Im 1.Johannesbrief lesen wir die kurze, aber tiefgründige Aussage: „Gott ist Liebe” (1.Johannes 4,8). Und weiter: „Gottes Liebe zu uns zeigt sich darin, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte, damit wir durch ihn das ewige Leben haben” (1.Johannes 4,9).

Obwohl der Ausdruck „Gott ist Liebe” im Alten Testament nicht vorkommt, wird Gott in den Büchern von 1.Mose bis Maleachi als derjenige dargestellt, der treu und ewig liebt. Im gesamten Alten Testament lesen wir von der unerschütterlichen Liebe Gottes, die „über tausend Generationen” und „bis in alle Ewigkeit” währt (5. Mose 7,9; Psalm 103,17).

Im Neuen Testament wird Jesus als die auf Erden offenbar gewordene Liebe Gottes zur Menschheit dargestellt. Er hat diejenigen, die an ihn glauben, angewiesen, seinen Lehren zu folgen, damit wir in seiner Liebe bleiben und diese Liebe an andere weitergeben können (Johannes 15,9-10). Um uns zu helfen, in seiner Liebe zu wandeln, sandte er den Heiligen Geist, um uns alles zu lehren und uns an alles zu erinnern, was er uns gelehrt hat (Johannes 14,26). Die Gegenwart des Heiligen Geistes in unserem Leben zeigt sich in Liebe, Güte und Freundlichkeit gegenüber anderen (Galater 5,22).

Im Neuen Testament gibt es vier Wörter, die im Deutschen mit Liebe übersetzt werden und die im griechischen Original unterschiedliche Bedeutungen haben. Das im Neuen Testament am häufigsten verwendete Wort für Liebe ist Agape. Es bedeutet in der Heiligen Schrift die Liebe Gottes. Wenn es zum Beispiel in 1. Johannes 4,8 heißt, dass Gott die Liebe ist, dann ist Agape das griechische Originalwort. Alles, was Gott tut, ist durch seine Liebe motiviert und entspringt ihr.

Agape bezieht sich auch auf die Liebe zu Gott und zum Nächsten, wie sie in den beiden größten Geboten (Markus 12,30-31) zum Ausdruck kommt, und auf die Liebe, die wir anderen nach dem Vorbild Christi erweisen sollen. „So gebe ich euch nun ein neues Gebot: Liebt einander. So wie ich euch geliebt habe, sollt auch ihr einander lieben” (Johannes 13,34).  Das ist die Liebe, die Jesus in seinem irdischen Leben gezeigt hat und die ihn dazu bewegt hat, sein Leben für uns zu geben, damit wir für immer mit ihm leben können.

Als Christen sind wir aufgerufen, diese aufopfernde Liebe nachzuahmen, die Jesus uns vorgelebt hat, wie Paulus schreibt: „Folgt in allem Gottes Beispiel, denn ihr seid seine geliebten Kinder. Euer Leben soll von Liebe geprägt sein, wie auch Christus uns geliebt hat, denn er hat sich selbst als Gabe und Opfer für unsere Sünden gegeben. Und Gott hatte Gefallen an diesem Opfer, das wie ein wohlriechender Duft zu ihm aufstieg” (Epheser 5,1-2). Wenn wir die Evangelien und die Briefe lesen, sehen wir in jedem Kapitel diese Agape-Liebe, die die Bedürfnisse des anderen vor die eigenen stellt, die Unannehmlichkeiten auf sich nimmt und sich freiwillig für das Wohl des anderen opfert. Es ist eine Liebe, die Freundlichkeit, Wohlwollen und Einsatz für das Wohl des anderen zeigt, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.

In englischen Bibeln wird Agape oft mit „Nächstenliebe” übersetzt, was uns hilft zu verstehen, dass diese Liebe eine gebende, selbstlose Liebe ist; sie ist Liebe in Aktion. Die Aufforderung, die Liebe Jesu nachzuahmen, ist eine Aufforderung, Freundlichkeit, Mitgefühl und Liebe nicht nur gegenüber denen zu zeigen, die uns nahe stehen und denen wir wohlgesonnen sind, sondern auch gegenüber denen, die auf eine Weise denken, glauben und handeln, mit der wir nicht einverstanden sind. Schließlich hat Jesus gesagt, dass wir sogar unsere Feinde lieben sollen und diejenigen, die uns Unrecht tun oder uns schlecht behandeln.

Der Apostel Paulus hat in 1. Korinther 13, das auch das „Hohelied der Liebe“ genannt wird, definiert, was „Nächstenliebe“ ist, was sie tut und wie sie sich zeigt. Er schreibt: „Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Die Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie lässt sich nicht reizen, und wenn man ihr Böses tut, trägt sie es nicht nach. Sie freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich immer an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht” (1. Korinther 13,4-7).

Andere Bibelversionen verwenden andere Formulierungen für diese Passage, was zu einem besseren Verständnis der Botschaft beitragen kann. Die GNB Version sagt uns zum Beispiel über die Liebe: „Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld (1. Korinther 13,7).

Diese herausfordernde Aufzählung ist ein guter Prüfstein für uns, wenn wir versuchen, in der Liebe Christi zu wandeln und seine Liebe, sein Mitgefühl und seine Freundlichkeit anderen gegenüber durch unser Leben, unsere Worte und unsere Taten zu verkörpern. Jesus hat einige Beispiele dafür gegeben, wie wir diese Liebe in unserem täglichen Leben zeigen können. Er sagte: „Wer dich bittet, dem gib, was du hast…behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest” (Lukas 6,30-31).  Dann fuhr er fort: „Liebt eure Feinde! Erweist ihnen Gutes! Leiht ihnen Geld! Und macht euch keine Sorgen, weil sie es euch vielleicht nicht wiedergeben werden. Dann wird euer Lohn im Himmel groß sein und ihr handelt wirklich wie Kinder des Allerhöchsten, denn er erweist auch den Undankbaren und den Bösen Gutes. Ihr sollt gütig sein, wie euer Vater gütig ist.” (Lukas 6,35-38).

Wie wichtig es ist, die Liebe in unserem täglichen Leben in die Tat umzusetzen, drückt der erste Johannesbrief aus: „Liebe Kinder, wir wollen nicht nur davon reden, dass wir einander lieben; unser Tun soll ein glaubwürdiger Beweis unserer Liebe sein” (1. Johannes 3,18).  Jakobus gibt uns in seinem Brief einige konkrete Beispiele, wie wir unseren Glauben in Taten umsetzen können, die die Liebe Christi widerspiegeln: „Angenommen, jemand sieht einen Bruder oder eine Schwester um Nahrung oder Kleidung bitten und sagt: ‚Lass es dir gut gehen, Gott segne dich, halte dich warm und iss dich satt‘, ohne ihnen zu essen oder etwas anzuziehen zu geben. Was nützt ihnen das? Es reicht nicht, nur Glauben zu haben. Ein Glaube, der nicht zu guten Taten führt, ist kein Glaube – er ist tot und wertlos” (Jakobus 2,15-18).

Die Liebe Christi in unserem täglichen Leben, in unserem Handeln und in unseren Beziehungen zu anderen zu zeigen, ist wichtig, um ein Leben zu führen, das Jesus widerspiegelt und Menschen zu ihm hinzieht. Die Entscheidung, einen christlichen Charakter zu entwickeln, das alte Ich abzulegen und das neue Ich anzuziehen, wie der Apostel Paulus schrieb, ist auch ein Ausdruck der Liebe (Epheser 4,20-24). Christliche Tugenden wie Liebe, Barmherzigkeit, Freundlichkeit, Güte, Sanftmut und Geduld wurzeln in der Liebe Christi, die uns drängt (2.Korinther 5,14).

Wir lieben Gott, weil er uns zuerst geliebt hat (1.Johannes 4,19) und auf der Grundlage seiner Liebe streben wir danach, ihm ähnlicher zu werden, ihn und seine Liebe anderen widerzuspiegeln – auch wenn dieses Spiegelbild nur ein schwacher Abglanz dessen ist, was er wirklich ist. Aber so schwach dieser Schein auch sein mag, unsere freundlichen Worte und Taten, die in seiner Liebe vollbracht werden, leuchten in dieser dunklen Welt und geben dem die Ehre, der uns erschaffen, geliebt und gerettet hat und mit dem wir die Ewigkeit verbringen werden (Matthäus 5,16). Mögen wir alle in der Christusähnlichkeit wachsen, damit wir jedem Menschen, mit dem wir in unserem Leben in Berührung kommen, Gottes Liebe und Freundlichkeit besser widerspiegeln können.