Man sagt, unser Leben hinge von vier wesentlichen Entscheidungen ab, die uns zu dem machen, was wir sind: Die Karriere, die wir uns aussuchen, wen wir heiraten, mit wem wir uns befreunden und woran wir glauben. Meiner Meinung nach ist das, woran wir glauben, das wichtigste der vier, denn das wird ausschlaggebend dafür sein, was mit den anderen drei geschieht.
Ein jeder von uns hat wahrscheinlich seine eigene Geschichte eines Dreh- und Angelpunktes, der unserem eigenen Glaubenssystem zur Form verhalf. Diese Ereignisse sind Teil dessen, was unser Zeugnis genannt wird. Unser Leben spricht Bände. Es erzählt unserem Zuhörer, das, was uns zustoßen kann, könnte ihm ebenfalls zustoßen. In der Apostelgeschichte, in Kapitel 22 nachzulesen, erzählt uns Paulus seine Geschichte. Hier ist meine:
Mit 19 entschloss ich mich, den Sommer in der verwaisten Farm meiner Familie draußen, mitten in den Wäldern Pennsylvaniens in Amerika zu verbringen. Es war kaum noch als Farmhaus zu bezeichnen, nur die Außenmauern einiger Gebäude standen noch. Vierzig Jahre zuvor war es noch eine emsige Farm gewesen für meinen Vater und seine Familie mit sieben halbstarken Geschwistern, doch ein Traktor im Tagbergbau in der Gegend fuhr über eine Treibstoffleitung, die explodierte und machte das Haus zu Asche. Niemand wollte das Haus wiederaufbauen und das Gehöft verwandelte sich wieder zurück in seinen ursprünglich wilden Urzustand. Von allem und jedem abgeschnitten, war es der perfekte Ort, ohne Ablenkung den Weg für meine Zukunft zu planen. Neunzehn kann ein Schlüsselalter sein und eine Zeit, in der viele sich am Scheideweg befinden, und ich war keine Ausnahme.
Mein Hund und ich lebten sechs Wochen in vollkommener Einfachheit. Lange Spaziergänge durch den Wald, schwimmen im Fluss, meditieren und Gedichte schreiben. Ich lebte von wilden Erdbeeren, Müsli und Sojabohnen und gab diesem Ort den Spitznamen „Strawberry Fields Forever“ nach dem berühmten Beatles Song, das eine idyllische, ewige Welt romantisiert, die ich in dieser naturgegebenen Einfachheit zu finden hoffte.
Zu der Zeit bemühte ich mich, mir Ausdruck zu verleihen, indem ich ungeordnet meinen Gedanken freien Lauf ließ, und meine Fotografie war nicht weniger verwirrend. Mit einigen Freunden veranstalteten wir eine Ausstellung unserer „Kunst“, die wir „Verrücktes“ überschrieben, mit der Hoffnung verbunden, eine neue Kunstrichtung ins Leben zu rufen. Kurzlebig, da wir unsere Ausstellung am nächsten Morgen im Abfallcontainer wiederfanden. Der Hausmeister hielt es fälschlich für Müll.
In diesem Lebensabschnitt nahm ich LSD und rauchte gelegentlich Marihuana, was mir meinen Kopf verdrehte und mir einen entstellten Sinn für die Wirklichkeit vorgaukelte. Das alles geschah vor dem Hintergrund der turbulenten Siebziger mit Vietnamkrieg, Rassenkrawallen, Bürgerrechtskämpfen, und einer Nation suchender Jugendlicher. Ich sehnte mich danach. ein einfaches Leben zu finden, mit der Natur verbunden zu sein und meine geistigen Wurzeln zu finden.
Vielleicht, so dachte ich, würde ich es im Zen Bogenschießen finden. Die großen Meister versetzten mich in Erstaunen, von denen ich gelesen hatte, sie konnten einen ersten Pfeil abschießen und ins Schwarze treffen, mit einem zweiten Pfeilschuss spalteten sie dann den ersten Pfeil in zwei Hälften. Immer wieder versuchte ich, ins Schwarze zu treffen und verbrachte dann meine Zeit damit, die verirrten Pfeile wiederzufinden. Es würde mich, so schloss ich, ein paar Lebzeiten kosten, diese Kunst zu meistern. Jetzt leuchtete mir ein, warum die Meister immer mit langen Bären und Glatzköpfen dargestellt wurden – hatte es doch so lange gedauert zu lernen, das Ziel zu treffen. Ich allerdings hatte es eilig, die Erleuchtung zu finden.
Ich sehnte mich nach einem „Irgendwo“ und einem Zugehörigkeitsgefühl und nicht so sehr nach dem von einigen Glaubensrichtungen versprochenem Himmel des „Nichts“. Auch wenn ich in meinem Einsiedlerleben ein gewisses Maß an Frieden fand, war mir doch klar, der in der Natur gefundene Friede war nur vorübergehend. Ich musste einen etwas dauerhafteren Frieden finden, als ich mich mit den krassen Tatsachen des Alltags konfrontiert sah – einen Frieden, unabhängig von äußeren Umständen, jemandem oder irgendetwas, das die stürmischen Lebenswogen glätten könnte. Gelegentlich bin ich in als „Kirchenchrist“ in die Kirche gegangen, hatte aber kein inneres Verständnis dessen, was das Christentum eigentlich war oder was ich damit anfangen könnte.
Zu der Zeit erzählte mir meine Schwester von Jesus. Ich entdeckte, dass Jesus aus weitaus mehr als nur Traditionen und Ritualen bestand. Er war der Mensch, der das perfekte „einfache Leben“ lebte und überall Gutes tat. Er redete nicht nur von der Liebe, sondern gab dafür Sein Leben. Aus der Sichtweise jener Zeit, verkörperte Er das wahre „Blumenkind“ ohne die Enttäuschungen der Drogen und alle die anderen Fimmel, die ich hatte. Ich bat Ihn in mein Herz und ein Samen war gesät, der immer weiterwuchs, als ich ihn mit Seinem Wort und Gebet wässerte und damit, meinen Glauben mit anderen zu teilen.
Etliche Monate später in den Ferien in Kanada, watete ich in einen See und schnitt mir dabei an den scharfen Felsen im seichten Wasser meine Füße auf. Während ich so am Strand dalag und meine Wunden versorgte, blickte ich hinauf in den türkisfarbenen Himmel. Am Rande einer Entscheidung, die mein Leben verändern sollte, fragte ich mich, ob dieser Vorfall für mich von Bedeutung wäre, darum bat ich Gott, mir darüber etwas zu sagen, was gerade geschehen war.
Die Antwort kam nicht in hörbaren Worten, sondern auf die Art, den die Bibel „ein leises Säuseln“ 1 im Herzen nennt. Sie sagte: „Spring ganz hinein, oder bleib am Ufer stehen, watest du aber, wirst du dich schneiden. Da wurde mir die Bedeutung klar, ich hatte vorwärts zu gehen und eine kühne Entscheidung zu treffen, zu tun, was richtig war und mich nicht von den Konsequenzen beeinträchtigen lassen.
Ich riskierte den Sprung und beschloss, mein Leben Gott zu widmen, abwechslungsreich und in vielen Ländern. Hier steh ich nun, 40 Jahre später, und froh darüber, gesprungen zu sein. In den Sprüchen steht: „Denn der Herr ist deine Zuversicht. Er wird nicht zulassen, dass du in eine Falle gerätst.“ 2 Das hat Er ganz bestimmt sehr oft in meinem Leben nicht zugelassen.
In Jesus war es, wo ich den von mir gesuchten inneren Frieden fand. Nicht darin, vor der Welt wegzurennen, sondern in der Welt zu sein und dennoch nicht von der Welt zu sein. Gewiss müssen wir manchmal Ruhe haben und uns von allem zurückziehen – auch Jesus musste die Mengen hinter sich lassen, um allein mit Seinem Vater reden zu können. Wir sollten aber nicht vergessen, dass es da draußen eine Welt gibt, die den Frieden braucht, den wir von Ihm erhalten haben.
Schau ich zurück auf meine Wahl am Scheideweg, kann ich sagen, nichts zu bereuen. Jesus ist die Wahrheit, der Weg und das Leben. Er lässt mich in grünen Tälern ausruhen, er führt mich zum frischen Wasser. 3