. Wir standen in dem leeren Busbahnhof und sprachen noch eine Weile über die Heilkraft Jesu. Als ich ihm das Essen gab, erklärte ich ihm, dass wir genug für zwei Mahlzeiten eingepackt hatten. „Danke!“, rief er aus. „Mein Mitbewohner hat auch Hunger, und ich wollte das Essen mit ihm teilen!“
„So etwas hat noch nie jemand für mich getan!“, sagte er.
Ich war so inspiriert von dem Ergebnis meiner Bereitschaft, zur Verfügung zu stehen, als Jesus mich bat, meine Behaglichkeitszone zu verlassen, um diesem Mann Seine Liebe zu bezeugen und zu zeigen, auch wenn es mir anfangs wegen der Zuschauer schwerfiel. Nun bringt es mich dazu, es zu wagen, ein Narr für Christus zu sein, 3 egal, was Er von mir verlangt oder wie schwierig es anfangs sein mag. Die Herausforderung lautet: „Ich bin ein Narr für Christus, wessen Narr bist du?“