Maria Montessori wurde 1870 in Italien geboren. Schon als junge Erwachsene hatte sie einen wissbegierigen Geist und war auf einem Weg, der die Tür für die moderne Pädagogik öffnen sollte. Während ihres Medizinstudiums konzentrierte sie sich auf die Bereiche Pädiatrie und Psychiatrie und begann mit der Entwicklung von Lernhilfen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen, von denen viele später die Prüfungen der öffentlichen Schulen bestehen konnten.
1906 begann Maria ihre Arbeit in der Casa dei Bambini, einer Schule für Kinder im Industrieviertel von Rom. Hier entwickelte sie ihre Theorie, dass das Lernen mit der Geburt beginnt und dass zwischen 0 und 6 Jahren die Grundlage für alles zukünftige Lernen gelegt wird.
Als ich 1973 mit dem Unterrichten begann, machte ich meine ersten Erfahrungen in Montessori-Schulen. Wir benutzten Lehrmittel, die auf individuelle Erforschung ausgelegt waren, und die Kinder konnten sich ihre Aktivitäten frei und selbstbestimmt aussuchen. Die kleineren Kinder liebten den Bereich „Praktisches Leben” im Klassenzimmer, in dem sie lernten zu falten, gießen, binden, schnallen, fegen und putzen – mit Werkzeugen, die in ihre kleinen Hände passten.
Später unterrichtete ich an Schulen mit einer eher klassischen Lernphilosophie, aber ich fand, dass die Leitprinzipien der Montessori-Methode für jede Lernsituation geeignet sind – sowohl im Klassenzimmer als auch zu Hause. Im Folgenden sind zwei Grundsätze aufgeführt, die über die Jahre hinweg die Grundlage für meine gesamte Unterrichtspraxis bildeten.
Maria Montessori vertrat die Ansicht, dass die Rolle des Lehrers die eines Vermittlers ist, der die Kinder zu Entdeckungen und Erkundungen anleitet. Als Lehrkraft ist es leicht, zu viel zu erklären, aber wenn ich mich ein wenig zurückhalte und nur bei Bedarf helfe, können die Schüler einen eigenen Schritt machen, um etwas herauszufinden und zu unabhängigen Lernenden zu werden. Wenn man Kindern die Möglichkeit gibt, selbstständig zu forschen und zu lernen – auch wenn sie dabei beaufsichtigt werden – entwickeln sie eine unschätzbare Fähigkeit fürs Leben.
Wenn Kinder noch lernen, eine Aufgabe zu meistern, beschreibt Montessori dies nicht als etwas falsch machen, sondern als Lernen, es richtig zu tun. Für sie ging die Erziehung weit über die Unterrichtsfächer hinaus und umfasste die Bereiche Selbstbeherrschung, Respekt vor sich selbst und anderen, Autonomie, Neugier und Kreativität.
Am meisten freue ich mich, wenn ich sehe, wie ein Schüler eine mentale Blockade überwindet und ihr bzw. sein gefürchtetes Fach in ein Fach verwandelt, das sie bzw. er liebt, wenn ich glückliche, unabhängige Lernende sehe, die gerne forschen, experimentieren und sich von neuen Herausforderungen nicht einschüchtern lassen. Dann habe ich das Gefühl, dass ich ihnen das Rüstzeug fürs Leben mitgegeben und hoffentlich einen Beitrag dazu geleistet habe, die Welt ein bisschen besser zu machen.