Ein weiterer anstrengender, erschöpfender Tag war endlich vorüber. Frustration und Müdigkeit lasteten schwer auf mir, eine Kombination aus Auseinandersetzungen mit meinem verschrobenen PC, einem düsteren Himmel mit Nieselregen und eisigen Winden, der Verzweiflung über ein angebranntes Hähnchen – und dutzenden anderer alltäglicher Ärgerlichkeiten.
Nach dem Abendessen mit dem verbrannten Huhn, machte ich mich zum nahegelegenen Park auf. Meine Mutter sagte oft „die Natur kann gereizte Nerven besänftigen wie nichts Anderes“ und so entschloss ich mich, ihren Rat auszuprobieren.
Ich wanderte durch den Park, in Erwartung, etwas „Magisches“ werde mir widerfahren. Eine weggeworfene Zigarettenschachtel knirschte unter meinem Schuh und vor mir hingen ein paar welke Blumen müde von einem Topf herab. Etwas weiter vorne protestierte ein Kleinkind, das seine Mutter im Kinderwagen vor sich herschob, während hinter mir ein Paar mittleren Alters miteinander stritt. Mit einem enttäuschten Seufzer machte ich kehrt, Richtung nach Hause.
Vielleicht war es meine unterbewusste Entschlossenheit, den „Zauber der Natur“ trotz der garstig wirkenden Umgebung zu finden, denn als ich mich umdrehte, hielt ich inne und schaute hinauf zum pechschwarzen Himmel. Ich hatte nicht erwartet, Sterne sehen zu können, doch zu meiner Überraschung funkelte mir dort ein kleiner weißer Stern entgegen. Es war der einzig sichtbare und leuchtete so hell, als wäre er froh, von mir endlich entdeckt worden zu sein. Plötzlich wurde mir klar, wie selten ich mir Zeit nehme, in den Himmel zu schauen. Warum ihn nicht jeden Tag betrachten und seine erfrischende Schönheit auskosten? Warum lasse ich ihn mich nicht an den Einen erinnern, der ihn erschuf – und auch mich?
In Bewunderung des kleinen weißen Sterns, wurde ich an die ersten Verse des Psalm 19 erinnert, die ich als Kind auswendig lernte: „Der Himmel verkündet die Herrlichkeit Gottes und das Firmament bezeugt seine wunderbaren Werke. Ein Tag erzählt es dem anderen, und eine Nacht teilt es der anderen mit. Ohne Sprache und ohne Worte, lautlos ist ihre Stimme.“ 1 Vielleicht erzählen die Himmel auf ihre eigene Weise die Liebesgeschichte unseres Gottes, „der uns alles reichlich gibt, was wir brauchen, damit wir uns daran freuen und es genießen können“, 2, der uns Liebesbriefe schreibt, mit der bunten Tinte des Regenbogens und der Sonnenauf- und -untergänge – und uns mit kleinen weißen Sternen zuwinkt.
Ich verweilte noch für einen letzten Blick, bevor ich nach Hause ging. Da schien er, der einzig helle Fleck in der trüben Dunkelheit. Es machte nichts aus, dass die anderen Sterne wegen Luftverschmutzung oder Wolken verdeckt waren, oder ob es auch meinem Stern in einer anderen Nacht so ergehen würde; ich würde wissen, die Sterne sind immer noch dort. Und so geht es mit der Liebe Gottes, sinnierte ich. Sie ist konstant und lebendig, auch wenn Kämpfe und Zweifel sie zu verhüllen scheinen. Nichts kann sie ersticken; sie ist immer da und wartet darauf, die Nebel zu durchdringen und Glanz in unser Leben zu bringen. Nun weiß ich, warum die Natur gekräuselte Nerven besänftigt: durch ihre Wunder flüstert sie uns zu von unserem wahrhaftesten Liebhaber und Seiner ewigen Liebe.