„Seid still und erkennet, dass ich Gott bin!“ – Psalm 46,11 LUT
Dieser kraftvolle Bibelvers war für mich eine Quelle des Trostes und der Stärke in Zeiten, in denen das Leben mich vor schwierige Entscheidungen stellte. Lebensverändernde Entscheidungen zu treffen, kann beängstigend sein, vor allem wenn der Ausgang ungewiss ist. Doch wenn ich über meinen Lebensweg nachdenke, erkenne ich, wie sich diese entscheidenden Momente – in die ich manchmal fast hineingedrängt wurde – letztendlich zum Besten gewendet haben.
Lass mich eine solche Erfahrung mit dir teilen.
Vor achtzehn Jahren brauchte eines meiner Kinder, das im Ausland lebte, meine Hilfe. Ich war vor kurzem erst zu einem meiner anderen Kinder gezogen, um mich um meine kleinen Enkelkinder zu kümmern, neben einer Arbeit, die ich sehr liebte. Alles stehen und liegen zu lassen und um die Welt zu fliegen, war eine eher entmutigende Aussicht. Dennoch war die Entscheidung klar, als ich von den Umständen erfuhr, die mit der Betreuung meines sechs Monate alten Enkels zusammenhingen.
Ich packte eine Tasche und reiste nach Übersee in der Erwartung eines kurzen Aufenthalts. Doch drei Monate später stand ich vor einer lebensverändernden Entscheidung: Sollte ich eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung beantragen und bleiben oder „nach Hause“ zu meinen anderen Verpflichtungen, meiner Arbeit und meinem Hab und Gut zurückkehren? Die Sehnsucht nach der vertrauten Umgebung nagte an mir, aber auch der unbestreitbare Drang, dort zu bleiben, wo ich am meisten gebraucht wurde.
Normalerweise zähle ich immer alle Vor- und Nachteile auf. Die Nachteile schienen gewiss überwältigend: Zu bleiben bedeutete, meine Arbeit, meine finanzielle Sicherheit und alles, was ich besaß, außer dem, was ich mitgebracht hatte, zurückzulassen. Doch da gab es ein unbestreitbares Pro: In die Augen meines Enkels zu schauen. Die Opfer traten in den Hintergrund im Vergleich dazu, für ihn da zu sein, weil er mich am meisten brauchte.
Ich blieb also.
Achtzehn Jahre später kann ich mit Überzeugung sagen, dass es die richtige Entscheidung war. Die Herausforderungen waren real, aber sie führten zu persönlichem Wachstum und neuen Möglichkeiten, die ich mir nie hätte vorstellen können. Ich fand Unterstützung – emotional und finanziell – aus unerwarteten Quellen, und der Weg, der vor mir lag, war zwar zunächst unklar, wurde aber mit jedem Schritt heller.
Dieser kleine Junge ist, wie sich herausstellte, Autist. In den ersten Jahren kümmerte ich mich ganztägig um ihn, später in Teilzeit, als sich seine Eltern stärker engagierten. Vor fast fünf Jahren, als ich gerade erwog, mich zurückzuziehen, um meine anderen Kinder zu besuchen und ihnen zu helfen, traf das Leben eine weitere wichtige Entscheidung für mich.
Derselbe Junge, jetzt ein Teenager, brauchte im August 2020 ein weiteres Mal meine Vollzeitbetreuung. Mein Leben und mein Zuhause habe ich so umgestaltet, dass er bei mir leben konnte. Es war ein neues Kapitel, gefüllt mit Lernkurven und Herausforderungen, aber auch mit tiefer Freude und Sinn.
Heute ist der Jugendliche auf Erfolgskurs. Er hat die Highschool abgeschlossen und strebt eine Karriere im IT-Support an, während er in Teilzeit arbeitet. Sein Weg inspiriert mich täglich und erinnert mich daran, wie wichtig es ist, „Ja“ zu sagen, wenn man gefragt wird, selbst wenn die Zukunft unklar ist.
Die Erfahrungen, die ich mit ihm gemacht habe, haben mir wiederum neue Möglichkeiten eröffnet. Ich wurde zertifizierte Autismus-Ressourcenspezialistin und gebe nun mein Wissen und meine Erfahrung an Familien, Betreuer und Pädagogen weiter. Durch meine Ausbildung und mein Engagement habe ich gelernt, dass der Weg mit Autismus zwar schwierig sein kann, dass aber Liebe, Geduld und Verständnis das Potenzial eines jeden Kindes freisetzen können.
Wenn ich über diese lebensverändernden Entscheidungen nachdenke, finde ich die Gewissheit, dass wir als Christen mit großer Zuversicht ungeachtet der Herausforderungen wissen: „dass für die, die Gott [der sich zutiefst um uns sorgt] lieben und nach seinem Willen zu ihm gehören, alles zum Guten zusammenwirkt (Römer 8,28). Wenn das Leben uns Mut abverlangt, können wir Frieden finden, wenn wir Gott kennen und ihm vertrauen.