„Wenn mein Bruder mich beleidigt, wie oft soll ich ihm vergeben?“, fragte einst jemand Jesus, bevor er die hoffnungsvolle Schätzung von. „Siebenmal?“ abgab „Nein, siebzigmal sieben“, antwortete Jesus (Matthäus 18,21-22). Mit anderen Worten: Wir sollten nie aufhören zu vergeben.
Das nenne ich Liebe! Und Jesus meinte damit nicht nur, dass wir unseren Geschwistern, Ehepartnern oder engen Freunden liebevoll und geduldig vergeben sollten, sondern auch arroganten Chefs, eigensinnigen Kollegen, streitsüchtigen Nachbarn – eigentlich jedem in allem. Das widerspricht gänzlich der menschlichen Natur, so sehr so dass so etwas nur von Gott selbst kommen kann.
Hat dir Gott nicht „siebzigmal sieben“ vergeben? Lässt dich das nicht wünschen, diese Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung auch auf andere auszudehnen, damit auch sie ihn kennenlernen und seine Vergebung erfahren können?
„Die Liebe ist geduldig und (stets) freundlich.“ (1.Korinther 13,4). „Ein Diener des Herrn darf nicht streiten, sondern er muss zu allen freundlich sein, überzeugend lehren und auch mit schwierigen Menschen Geduld haben können. Denen, die sich der Wahrheit widersetzen, soll er freundlich den richtigen Weg zeigen. (2.Timotheus 2,24-25).
* * *
Viele Menschen haben Angst zu vergeben, weil sie glauben, sich stets an das Unrecht erinnern zu müssen, weil sie sonst nicht daraus lernen können. Doch das Gegenteil ist der Fall. Durch Vergebung wird das Unrecht aus seinem emotionalen Würgegriff befreit, so dass wir daraus wirklich lernen können. Durch die Kraft und Intelligenz des Herzens bringt die Vergebung eine erweiterte Intelligenz mit sich, die es uns ermöglicht, effektiver mit der Situation umzugehen.
– David und Bruce McArthur, The Intelligent Heart, 1997
Wenn ich vergebe, kann ich doch keine Munition auf die Reise mitnehmen. Ich muss mich von allen Sprengstoffen und aller Munition von Zorns, Wut und Rache befreien. Ich soll keinen „Groll hegen“. (3.Mose 19,17-18).
Dieser Forderung kann ich nicht nachkommen. Sie liegt völlig außerhalb von mir. Ich kann vielleicht Worte der Vergebung aussprechen, aber ich kann keinen klaren, hellen, blauen Himmel malen, ohne dass sich irgendwo ein Anflug von Sturm zusammenbraut.
Aber der Herr der Gnade kann das für mich tun. Er kann mein Wetter verändern. Er kann ein neues Klima schaffen. Er kann „einen neuen, beständigen Geist“ in mir erschaffen (Psalm 51,12) und in dieser neuen Atmosphäre wird nichts leben, was vergiften und zerstören will. Groll wird sterben und Rache wird dem guten Willen weichen, der starken, freundlichen Gegenwart, die in dem neuen Herzen ihr Zuhause findet.
– John Henry Jowett (1864–1923)