Vor ein paar Jahren fing ich an zu joggen und versuchte, konsequent dabei zu bleiben. Sehr schnell fing ich an, längere Strecken und Zeiten zu laufen als am Anfang. Doch dann erreichte ich einen gewissen Punkt, an dem meine Leistung über ein Jahr stehen blieb. Ich fand es schwierig, meine Ausdauer über diesen Punkt hinaus zu steigern und besonders schwierig, schneller zu werden.
Dann joggte ich mit einem Freund, der diesen Sport seit Jahren bei ausgezeichneter Form ausübt. Ich bat ihn, meinen Laufstil zu beurteilen.
„Wenn du kürzere Schritte machst als jetzt und dafür schneller läufst“, riet er mir, „dann hast du mehr Ausdauer und dein Tempo wird sich steigern.“
Das war mir noch nie in den Sinn gekommen. Ich hatte nicht versucht, mich auf eine bestimmte Weise vorwärts zu bewegen, und ließ mich dabei von meinem Körper dorthin treiben, wohin und wie er wollte. Als ich mich darauf konzentrierte, kleinere Schritte zu machen, stellte ich fest, mich nicht einmal darum bemühen zu müssen, schneller zu laufen, es geschah einfach wie von selbst. Die Veränderung war nicht dramatisch, aber genug, um meinen Fortschritt sehen zu können.
Mein Laufen hat sich definitiv verbessert. Meine Atmung geht müheloser, meine Ausdauer hält länger und mein Tempo beschleunigt sich. Heute Morgen rannte ich dieselbe Strecke auf der ich meine Entdeckung machte und brauchte sehr viel weniger Zeit, auch ohne mich auf mein Laufen zu konzentrieren. Und das Beste war, ich fühlte mich nicht so, als müsse ich mich sonderlich anstrengen, kämpfen und hecheln. Ich fühlte mich entspannt und genoss es vom Anfang bis zum Ende. Ich hätte einfach weiterlaufen können, so gut fühlte ich mich.
Kurz nach dieser Entdeckung kam es mir beim Gebet eines Morgens in den Sinn, dasselbe Prinzip auch in anderen Gebieten meines Lebens auszuprobieren, besonders in meinem Arbeitsbereich. Ich sehe mich gerne als eine Person, die „etwas getan bekommt“. Jedoch muss ich zugeben, gerne Dinge auf die lange Bank zu schieben. Ich bin nicht faul, arbeite gerne, hart und lange und es gibt wenig, was ich mehr genieße, als ein abgeschlossenes Projekt. Aus Gewohnheit zögere ich trotzdem immer wieder, große oder langwierige Projekte anzugehen. Oft lasse ich sie so lange liegen, bis ich mich stressen muss, um einen Abgabetermin einzuhalten.
Kürzlich fand ich heraus, warum: ich habe immer angenommen, bei großen Projekten große Fortschritte in großen Sprüngen machen zu müssten. Aber Jesus half mir, zu erkennen, wie ich meine Erfahrung vom Joggen auf meine Arbeit übertragen konnte. Das half mir, meine Arbeit mit maximaler Effizienz zu erledigen, dieselbe Strecke mit weniger Zeitaufwand und weniger Mühe hinter mich zu bringen und am Ende nicht so ausgelaugt zu sein.
Ich warte nicht länger, bis ich 7 Tage in Folge in meinem Kalender frei habe, um ein 7-Tage-Projekt anzufangen. Wenn ich heute ein oder zwei Stunden Leerlauf habe, kann ich diese Zeit nutzen, um einen Anfang zu wagen, einen kleinen Schritt. Dann kann ich morgen ein bisschen mehr daran arbeiten – ein weiterer kleiner Schritt – und etwas mehr am nächsten Tag und am nächsten. Indem ich auf diese Weise vorgehe, komme ich schließlich zum Ende eines Projektes, das zuerst überwältigend aussah, auch wenn ich ihm keine großen Zeitblöcke gewidmet habe. Ich fühle mich nicht so, als hätte ich einen Marathon hinter mir. Die Arbeit ist erledigt, weil ich sie in kleinen Schritten erledigte. Und auch während ich daran arbeite, kann ich atmen! Ich bin auf keiner verzweifelten Aufholjagd. Ich kämpfe nicht darum, mich zur Arbeit zu motivieren. Ich habe gelernt, die beste und dauerhafteste Verbesserung wird nicht in einem dramatischen Schritt gemacht, sondern Stück für Stück und Schritt für Schritt. Kürzere Schritte führen zu größerem Fortschritt.
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Du kannst dich nicht selbst dazu bringen, geistig zu wachsen. Es passiert nicht durch eigene Anstrengung. Es geschieht, wenn du nahe bei Jesus bleibst, in Seinem Wort lebst, Seine Liebe aufnimmst, gefüllt mit Seinem Geist, und in einer Herz-mit-Herz Kommunikation mit Ihm verbunden bist. – Virginia Brandt Berg (1886–1968)
In den gewöhnlichen Abläufen des Lebens organisiert vorzugehen und kleinere Projekte, die du begonnen hast, zu Ende zu bringen, bedeutet einen wichtigen ersten Schritt im Erreichen größerer Ziele. Wenn du das Geringere nicht in den Griff bekommst, wie kannst du es je schaffen, das Größere ins Auge zu fassen. – Joyce Meyer (geb.1943)
Großes wird nicht impulsiv erledigt, sondern durch eine Reihe kürzerer aufeinanderfolgender Einzelheiten. – Vincent van Gogh (1853–1890)
Glücklich kann sich derjenige schätzen, der täglich Fortschritt macht und weniger das betrachtet, was er gestern gemacht hat, als viel mehr, welche Fortschritte er heute machen kann. – Jerome (ca. 347–420)